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Per Segelboot um die Welt

Dem Klimawandel auf der Spur
Laurin Steinmaier

Laurin Steinmaier

Als Meteorologe und leidenschaftlicher Outdoorabenteurer liegt mir unser Klima in besonderem Maße am Herzen. Segelnd möchte ich die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Regionen unserer Erde erkunden und davon in diesem Blog berichten.


Tag 367

Tag 367

Tag 367

Tag 367

Reiseunterbrechung wegen Corona

Heute auf den Tag vor einem Jahr bin ich mit meinem Segelboot MOMO auf die offene Nordsee aufgebrochen. Auf eine Reise voller Abenteuer und neuer Erfahrungen war ich eingestellt. Vor Sturm, Wellen und Reparaturen aller Art war ich gewarnt und doch war es letztlich etwas gänzlich Unbekanntes, was meine Reise auf den Kopf stellen sollte und nun erst mal unterbricht.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 03. August 2020 · 🤔

Im tiefsten Winter noch lief ich vor einigen Monaten diese Straße mit einem Rucksack und der Ungewissheit entlang, wann ich mein Boot MOMO das nächste Mal wiedersehe. Offiziell in Quarantäne und nur befugt, auf direktestem Wege das Land Norwegen zu verlassen, war mein Status damals. Jetzt nach knapp fünf Monaten durfte ich endlich zurück in den Norden Europas und meine Anspannung, wie es MOMO wohl ergangen ist, ist riesig.

Mittlerweile hat auch hier in Nordnorwegen der Sommer Einzug gehalten, na ja – ein typischer Sommer nördlich des Polarkreises eben, mit Temperaturen um 15 Grad, Wind und immer wieder Schauern, die übers Land ziehen. Als ich den Hafen erreiche und einen ersten Blick auf mein Boot werfe, sieht bis auf ein halb durchgescheuertes Festmachseil alles gut aus. Ich öffne den Verschlag und ein vertrauter, angenehmer Holzgeruch strömt mir entgegen. Trotz der Unordnung, die ich beim stressigen Aufbruch hinterlassen hatte, gilt der zweite Blick direkt der Bilge. Die Bilge ist der tiefste Punkt eines jeden Schiffes und damit der Ort, an dem sich eindringendes Wasser als erstes sammelt. Trocken! Na ja, zumindest bis auf das Kondenswasser aus der vergangenen kalten Jahreszeit. Die Anspannung fällt mir wie ein Stein vom Herzen und es sollte sich noch herausstellen, dass bis auf die Heizung alles wie zuvor funktioniert. Auf die Heizung aber kann ich im Sommer verzichten. MOMO ist also bereit zum Aufbruch.

Norwegen Bodo Hafen

Mein Boot MOMO im Stadthafen von Bodø. Für mich seltsam, aber hier oben ganz normal: Das Bild entstand kurz vor Mitternacht. Im Sommer geht die Sonne hier nördlich des Polarkreises einen Monat lang nicht mehr unter.

Segel setzen und dann?

Es ist ein vertrautes Gefühl, den Hafen zu verlassen und den kalten Wind im Gesicht zu spüren. Weit weg von allem ist man beim Segeln und schnell vergisst man die Welt um einen herum. Doch musste ich mir eingestehen, dass die Welt momentan nicht die gleiche ist wie beim Aufbruch zu meiner Reise. Grenzen sind dicht, es gelten teilweise strenge Restriktionen und die Gesundheitssysteme in vielen Ländern der Welt sind überlastet. Unbeschwertes Reisen? Fehlanzeige. Ebenso ist auch die Lage in Europa alles andere als stabil. Dazu kommt noch, dass die fortgeschrittene Jahreszeit meine ursprünglichen Pläne, nach Island und Grönland weiterzusegeln, zunichte gemacht hat.

Norwegen Sommer Insel

Nach einem langen Winter zeigt sich der Sommer in Norwegen von seiner schönsten Seite.

Es war wieder einmal keine leichte Entscheidung, aber am Ende eine ohne wirkliche Alternativen: Mein Boot MOMO bekommt eine Pause und ich fange in der Heimat mit meinem Masterstudium in der Meteorologie an. Immer in der Hoffnung, dass nächstes Jahr oder auch erst in zwei Jahren eine Fortführung meiner Reise möglich ist. Bis zum Semesterstart im Oktober bleibt auf jeden Fall aber noch ein wenig Zeit, den kurzen, aber hellen Sommer im Norden Europas und anschließend die Rückreise mit meinem Boot nach Mitteleuropa zu genießen.

Einen herzlichen Dank an alle, die mich bisher unterstützt haben und ebenfalls ein großes Dankeschön an alle Leserinnen und Leser für das Interesse an meinem Projekt. Liebe Grüße und viel Gesundheit!

