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Klimawandel

Dienstag, 28.04.2020

Klimawandel schreitet voran

Arktis schon vor 2050 eisfrei?

Klimaforscher befürchten schon seit Jahren ein vollständiges Abschmelzen des Meereises im Nordpolargebiet. Eine neue Studie geht nun davon aus, dass der arktische Ozean bis zum Jahr 2050 schon in der Hälfte aller Sommer eisfrei sein könnte.

Sollten die Forscher recht behalten, finden die Eisbären auf dem arktischen Ozean in naher Zukunft kaum noch Eis.

Forscher der Universität Hamburg zeichnen für die Nordpolregion eine düstere Zukunft: Nach Berechnung von Wissenschaftlern vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) könnte der Arktische Ozean zumindest in einigen Sommern schon vor dem Jahr 2050 eisfrei sein. Eine Analyse von 40 Klimamodellen habe ergeben, dass das Eis rund um den Nordpol auch dann schmelzen werde, wenn es gelänge, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Selbst dann wäre der Nordpol wahrscheinlich in der Hälfte der Sommer bis 2050 weitgehend ohne Eis.

Bereits jetzt ist die Ausdehnung des Meereises in der Arktis im Vergleich zu früheren Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Bild: Dirk Notz (CEN)

Nach Einschätzung des Leitautors der in den "Geophysical Research Letters" veröffentlichten Studie, Dirk Notz, wäre die verbleibende Packeisfläche in solchen Sommern dann kleiner als eine Million Quadratkilometer. Würde sich das Klima nur um 1,5 Grad erwärmen, bliebe eine eisfreie Arktis dagegen die Ausnahme. Notz nannte die Arktis einen "Großschauplatz des Klimawandels". Das Meereis reagiert sehr sensibel und vergleichsweise linear auf die Klimaerwärmung. Laut Notz lasse jede Tonne CO2, die ausgestoßen wird, drei Quadratmeter Eis schmelzen.

Die Ausdehnung der Packeisdecke rund um den Nordpol könnte innerhalb der nächsten 30 Jahre in den Sommern unter eine Million Quadratkilometer sinken. Nach Angabe von Wissenschaftlern wäre die Arktis damit so gut wie eisfrei.

Die Folgen für die Natur wären problematisch: Die Meereisdecke ist Jagdrevier und unverzichtbarer Lebensraum für Eisbären und Robben. Zudem spielt die Eisdecke selbst eine wichtige Rolle im Klimasystem, denn ihre helle Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht in den Weltraum und wirkt so der Erwärmung der Arktis entgegen. Notz und seine Kollegen kommen zu dem Schluss, dass die Menschheit selbst bei Einhaltung ehrgeiziger Klimaziele nur noch beeinflussen könne, ob ein eisfreier Nordpol die Ausnahme oder aber der Normalzustand wird.

In den Polarnächten wird das Eismeer auch in den kommenden Jahrzehnten noch regelmäßig zufrieren. Doch das vergleichsweise dünne, einjährige Eis kann in den Sommern immer häufiger weitgehend abschmelzen.

Forscher schlagen schon seit Anfang der 2000er Jahre Alarm, als Dicke und Ausdehnung des Meereises binnen weniger Jahre drastisch zurückgingen. Damals wurde noch auf Basis weniger fein auflösender Modellberechnungen und der Annahme unverändert hoher CO2-Emissionen prognostiziert, das Nordpolargebiet werde spätestens im Jahr 2040 eisfrei sein. Die jetzt vorgelegte Studie widerspricht diesem Szenario jedoch nicht, sondern bildet die komplexen Vorgänge und Stellschrauben lediglich feinskaliger ab.

Die Informationen dieses Beitrags basieren auf einer Meldung der dpa und einer Veröffentlichung in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Geophysical Research Letters.

(Ein Bericht von Jürgen Vollmer aus der WetterOnline Redaktion)

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