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Klimawandel

Freitag, 12.04.2019

Antarktis-Schelfeis hat Risse

Riesen-Eisberg droht abzubrechen

In der Antarktis steht der Abbruch eines neuen Rieseneisberges bevor: Zwei mehr als 50 Kilometer lange Risse im Brunt-Eisschelf bewegen sich aufeinander zu. Treffen sie sich, dürfte rund die Hälfte des Eisschelfs als Eisberg ins Meer brechen.

Durch Spannungen im Eis von Schelfeisfeldern können sich tiefe Risse und Spalten bilden. Werden sie groß genug, brechen die betroffenen Teile des Schelfeises als Eisberge ab (Archivbild).

Als Schelfeis werden die Teile von Gletschern bezeichnet, die schon die Küsten überströmt haben und sich aufs Meer erstrecken. Rund um die Antarktis gibt es zahlreiche solcher Schelfeisregionen. Sie werden von den Gletscherströmen des Inlandeises genährt und stützen diese zugleich. Durch Meeresströmungen, Hindernisse am Meeresgrund oder Inseln im Zusammenspiel mit dem Druck der nachdrängenden Eismassen bilden sich von Zeit zu Zeit Spannungsrisse im Eis. Werden diese zu groß, brechen Teile des Schelfeisfeldes als Eisberge ab und driften davon.

Das antarktische Inlandeis ist vielfach mehr als drei Kilometer mächtig. Es füllt alle einstigen Täler des Kontinents vollständig auf. Nur die höchsten Berggipfel ragen aus der gewaltigen Eismasse heraus.

Der nun erwartete Abbruch am Brunt-Schelfeis ist zwar groß, Forscher der Northumbria University kommen nach Auswertung von Satellitendaten und Feldmessungen aber zu dem Schluss, dass es sich um einen natürlichen Kalbungszyklus handelt. Dieser ist in den letzten 100 Jahren mehrfach aufgetreten. Gestützt sehen sie diese Annahme durch historische Aufzeichnungen aus der Entdeckerzeit, aber auch durch die Tatsache, dass sich das östliche Weddell-Meer anders als die Gewässer um die Antarktische Halbinsel trotz Klimawandel bisher kaum erwärmt hat.

Von den antarktischen Schelfeisfeldern abgebrochene Eisberge driften oft jahrelang als Eisgiganten durchs Polarmeer, bevor sie allmählich in kleinere Eisberge zerfallen und schmelzen.

Dies bedeutet allerdings keine Entwarnung in Sachen Klimawandel: Sollte sich das östliche Weddell-Meer wie von Klimaforschern erwartet in den nächsten Jahrzehnten langsam erwärmen, dürften sich solche Eisabbrüche gegenüber ihrem derzeitigen Zyklus deutlich häufen. Dadurch würde sich die Stützfunktion des Schelfeises auf die nachfließenden Eismassen verringern und den Gletscherstrom beschleunigen. Derart beunruhigende Entwicklungen werden rund um die Antarktische Halbinsel schon seit geraumer Zeit beobachtet.

Die Informationen dieses Beitrags basieren auf Ergebnissen einer Forschungsarbeit, die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift The Cyrosphere vorgestellt wird.

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