Norwegen Segelboot Bucht Insel

Ankern in einer ruhigen und einsamen Bucht.


Tag 229

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Tag 221

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Tag 214

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Tag 192

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Tag 150

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Tag 115

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Tag 77

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Tag 67

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Tag 58

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Tag 46

Tag 46

Tag 46

Tag 39

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Tag 34

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Tag 24

Tag 19

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Tag 7

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Tag 229
Die Erde dreht sich weiter

Tag 229

Die Erde dreht sich weiter

Beim Wandern, auf Skitouren oder beim Segeln – wunderbar schnell vergisst man die Zeit und die Welt um sich herum. Doch irgendwann erreicht man die nächste Stadt, das nächste WLAN und man merkt, unsere Welt steht niemals still. Das Corona-Virus wirbelt auch meine Reisepläne gehörig durcheinander.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 18. März 2020 · 😟

Eine letzte Abfahrt von den Berghängen hier auf den Inseln und ich erreiche nach einer Woche unterwegs auf Skiern wieder mein Boot MOMO. Ruhig liegt es da im Trollfjord, einem an der engsten Stelle nur 100 Meter breiten Fjord im Herzen der Lofoten. Ein kleines Wasserkraftwerk, ein verlassenes Fischerhaus und ein kleiner Bootssteg. Mehr lässt sich hier in einem Umkreis von mehreren Kilometern nicht finden. An einem solchen Ort scheint die Welt stillzustehen. Und doch gibt es irgendwann den Moment, wo das Handy wieder Empfang hat und die Vorräte einen Supermarkt erwarten.

Der farbenfrohe Sonnenuntergang ist zudem Vorbote einer eisigen Nacht.

Auf den letzten Seemeilen von den Lofoten in Richtung norwegisches Festland verabschieden sich die Inseln noch mal von ihrer schönsten Seite. Der farbenfrohe Sonnenuntergang ist zudem Vorbote einer eisigen Nacht.

Nur selten im Leben hat sich jedoch das öffentliche Leben in einer solch kurzen Zeit so massiv verändert wie derzeit. Die Straßen sind leer, in den Supermarkt dürfen auch hier im Norden Norwegens aufgrund der weltweiten Corona-Epidemie nur noch drei Menschen gleichzeitig, und langsam aber sicher werden in Europa jahrzehntelang verschwundene Grenzen über Nacht unüberwindbar. Was bedeutet das für mich, wo ich mir mit meinen 23 Jahren um Grenzen noch nie Gedanken machen musste? Mit reichlich Vorräten an Bord mache ich mir, isoliert auf meinem Boot, um die eigene Gesundheit keine Sorgen. Aber möchte ich eine ungewiss lange Zeit in einer Situation leben, in welcher ich meine Familie zu Hause nicht ohne Weiteres besuchen kann? Eine Frage, die eigentlich Zeit braucht, beantwortet zu werden. Zeit, die ich aber aktuell nicht habe.

Eine Gesellschaft im Wandel

Das Corona-Virus wirft unser aller Pläne durcheinander. So war es auch für mich keine leichte Entscheidung, aber am Ende doch eine eindeutige: Ich werde mein Boot hier in Norwegen zurücklassen müssen und einen der letzten Flieger Richtung Deutschland nehmen. Immer in der Hoffnung, so schnell wie möglich zurückkehren zu können und meine Reise fortzusetzen.

Doch wie so vieles auf der Welt hat auch diese Krise zwei Seiten. Es ist faszinierend, wie schnell und agil die Politik doch handeln kann. Tag um Tag werden neue Gesetze erlassen, um angemessen auf diese Krise zu reagieren. Gesetze, die auch besondere Nebeneffekte haben. Jetzt schon sparen die Auswirkungen des Virus mehr Treibhausgase ein als eine jahrzehntelange Klimapolitik. Sollten wir auch nur einen kleinen Teil davon in unser aller Leben mitnehmen, so hätte das Corona-Virus eventuell positivere Auswirkungen, als sich auf den ersten Blick zeigen mag.

Fest vertäut im Hafen von Bodø muss ich mein Boot MOMO nun auf ungewisse Zeit zurücklassen.

Fest vertäut im Hafen von Bodø muss ich mein Boot MOMO nun während der Corona-Krise auf ungewisse Zeit zurücklassen.

