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Klimawandel

Samstag, 07.03.2020

Folge des starken Polarwirbels

Ozonschicht deutlich ausgedünnt

Die Ozonschicht über dem Nordpolargebiet ist derzeit deutlich dünner, als dies üblicherweise am Ende des Winters der Fall ist. Verantwortlich dafür sind besonders niedrige Temperaturen in höheren Luftschichten.

Nach langer Polarnacht kehrt in diesen Wochen langsam wieder die Sonne in die Arktis zurück.

Seit Monaten ist es in der arktischen Stratosphäre oberhalb von 20 Kilometer Höhe extrem kalt. Ursache ist der sogenannte Polarwirbel, ein großräumiges Tief über dem Polargebiet, das in diesem Winter besonders stark ausgeprägt ist. Anders als in den Vorjahren wurden an seinem rinförmigen Rande immer wieder starke Tiefs mit dem Jetstream nach Osten gelenkt. Sie versperrten wärmeren Luftmassen aus dem Süden den Weg in die Arktis. Deshalb konnte sich die Luft in der Stratosphäre dort stärker abkühlen als in Jahren mit schwächerem Polarwirbel.

Die Ozonschicht über der Arktis ist derzeit besonders dünn, wie die hier auf Basis von Messdaten und Berechnungen mit dem Jülicher Modell CLaMS ermittelte Ozondichte (in Dobson Units) zeigt. Bild: Forschungszentrum Jülich

Ein in der Höhe derart eisiges Polartief hat jedoch unerfreuliche Folgen für die in der unteren Stratosphäre liegende Ozonschicht. Denn in besonders kalten Wintern bilden sich oberhalb von 20 Kilometer Höhe vermehrt sogenannte Polare Stratosphärische Wolken. Und diese setzen wiederum chemische Prozesse in Gang, die das Ozon angreifen und teilweise zerstören. Zurück bleibt am Ende des Winters ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Ozonloch, das sich erst mit steigenden Temperaturen im Frühsommer wieder schließt.

Eine intakte Ozonschicht filtert die energiereiche UV-Strahlung der Sonne und schützt so das Leben vor Schädigungen durch die Bestrahlung.

Ist die Ozonschicht geschwächt, gelangt mehr UV-Strahlung bis zur Erdoberfläche, wo sie ein erhöhtes Sonnenbrandrisiko zur Folge hat. Das durch den Ozonschwund verursachte Ozonloch ist in diesem Frühjahr zwar deutlich kleiner und schwächer, als im Rekordjahr 2011, wo rund 80 Prozent des arktischen Ozons verschwunden waren. Doch hat der ausgeprägte Polarwirbel die Ozonschicht in diesem Winter immerhin um gut 18 Prozent ausgedünnt. So zeigt sich einmal mehr, wie sehr der Verlauf der Winterwitterung diese komplexen Vorgänge beeinflussen kann.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der Ozonschwund über den Polargebieten letztlich auch eine Folge des Klimawandels sei, weil dieser die Ausprägung starker winterlicher Polarwirbel begünstige. Sie lassen allerdings offen, wie diese Einschätzung mit anderen wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammenpasst. Anderen Studien zufolge hat der Klimawandel nämlich einen gegenteiligen Effekt: Er schwächt den Jetstream und damit auch den Polarwirbel zugunsten häufigerer Extremwetterlagen langfristig eher ab.

Die Informationen dieses Beitrags basieren auf einer Veröffentlichung des Forschungszentrums Jülich.

(Ein Bericht von Jürgen Vollmer aus der WetterOnline Redaktion)

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