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Unwetter im Rückblick

Freitag, 24.12.1993

Weihnachtshochwasser am Rhein

Evakuierungen und Sachschäden

Das Weihnachtsfest im Jahr 1993 ist entlang von Rhein, Mosel und Saar buchstäblich ins Wasser gefallen. Ein Jahrhunderthochwasser erforderte in vielen Städten Evakuierungen. Dabei starben mehrere Menschen.

In Köln herrscht um die Weihnachtszeit im Jahr 1993 Ausnahmezustand. Zwei Angehörige der DLRG paddeln in einem Rettungsboot durch die überflutete Altstadt. Am Rhein gab es zuletzt 1926 eine vergleichbare Hochwasserkatastrophe. Bild: dpa

Nach ergiebigen Regenfällen im Herbst 1993 kamen im Dezember erneut hohe Niederschlagsmengen im Einzugsgebiet des Rheins zusammen. Die Böden in den westlichen Mittelgebirgen und im Rheinland konnten das Wasser nicht mehr aufnehmen. In der Folge stiegen die Wasserstände von Mosel und Rhein sowie den Zuflüssen rasant. Genau an Heiligabend erreichte der Pegel in Köln mit 10,63 Meter seinen Höchststand. In der Domstadt wurden die ufernahen, linksrheinischen Gebiete wie die Altstadt oder Rodenkirchen teilweise überflutet.

Die Häuser der Kölner Altstadt, die Uferpromenade und eine Schiffsanlegestelle werden kurz vor Heiligabend von den Wassermassen überflutet. Bild: dpa

Insgesamt waren über 100.000 Menschen betroffen. Die Fluten strömten in die Straßen, dort fuhren statt Autos Boote. Mit dicken Sandsäcken versuchten die Bewohner und Hilfskräfte, noch das zu sichern, was zu retten war. Auf der rechtsrheinischen Seite hielten dagegen Deiche und temporäre Spundwände dem Wasserdruck stand. In Koblenz stieg der Rhein-Pegel auf 9,52 Meter. Dort stand ein Viertel des Kernstadtgebiets unter Wasser.

Das Deutsche Eck in Koblenz und Teile der Innenstadt werden überflutet. In der Stadt am Zusammenfluss von Mosel und Rhein steigt der Rhein-Pegel auf 9,52 Meter, das ist der höchste Stand seit 1784 mit 10,20 Meter. 10.000 Einwohner sind dort unmittelbar vom Weihnachtshochwasser betroffen. Bild: dpa

Auch in Bonn wurde am 25. Dezember 1993 mit 10,13 Meter der höchste Pegelstand des 20. Jahrhunderts verzeichnet. In der damaligen Bundeshauptstadt lief die Baustelle des Schürmann-Baus voll, wodurch ein Bauschaden in Millionenhöhe entstand. Ähnlich sah es in Düsseldorf aus. Dort konnten sich die Wassermassen zumindest in den Altrheinarmen ausbreiten. Trotzdem war die Hafeninsel Lausward bis zu den Deichen vollgelaufen. Das Untere Rheinwerft, an dem gerade im Zuge der neuen Rheinuferpromenade gearbeitet wurde, stand vollkommen unter Wasser.

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks fahren mit einem Schlauchboot durch die überschwemmte Altstadt von Cochem an der Mosel. Im Südwesten Deutschlands herrschen nach dem schlimmsten Hochwasser seit 45 Jahren teilweise chaotische Verhältnisse, an Mosel und Saar sogar Katastrophenalarm. Bild: dpa

Die Schifffahrt wurde an Saar, Mosel, Rhein und Neckar hochwasserbedingt mehr als eine Woche lang eingestellt. Die dadurch entgangenen Transporterlöse sowie die Schäden im Rheingebiet beliefen sich auf 400 bis 500 Millionen Euro. Das Hochwasser brachte zudem jede Menge Schwebstoffe und gefährliche Stoffe mit sich. Besonders Öle, Müll und Schwermetalle verschmutzten die Gewässer stark. Verantwortlich für das Jahrhunderthochwasser war eine ausgeprägte Südwestströmung, die wiederholt regenintensive Atlantiktiefs nach Mitteleuropa lenkte.

Zwischen dem 7. und 20. Dezember 1993 fielen etwa doppelt so viel Regen wie im langjährigen Dezembermittel. Eine nennenswerte Hochwasserwelle entwickelte sich im Rhein jedoch erst ab dem Zufluss des Neckars. Außerdem wurde die Flutwelle durch das Wasser der Nahe und Mosel außergewöhnlich verstärkt, sodass ab Bingen ein extremes Rhein-Hochwasser auftrat. Ab Koblenz pflanzte sich eine der größten bisher bekannten Hochwasserwellen des Rheins fort. Der Scheitel dieser Welle durchlief am 24. Dezember Köln und am Folgetag Rees und Emmerich.

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