Tag 221
Die Lofoten im Winter

Tag 221

Die Lofoten im Winter

Es ist Mitte März und noch tiefster Winter. Seit zwei Wochen schlängele ich mich nun durch eine kleine Inselgruppe hoch im Norden Norwegens, die Lofoten. Dreht der Wind hier auf Nord, lässt bitterkalte Polarluft nicht lange auf sich warten und verzaubert alles in eine ganz eigene Winterlandschaft.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 10. März 2020 · ❄️

Ein ungewohntes Knistern ist zu hören, als mein Boot MOMO sich wieder einmal durch eine eigentlich viel zu kleine Hafeneinfahrt zwängt. Das Knistern stammt von den dünnen Eisschollen, die sich jede Nacht neu bilden, nur, um am nächsten Tag vom ersten Schiff durchbrochen zu werden. In einem „richtigen” Winter, so sagen hier die Fischer, ist ein Durchkommen per Boot eigentlich unmöglich. So reiht sich auch der Winter 2019/2020 in eine Folge sehr warmer Winter in Norwegen ein. So erschreckend diese Folgen des Klimawandels sind, muss ich aber zugeben: wärmere Winter haben auch den einen oder anderen Vorteil.

Tag 214
Das Essen der Wikinger – Eine Spezialität

Tag 214

Das Essen der Wikinger – Eine Spezialität

Sturm um Sturm werden die hohen Wellen gegen die schroff aus dem Wasser aufragenden Felsen gepeitscht. Den Launen des Nordatlantiks ausgesetzt, wächst auf den Lofoten nur wenig, was für eine ausgedehnte Mahlzeit reicht. Doch die Menschen hier lernten früh, sich zu helfen, und erfanden eine ausgesprochen nahrhafte Spezialität: den Stockfisch.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 03. März 2020 · 🐟

Es riecht – nein – es stinkt nach Fisch. Das Erste, noch bevor man es sieht, was man von einem Fischerdorf auf den Lofoten mitbekommt, ist ein beißender Geruch in der Nase. Immer wieder trägt der Wind wahre Geruchswellen zu mir auf das Boot herüber. Stampfend gegen die Wellen schiebt sich mein Boot MOMO durch die enge Einfahrt in den Hafen von Sørvågen, einem kleinen Dorf mit langer Geschichte auf der Lofoten-Insel Moskenesøy.

Umringt von Fischerbooten, auf denen allerlei Menschen von jung bis alt Netze ordnen, Fische ausnehmen oder das Deck putzen, fühle ich mich mit meinem Segelboot ein wenig falsch am Platz. Einen Fisch zu fangen, zu töten und auszunehmen bedarf für mich immer noch einer gewaltigen Überwindung. Ganz anders ist es bei den Einheimischen hier. Egal ob kleine Kinder, die ihren Eltern helfen, Studenten, die sich etwas dazuverdienen, oder Kassierer an den Kassen von Supermärkten: Fischen gehört hier zum Leben wie in Deutschland das Kartoffelschälen. Und jetzt im Frühjahr steht ein ganz besonderes Ereignis an.

Vom Fisch zum Stockfisch

Stockfisch Norwegen Lofoten

An scheinbar endlosen Holzgestellen wird der wenige Platz auf den Lofoten zwischen Bergen und Meer genutzt, um Fisch für drei bis vier Monate an der frischen Luft zu trocknen.

„Es ist genug für jeden da.” – Schon lange gilt dieser Grundsatz auch in Norwegen nicht mehr, doch die Menge an Kabeljau, welcher immer noch alljährlich in den Monaten Januar bis April die Gewässer der Lofoten durchquert, ist beeindruckend. Seit der Wikingerzeit wird auf den Lofoten in dieser Zeit Fisch für das gesamte Jahr gefischt. Doch wie lässt sich dieser haltbar machen?

Ohne moderne Kühlanlagen bestimmt als uralte Tradition bis heute vor allem die Trocknung des Fisches das Leben der Menschen. Drei bis vier Monate lang wird dieser auf Holzgestellen an der frischen Luft getrocknet und ist anschließend haltbar gemacht eine wahre „Nährstoffbombe”. Seit dem 8. Jahrhundert diente der sogenannte Stockfisch vor allem Seefahrern als Proviant und beeinflusste dabei maßgeblich die Entdeckung und Erschließung der westlichen Welt. Bis heute wird der Stockfisch als Spezialität in zahlreiche Länder exportiert. Besonders in Portugal ist Stockfisch, gewässert zubereitet, unter dem Namen Bacalhau in vielen traditionellen Speisen zu finden.

Fisch Norwegen

Nicht jedermanns Geschmack: Neben den ausgenommenen Fischen werden auch die Köpfe verwertet und getrocknet.

Die zunehmende Überfischung sowie Veränderungen durch den Klimawandel lassen jedoch in den vergangenen Jahren die Kabeljauschwärme immer kleiner werden und unregelmäßiger vor der Küste der Lofoten auftauchen. Die Folgen sind: Für Stockfisch steigen die Preise immer weiter und lassen diesen mehr und mehr zu einer Rarität werden.

