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Klimawandel

Sonntag, 02.02.2020

Treibgase verstärken Klimawandel

Ozonkiller klimapotenter als CO2

Fluorchlorkohlenwasserstoffe haben nicht nur das Ozonloch verursacht, sondern auch maßgeblich zum Klimawandel beigetragen. Nach neuesten Erkenntnissen geht mehr als ein Drittel der weltweiten Klimaerwärmung aufs Konto dieser Ozonkiller.

FCKW-Moleküle reagieren am Ende der winterlichen Polarnächte mit dem Ozon der Stratosphäre. Dieses wird in Wechselwirkung mit UV-Strahlung und polaren Stratosphärenwolken ausgedünnt und es entsteht ein "Ozonloch". Bild: NASA

Als das jährlich wiederkehrende Ozonloch über den Polargebieten der Erde in den 1980-er Jahren immer bedrohlichere Ausmaße annahm, handelte die Weltgemeinschaft schnell: Im Montrealer Protokoll wurde 1987 ein weltweites Verbot der als industrielle Kühl- und Lösungsmittel sowie als Treibgase in Spraydosen verwendeten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) vereinbart. Die Zerstörung der Ozonschicht schritt noch rund 20 Jahre lang voran, dann zeigte das Verbot Wirkung und die so wichtige Schutzschicht der Atmosphäre begann sich langsam zu erholen.

Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wuchs das Ozonloch vor allem über der Antarktis in beängstigendem Tempo. Erst Jahre nach dem Verbot von FCKWs stoppte der Prozess und kehrt sich inzwischen langsam um. Bild: NASA

Das Montrealer Protokoll gilt seither als Meilenstein im Völkerrecht und als der bisher größte Erfolg im weltweiten Ringen um Umweltschutz. Doch jüngste Forschungen zeigen, dass die Chemikalien nicht nur Ozon-Killer waren, sondern dass sie auch maßgeblich zur weltweiten Klimaerwärmung beigetragen haben. Und sie tun dies noch heute. Wie ein Forscherteam um Lorenzo Polvani von der Columbia University in New York herausgefunden hat, waren die langlebigen Chemikalien zwischen 1955 und 2005 für mehr als ein Drittel der Erderwärmung verantwortlich.

Nirgendwo sonst schreitet die Erderwärmung so schnell voran, wie in der Arktis. Das Foto zeigt Schmelzwasser, das sich im Frühsommer 2019 in Grönland auf einem noch gefrorenen Fjord gesammelt hat. Bild: Steffen Olsen via twitter

In den Polargebieten fiel der Klimaeffekt der FCKWs in diesem Zeitraum sogar noch drastischer aus: Dort trugen sie zur Hälfte der beobachteten Klimaerwärmung bei. Entsprechend groß ist ihr Beitrag zum Meereisverlust der Arktis. Ursache dafür ist die extrem starke Treibhauswirksamkeit von FCKWs: Trotz ihrer vergleichsweise geringen Konzentration in der Atmosphäre sind sie als Treibhausgase rund 20.000 mal potenter als CO2 und waren daher "in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach dem CO2 das zweitwichtigste Treibhausgas", so die Forscher.

Trotz der neuen Erkenntnisse bleibt Kohlendioxid das wichtigste Treibhausgas. Es wird vor allem bei der Verbrennung fossiler Energieträger freigesetzt. Gelingt es nicht die CO2-Emissionen zu senken, geht die globale Erwärmung weiter.

Polvanis Team kommt zu dem Schluss: "Dank des Montreal-Protokolls nimmt der Gehalt dieser Substanzen in der Atmosphäre allmählich immer weiter ab. In den nächsten Jahrzehnten werden sie daher immer weniger zur globalen Erwärmung beitragen - das ist eine gute Nachricht".

Ob und in welchem Umfang die neuen Erkenntnisse nun auch zu Korrekturen der generellen Klimamodelle führen müssten, lässt die Studie offen. Fakt ist, dass CO2 nach wie vor das für unser Klima wichtigste Treibhausgas ist, auch wenn dessen Beitrag zur Klimasensitivität von Treibhausgasen im Licht der Ergebnisse der neuen Ozon-Studie möglicherweise nachjustiert werden muss.

Die Informationen dieses Beitrags basieren auf einer Veröffentlichung in dem Fachmagazin Nature Climate Change, 2020; doi: 10.1038/s41558-019-0677-4.

(Ein Bericht von Jürgen Vollmer aus der WetterOnline Redaktion)

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