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Astroinfos - Berichte für Fans der Astronomie

Dienstag, 01.09.2009

Astro-Infos September 2009

Dunkelwolke in der Milchstraße

Am 22. September exakt um 23:19 Uhr Sommerzeit beginnt mit der Tag- und Nachtgleiche der astronomische Herbst. In der Phänologie, dem Naturkalender, zählt die Zeit bis zur Reife der Frühzwetschgen und der Blüte der Herbstzeitlosen noch zum Spätsommer. Vom Frühherbst spricht man zur Reife der Birnen und des schwarzen Holunder und der Vollherbst beginnt mit dem Fallen der Rosskastanien. Auch die Vogelwelt stellt sich auf die dunkle Jahreszeit ein, viele Zugvögel haben ihr Brutgebiet bereits verlassen oder f liegen an warmen Septembertagen ab.

Der Sternenhimmel im September - Blick nach Süden

Karte: Winfried Kräling

Der abendliche Sternenhimmel entspricht eher dem phänologischen Kalender, da er einen noch recht sommerlichen Anblick bietet. Die Milchstraße sowie das Sommerdreieck aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler sind noch gut zu er kennen. Doch zeigen sich über dem Osthorizont schon Herbststernbilder wie Steinbock, Wassermann und Pegasus, die im Lauf der Nacht langsam die Oberhand gewinnen. Im Steinbock finden wir das nach dem Mond hellste Objekt am Abendhimmel. Es ist Jupiter, der größte Planet unseres Sonnensystems.

Jupiter steht auch im September noch in perfekter Beobachtungsposition. Schon in einem Fernglas sind seine vier hellsten Monde zu sehen, die Abend für Abend eine andere Position einnehmen. Auch in großen Teleskopen zeigt Jupiter stets einen anderen Anblic k. So erscheinen Wolkenstrukturen am Ostrand des Planeten und andere verschwinden an seinem Westrand. Aber man kann auch langlebige Gebilde in der Jupiteratmosphäre erblicken, wie z.B. den Großen Roten Fleck, einen gigantischen Wirbelsturm, der schon seit Jahrhunderten auf Jupiter tobt.

Fernrohranblick der Planeten Venus, Mars und Jupiter

Grafik: Winfried Kräling - Mars zählt noch nicht zu den ergiebigsten Beobachtungsobjekten, obwohl er im September bereits um Mitternacht aufgeht. Er steht noch zu weit von der Erde entfernt und zeigt sich im Teleskop kaum größer als Jupiters Großer Roter Fleck. Venus strahlt zur Zeit als heller Morgenstern, auch sie kann nicht zu den Favoriten teleskopischer Beobachtung gezählt werden, da sie kaum noch eine Phase zeigt und wegen ihrer zunehmenden Distanz zur Erde schon recht klein wirkt. Dennoch strahlt s ie heller als Jupiter.

Ein recht auffälliges Sternbild in unsere Galaxie ist der Adler (lat. Aquila), der schon 1000 v.Chr. auf einem Steinrelief in Mesopotamien dargestellt wurde und auch im antiken Griechenland eine bedeutende Rolle spielte. Der hellste Stern im Adler ist Ata ir, dessen Name soviel wie "fliegender Adler" bedeutet. Mit dem Fernglas erkennt man bereits den Doppelstern 57 Aql, ein Duo aus zwei bläulichen Sternen. Auch der veränderliche Stern R Aql, der Ende September/Anfang Oktober seine größte Helligkeit erreich t, ist für ein Fernglas zugänglich.

Richtet man das Fernglas in einer mondlosen, dunklen Nacht auf die Region nördlich von Atair und rechts von Tarazed (siehe Folgegrafik), fällt ein schwarzer Bereich inmitten der Milchstraße auf. Er wirkt wie ein schwarzes Loch, in dem sich kein Stern blic ken lässt. Bereits dem Universalgenie des 19. Jahrhunderts - Alexander von Humboldt - waren solche dunklen Stellen am Firmament bekannt, er schreibt: "widerspricht der Beobachtung. Diese zeigt große ganz sternleere Regionen, Oeffnungen im Himmel, wie Wilh elm Herschel sie nennt".

"Eine im Scorpion, eine andere in der Lende des Schlangenträgers. In der Nähe beider, nahe an ihrem Rande, befinden sich auflösliche Nebelflecke. Der, welcher am westlichen Rande der Oeffnung im Scorpion steht, ist einer der reichsten und zusammengedrängt esten Haufen kleiner Sterne, welche den Himmel zieren. Auch schreibt Herschel der Anziehung dieser Randgruppen 'die Oeffnungen selbst' als sternleere Regionen zu. Es sind Theile unserer Sternschicht, sagt er, die bereits große Verwüstung von der Zeit erli tten haben".

Fernglasanblick des Sternbilds Adler

Grafik: Winfried Kräling - Bereits ein Feldstecher genügt, um die in der Karte vermerkte Position der Sterne und der Dunkelwolke in der Milchstraße auffinden zu können.

"Wenn man sich die hinter einander liegenden telescopischen Sterne wie einen Sternenteppich denkt, der das ganze Himmelsgewölbe bedeckt, so sind jene sternleeren Stellen wie Röhren zu betrachten, durch die wir in den fernsten Weltraum blicken. Die Schicht en des Teppichs sind unterbrochen: andere Sterne mögen auch da vorliegen, aber sie sind unerreichbar für unsre Werkzeuge." Liest man "Humboldt's Kosmos" ist man überrascht, welch modernes Weltbild und welch scharfsinnige Überlegungen der Gelehrte vertrat, doch in diesem Fall irrte Humboldt:

Heute wissen wir, dass es sich bei B142-3 und anderen Dunkelwolken genau um das Gegenteil handelt. Keine Leere gibt den Blick auf dahinter liegende Weiten frei, sondern dichte Staubwolken verhüllen den Blick auf dahinter liegende Sterne. Im Gegensatz zu l euchtenden Staub- und Gasmassen, den diffusen Nebeln, die durch Sterne angestrahlt oder zum Eigenleuchten angeregt werden, spricht man bei diesen dunklen Stellen im Himmel von Dunkelnebeln - die vor hellerem Hintergrund zu erkennen sind.

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