Tag 210
Ankunft auf den Lofoten

Tag 210

Ankunft auf den Lofoten

Dem Wetter des Nordatlantiks ausgesetzt und 100 Kilometer entfernt von Norwegens Festland liegt eine Gruppe von Inseln. Inseln mit spitzen hohen Bergen, weißen Stränden und malerischen Fischerdörfern. Willkommen auf den Lofoten!

Laurin Steinmaier

Norwegen, 28. Februar 2020 · 🥾

Erschöpft nach mehr als zwölf Stunden Segeln über das offene Meer lassen sich zwischen den Wellenbergen in der Dunkelheit Lichter ausmachen. Laut GPS nur noch einen Katzensprung entfernt soll sich Værøya, eine der südlichsten Inseln der Lofoten, befinden. Dichter Nebel hat die etwa 100 Kilometer lange Überfahrt zu einem nervenzehrenden Prozess gemacht. Umso erfreulicher ist es, dass der Hafen im Hauptort Sørland gut geschützt jede Menge Platz bietet. Kurz nach dem Anlegen eröffnen die Wolken dann noch mal einen Blick auf einen atemberaubenden Sternenhimmel. Und in der Dunkelheit lassen Schemen hoch aufragender Berge die Vorfreude auf die nächsten Tage steigen.

Tag 205
Gletscher zieht sich zurück

Tag 205

Gletscher zieht sich zurück

Es schneit. Gerade genug, um mit den Skiern einen Ausflug an Norwegens zweitgrößten Gletscher zu wagen. Einen Ausflug, den es, wie sich noch herausstellen sollte, so vor 50 Jahren noch nicht gegeben hätte.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 23. Februar 2020 · 🏔️

Tief hängen die Wolken über dem Wasser, als mein Boot MOMO mit geblähten Segeln in den Holandsfjord nördlich des Polarkreises einläuft. Letzte Flocken, verweht vom Wind, versperren die Sicht auf das heutige Ziel: Den Svartisen-Gletscher. Mit einer Fläche etwa dreimal größer als der größte Gletscher der Alpen ist der Svartisen-Gletscher ein wahrer Gigant. Doch auch Giganten leben auf Zeit, wie wir hier deutlich sehen können.

Tag 200
Der Polarkreis

Tag 200

Der Polarkreis

66°33'55'' nördlicher Breite. Eine unscheinbare Zahl, eine noch unscheinbarere Grenze und doch von einer großen Bedeutung. Der Polarkreis ist erreicht. Ab jetzt segele ich in den Polarregionen unserer Erde.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 18. Februar 2020 · 🌐

Eingefrorene Seile, starre Handschuhe, schneebedeckte Fenster und Segel. Ein Boot im Winter durch die Polarregionen unserer Erde zu steuern, bedarf ein gewisses Maß an Leidensfähigkeit und Selbstironie. Doch was zeichnet eigentlich den Polarkreis und die Polarregionen unserer Erde aus und was macht das Segeln hier so besonders?

Tag 192
Hauptsache weg!

Tag 192

Hauptsache weg!

Eine Sache steht fest – nach nur drei Sonnentagen in zwei Monaten habe ich genug von Norwegens regenreichem Westen. Der Sognefjord ist schnell verlassen, doch wohin jetzt? Nach Norden, Westen oder doch in den Süden? In Portugal bei 20 Grad draußen den Abend zu genießen, klingt schon verlockend. Hier die Gründe und der Weg, warum es nicht so kommen sollte.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 10. Februar 2020 · 🧭

Gummistiefel sind eine geniale Sache, wenn die trockenen Füße von außen nicht nass werden sollen. Doch in Norwegen lernt man schnell: Sind die Füße einmal nass, werden sie so schnell auch nicht mehr trocken. Zwei Monate im Winter in Europas regenreichster Region reichen, um zu dem Entschluss zu kommen, dass eine Wetteränderung her muss. In welche Richtung ist erst mal egal. Der eigentliche Plan, nach Westen weiter nach Island zu segeln, fällt raus. Zu stürmisch ist der Atlantik in diesen Wochen. Und außerdem: Für seine trockenen Winter ist Island auch nicht gerade bekannt. Der Süden? Oft habe ich mir in den letzten Tagen Wetterprognosen für Spanien, Portugal und die Kanaren angeschaut. Sehr verführerisch sind diese vielen Sonnensymbole schon.

Kleines Dorf in Norwegen am Fjord

Doch eine Sache nagt an mir. Kann ich Norwegen verlassen, ohne Polarlichter gesehen zu haben? Und Rentiere, den Polarkreis, die Lofoten? Nein, natürlich kann ich das – mit meiner noch jugendlichen Neugier – nicht. Nun denn, motiviert von den nun deutlich länger werdenden Tagen und Aussagen eines herzlichen Hafenmeisters, drehe ich mein Boot, bis der Kompass auf Nord steht.

