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Klimawandel

Freitag, 18.12.2020

Folge eines starken La Nina?

Rekord-Ozonloch über dem Südpol

Das Ozonloch über der Antarktis hatte im Dezember 2020 unerwartet gewaltige Ausmaße. Noch nie wurde zu dieser Zeit eine so große Ausdehnung verzeichnet. Grund dafür ist letztendlich das Wetterphänomen "La Nina".

Das Ozonloch über der Antarktis im Dezember 2020. Quelle: DLR

Nach Angaben von Forschern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) war das südpolare Ozonloch über der Antarktis Anfang Dezember so groß wie noch nie zu dieser Zeit. Mit einer Ausdehnung von etwa 18 Millionen Quadratkilometern habe es die Landfläche der gesamten Antarktis (rund 14 Millionen Quadratkilometer) erheblich übertroffen. Dabei handle es sich um das extremste Ausmaß für diese Jahreszeit seit Beginn der Datenerfassung vor 41 Jahren.

Eigentlich sollte das saisonale Ozonloch über der Südhalbkugel im Dezember schon so gut wie verschwunden sein. In der Antarktis beginnt derzeit der Sommer und mit zunehmendem Sonnenschein am Polartag ändern sich normalerweise die Druck- und Windverhältnisse so, dass das alljährlich im Frühjahr wiederkehrende Ozonloch spätestens Anfang November in sich zusammenfällt. Das geschah aber zur Überraschung der Atmosphärenforscher in diesem Jahr nicht.

Sommer in der Antarktis bedeutet trotz bis zu 24 Stunden Sonnenschein am Tag nur an den Küsten auch mal Tauwetter.

Als Ursache vermuten die Forscher eine ungewöhnlich stabile Ausbildung des polaren Wirbels auf der Südhalbkugel, der bis zu 50 Kilometer in die Höhe reichen kann. Grund dafür könnte wiederum eine Schwäche der planetaren Wellen sein, die für den Luftmassenaustausch zwischen den Polargebieten und mittleren Breiten sorgen. Derzeit ist das Wetterphänomen La Nina besonders stark ausgeprägt. Deshalb ist auch die Pazifikoberfläche ungewöhnlich kalt, sodass die Antriebskräfte dieser Wellen stocken. Sie brauchen wärmeres, energiereicheres Meerwasser.

Erst seit dem 5. Dezember, also rund 5 Wochen später als sonst, hat die Aktivität der planetaren Wellen wieder zugenommen. Dadurch wurde inzwischen der auch Wechsel auf die südpolaren Sommerbedingungen eingeleitet. Weil die Atmosphäre auf veränderte Strömungsverhältnisse aber nur verzögert reagiert, dürfte sich das Ozonloch noch eine ganze Weile halten, bevor sich wieder normale Verhältnisse einstellen.

(Ein Bericht von Jürgen Vollmer aus der WetterOnline-Redaktion mit Material von dpa)

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