Norwegen Küste

Die endlose wundersame Küste Norwegens

Erstaunlich schnell hangeln ein alter Schulfreund und ich uns immer weiter der Küste folgend in den Norden Norwegens. Schnell wird mir dabei klar, warum die Wikinger in einer anderen Zeit ein so erfolgreiches Seefahrervolk waren. Einzigartig viele Inseln säumen die norwegische Küste und bieten einem jederzeit besten Schutz vor Wind und Wellen des Atlantiks. Betritt man eine dieser Inseln, egal ob flach, hügelig oder felsig, so glaubt man, überall im nächsten Moment einem Troll, einer Elfe oder einer Fee zu begegnen. So auch auf der Insel Torget mit ihrem Berg, dem Torghatten.

Laurins Daten

1835 Seemeilen

26 Tage Sturm abgewettert (Seemannssprache für überstehen)

0 reale Trollbegegnungen

Tag 176
Eine unerwartete Begegnung

Tag 176

Eine unerwartete Begegnung

Kurz sind die Tage hier im norwegischen Winter. Unterwegs auf dem Sognefjord ist die nächste Straßenlaterne oft Kilometer weit entfernt. Versteckt im Dunkeln befinden sich häufig ungeahnte Dinge, welche sich erst am nächsten Morgen zeigen. So ist es auch dieses Mal.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 25. Januar 2020 · ❄️

Nach knapp zwei Monaten Abwarten auf besseres Wetter im Sognefjord nehme ich nun mit einem guten alten Schulfreund Kurs gen Norden. Nach 60 von 200 Kilometern auf dem Fjord laufen wir spät am Abend in eine einsame und ruhige Bucht bei Balestrand ein. Erschöpft lassen wir den Anker fallen, kochen uns ein paar Nudeln und kommen schnell in einen tiefen Schlaf. Doch hätten wir auch so ruhig geschlafen, wenn wir gewusst hätten, was wir am nächsten Morgen aus dem Fenster des Bootes heraus sehen?

Tag 166
Schon ein halbes Jahr unterwegs

Tag 166

Schon ein halbes Jahr unterwegs

Fast ein halbes Jahr bin ich nun mit meinem Segelboot MOMO bereits auf Reisen und habe dabei viel erlebt. Heute bekomme ich Besuch aus Deutschland, denn WetterReporter Marco Kaschuba ist auf einer seiner Touren auf dem Weg zu mir nach Norwegen.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 15. Januar 2020 · 🎤

Die Tage seit meinem Start im Sommer sind wie im Fluge vergangen. Kurz vor dem Beginn meiner Reise hatte mich Marco während der letzten Vorbereitungen schon einmal auf dem Boot in den Niederlanden besucht. Zurzeit ist er als WetterReporter in Norwegen unterwegs und schaut dabei auch bei mir am Sognefjord vorbei:

Tag 150
Skifahren, da wo es Winter noch gibt?

Tag 150

Skifahren, da wo es Winter noch gibt?

Im Zentrum des europäischen Winters – so könnte man meinen aktuellen Standort Gaupne am Ende des Sognefjords beschreiben. Der schneereichste Ort Europas, der größte Festlandgletscher des Kontinents und eisige Kälte auf der Hochebene – alles nur ein Katzensprung voneinander entfernt. Ich bin gespannt, wie es sich hier, weit abseits von großen Skigebieten, Ski fahren lässt.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 30. Dezember 2019 · ⛷️

Es ist ein seltsames, ungewohntes Gefühl, sich auf einem Boot in seine klobigen Skischuhe zu zwängen. Die Skier auf der Schulter, dann ein großer Schritt, um den Abstand zwischen Boot und Steg zu überwinden, und schon stehe ich knietief im Pulverschnee. Über die Nacht hat sich die Landschaft hier bis ans Wasser runter in ein Wintermärchen verwandelt.

Vor etwa zwei Wochen bin ich mit meinem Segelboot MOMO bis ans Ende des größten Fjords Norwegens gefahren. Einheimische hatten mich gewarnt, dass der Fjord jetzt Ende Dezember in wenigen Tagen zufrieren könne. Doch wie schon in den letzten Jahren ist auch dieser Winter bisher in Norwegen sehr mild. Bei immer noch 8 Grad Wassertemperatur werde ich mir um Eis wohl vorerst keine Sorgen machen müssen.

Am Rand der Hauptstraße steige ich mit Hilfe von Fellen unter den Skiern die ersten 100 Höhenmeter auf. Langsam überholt mich ein Auto. Erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass mit einem Seil hinter dem Auto zwei Kinder auf Schlitten gezogen werden. In der kleinen Stadt hier merkt man, dass auch die wintererprobten Bewohner den ersten richtigen Schnee dieses Winters im Tal genießen.

Haushohe Schneeverwehungen – In Norwegen keine Seltenheit

Durch einsame Wälder geht es rasch bergauf. Auf rund 500 Meter über dem Meer liegt schon ein guter Meter Schnee. Schnee, der durch die immer wiederkehrenden milden Phasen teilweise bis zum Grund durchfeuchtet wurde und anschließend erneut gefroren ist. Solch hart gefrorenen Schnee nennt man Harsch und er bildet mit dem frischen Neuschnee eigentlich eine perfekte Unterlage für meine Tour. Über weite endlose Hänge geht es weiter der Sonne entgegen. Nur fünf Grad steht diese hier mittags über dem Horizont, etwa so hoch wie in Deutschland eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, und lässt die Gipfel der umliegenden Berge in einem warmen rötlichen Licht leuchten. Doch auf über 1000 Meter Höhe ist es nördlich des 60. Breitengrades alles andere als warm. Wenn man nicht tief in den Wolken steckt, sorgt meist ein unerbittlicher Wind dafür, dass man sich ohne Bewegung schnell wieder die behagliche Wärme eines beheizten Raumes herbeiwünscht.

Angekommen auf dem 1209 Meter hohen Vorfjellet ziehe ich in Eile die Daunenjacke an, verstaue die Aufstiegsfelle im Rucksack, schnalle die Skischuh fest und bin bereit für die Abfahrt. Die ersten Schwünge über den windigen Grat erst zögernd, dann weiter in die einsamen Hänge Skandinaviens hinein. Im letzten Schein der viel zu kurz dagewesenen Sonne erreiche ich den Wald und schlängele mich schließlich über eine Forststraße bis ins Tal. Am Boot angekommen wartet erst mal ein heißer Tee auf mich, bevor es dann in den nächsten Tagen schon wieder tauen soll. Ja, es gibt die Bilderbuchwinter noch. Doch welchen Aufwand wird man in Zukunft betreiben müssen, um solche Tage noch erleben zu dürfen? Eines steht auf jeden Fall fest: Auch hier im Herzen Norwegens verändert sich etwas. Etwas, an dem wir alle beteiligt sind.

Tag 131
Überwintern in Norwegen

Tag 131

Überwintern in Norwegen

Dicke Flocken fallen jetzt hier in Gaupne am Ende des größten Fjord Norwegens und des zweitgrößten der Welt. Lautlos bedecken Sie alles unter sich. Felsen, Wälder, Straßen und auch mein Boot. Der Blick aus dem Fenster? Nicht mehr möglich.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 11. Dezember 2019 · ❄️

Warum ich den Winter in Norwegen verbringe? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau. Wahrscheinlich ist es die Sehnsucht nach den Wintern, die wir in Deutschland nur noch viel zu selten haben. Wochenlang schneebedeckte Straßen, Kinder, die in die Schule rodeln, und die absolute Stille... Wenn ich in den wenigen hellen Stunden hier im Norden Europas durch den Schnee stapfe, gibt es nicht viel Schöneres für mich. Und doch bringt das Überwintern auf einem Boot besondere Herausforderungen mit sich.

Heizen auf dem Segelboot

Tag 120
Unterwegs auf dem größten Fjord Europas

Tag 120

Unterwegs auf dem größten Fjord Europas

Tiefe Schluchten, schneebedeckte Gipfel und tiefblaues Wasser: Kein Land auf der Welt ist so von Fjorden geprägt wie Norwegen. Doch wie entstehen Fjorde überhaupt und warum findet man gerade in Norwegen unzählige davon?

Laurin Steinmaier

Norwegen, 30. November 2019 · 🗺️

Der Sognefjord ist 200 Kilometer lang und bis zu 1450 Meter tief. Seit einigen Wochen bin ich nun auf Norwegens und Europas größtem Fjord unterwegs. Bei solchen unfassbaren Ausmaßen habe ich mich gefragt, wie Fjorde überhaupt entstehen. Unterwegs auf meinem Beiboot möchte ich versuchen dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Wie entstehen Fjorde?

Tag 115
Ein Leben auf 10 Metern

Tag 115

Ein Leben auf 10 Metern

Es ist geschafft: Ich liege abends im Bett meines Bootes im Hafen von Vikøyri und hake vorläufig die letzten Punkte auf meiner „MOMO-ToDo-Liste” ab. Ende 2017 habe ich das Segelboot gekauft und seitdem unermüdlich dran gearbeitet. Was dabei rausgekommen ist, seht ihr im neuesten Video, in dem ich euch mein Boot ausführlich vorstelle.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 25. November 2019 · ⛵

Dichter Staub hängt in der Luft. Wieder einmal gleicht der Innenraum meines Bootes eher einer Schreinerei als einem Zuhause. Doch die Motivation treibt mich an. Und diesmal ist es eine besondere Motivation, denn das Ziel ist zum Greifen nahe. Nach knapp anderthalb Jahren sind es die vorläufig letzten größeren Arbeiten an meinem Boot MOMO. Alles was jetzt kommt, ist Zugabe.

Laurins Daten

Jahre Bauzeit

Mehr als 2000 Arbeitsstunden

11 fleißige Helfer

Tag 93
Mit großen Schritten in den Winter

Tag 93

Mit großen Schritten in den Winter

Seit ein paar Wochen liege ich nun in dem kleinen Fischerhafen von Vik. Aufgrund guter Infrastruktur und schlechten Wetters habe ich die letzte Zeit genutzt, weitere Arbeiten an meinem Boot zu erledigen. Doch heute scheint die Sonne und da möchte ich hoch hinaus.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 03. November 2019 · ☃️

Letzte Wolken hängen an den Bergen rund um den Sognefjord. Dick eingepackt mache ich mich noch im Schein der Stirnlampe in die Dämmerung auf. Mehr als 1600 Höhenmeter möchte ich heute noch aufsteigen. Der Raureif knirscht unter meinen Schuhen, als ich den Steg verlasse, und jeder Atemzug hinterlässt eine weiße Wolke Wasserdampf. Nach fünf Stunden Gehzeit erreiche ich schließlich den Gipfel des Rambertinden und befinde mich hier oben mitten in der schönsten Winterlandschaft.

Schnee und Sonnenschein hoch über dem Sognefjord

Tag 84
Perspektivenwechsel

Tag 84

Perspektivenwechsel

Kälte, Sturm und Nässe. Der Herbst ist in Norwegen oftmals recht ungemütlich. Gutes Wetter, um mit meiner Drohne filmen zu können, bietet sich hier oben nicht allzu oft. Findet sich dann allerdings doch noch ein geeigneter Tag, so eröffnen die Aufnahmen aus der Luft faszinierend schöne und dazu auch ganz neue Perspektiven.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 25. Oktober 2019 · 🛩

Meine Drohne fliegt bis zu 30 Kilometer pro Stunde schnell. Stärker darf also auch der Wind in der Umgebung nicht sein. Heute breitet sich der Sognefjord bei Vikøyri spiegelglatt vor mir aus – um den Wind muss ich mir deshalb wirklich keine Sorgen machen. Anders sieht es mit der Kälte aus. „Natürlich” hatte ich vergessen den Akku vorher in meiner Jackentasche aufzuwärmen. Technik kann vieles, doch bei extremeren Wetterbedingungen werden die Grenzen schnell sichtbar. Nach einer halben Stunde ist es dann aber doch soweit. Die Drohne fliegt und nimmt das Video auf. Es kann losgehen.

Fjorde und Berge von oben

Tag 77
Sonnen- und Windkraft

Tag 77

Sonnen- und Windkraft

Tief eingegraben in meiner Daunendecke wache ich früh morgens auf. Ein eisiger Wind pfeift durch den Hafen von Vikøyri und lässt die Wellen unerbittlich an die Hafenmauer klatschen. Ich stehe schwankend auf und mache mir ein Frühstück. Der Blick auf meine Batterieanzeige verrät: 32 Prozent Ladung hat meine 6 Kilowattstunden große Batterie noch, 3 Prozent weniger als vor dem Tee.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 18. Oktober 2019 · 🌤

Der Winter hält in Norwegen langsam Einzug. Tag für Tag wandert die überall in der Landschaft gut zu erkennende Schneegrenze weiter ins Tal. Die letzten Wochen hat sich hier in Nordeuropa einiges verändert. Alle zehn Tage verkürzt sich so hoch im Norden die Tageszeit um rund eine Stunde. Rasend schnell verliert daher die Sonne nun auch an Kraft: Während ich im Sommer mit meinen Solarzellen noch in einem Überfluss an Energie gelebt habe, bekommen diese jetzt zum Winter fast kein Licht mehr zu sehen.

Umso wichtiger ist daher um diese Jahreszeit die Energieerzeugung per Windkraft für mich. Tag und Nacht dreht sich mein Windrad jetzt und die Spitzen der Flügel sausen mit mehreren Hundert Kilometern pro Stunde an meinem Kopf vorbei. Doch mit der Kraft des Windes ist es nun mal so eine Sache: In der einen Woche gibt es Sturm auf Sturm, in der anderen dagegen auch wieder tagelang Windstille. Dieses Beispiel zeigt andererseits auch: Das Problem einer heutigen flächendeckenden Energieversorgung mit erneuerbaren Energien ist nicht die Erzeugung der Energie, sondern vor allem deren Speicherung.

Das Display des Wechselrichters mit ca. 2 Kilowatt Leistung, umgerechnet in Stromstärke etwa 40 Ampere von dem Windgenerator

Bis zu 2 Kilowatt Leistung, umgerechnet in Stromstärke etwa 40 Ampere, leistet mein Windgenerator an stürmischen Tagen. Das ist genug Energie, um warm zu duschen, zu kochen oder zu heizen.

Im Rhythmus der Energie unserer Erde

Meine Batterie ist groß genug, um meinen durchschnittlichen Energiebedarf für zwei bis drei Tage speichern zu können. Entscheidend ist es daher insbesondere, die Energie dann zu verbrauchen, wenn sie gerade erzeugt wird. Kochen, Duschen, Spülen und Waschen: All das sind Dinge, die auch erledigt werden können, wenn draußen gerade Sturm herrscht. Und klar ist auch: Gewohnte Freiheiten der Generation „Der Strom kommt aus der Steckdose” werden einem dadurch genommen, doch macht es andererseits auch unglaublich Spaß, für die kostenlosen erneuerbaren Energien unserer Erde sensibilisiert zu werden und mit gutem Gewissen seine aus Windenergie gebackenen Zimtschnecken zu verdrücken.

Frische Zimtschnecken aus der Pfanne

Frische Zimtschnecken aus der Pfanne. In einer Küche der begrenzten Möglichkeiten lernt man zu improvisieren.

Tag 67
Im Zeitraffer durch Norwegens Klima

Tag 67

Im Zeitraffer durch Norwegens Klima

Vom Obstanbau auf Meereshöhe bis hin zum ”ewigen Eis” in rund 1500 Meter Höhe. Klimazonen liegen meist tausende Kilometer auseinander. Nicht so in Norwegen. Unterschiedlichste klimatische Bedingungen findet man hier auf engstem Raum. Vom Fjord aus geht es auf einer Wanderung bis auf einen mit Schnee und Eis bedeckten Berggipfel.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 08. Oktober 2019 · 🏞

Früh breche ich im Hafen von Vik auf, einem kleinen Ort tief im Sognefjord in der Region um Balestrand. Schritt für Schritt geht es jetzt bergauf. Die Luft wird kälter, eine kurze Pause zum Verschnaufen und ein Blick in die Landschaft: Immer kleiner wird mein Boot MOMO tief unten auf dem Wasser im Fjord. Wo der Weg eben noch durch dichten Wald verlief, geht es nun auf weiten Wiesen immer weiter nach oben. Nach etwas mehr als vier Stunden erreiche ich den knapp 1500 Meter hohen Bjørnabreen. Obwohl ich nur einen Vormittag lang gelaufen bin, befinde ich mich hier oben in einer komplett anderen Welt, einer Welt aus Schnee und Eis.

Tag 58
Auf der Jagd nach Polarlichtern

Tag 58

Auf der Jagd nach Polarlichtern

Die Tage werden kürzer und kürzer. So weit im Norden sind es jetzt rund sechs Minuten an jedem Tag. Doch eine Besonderheit der hohen Breiten fängt gerade erst an, um diese Jahreszeit wieder sichtbar zu werden. Und damit beginnt auch die Suche danach.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 29. September 2019 · 🌟

Nachdem ich einige Tage in der schönen Stadt Bergen verbracht habe, zieht es mich weiter nach Norden. Nach einem endlosen Labyrinth an hohen Felsküsten, kargen Inseln und tiefen Fjorden erreiche ich schließlich Norwegens größten Fjord, den rund 200 Kilometer langen Sognefjord. Mit jedem Kilometer, den es in nördlicher Richtung geht, und jedem Tag steht die Sonne hier nun flacher am Himmel.

Die letzten schönen Sonnentage nutzen meine Solarzellen, um Energie zum Kochen, Heizen und Fahren zu produzieren.

Die letzten schönen Sonnentage nutzen meine Solarzellen, um Energie zum Kochen, Heizen und Fahren zu produzieren.

Merken tue ich das nicht nur an den kürzer werdenden Segeltagen, sondern auch an meiner Energieversorgung auf dem Boot. Die Solarzellen produzieren jetzt weniger Strom. Doch mit den dunkleren Tagen steigt auch meine Vorfreude auf ein ganz besonderes Naturphänomen: Polarlichter.

Aufstieg auf den 1000 Meter hohen Berg Gavlen hoch über dem Sognefjord, dem Hausberg meines aktuellen Liegeplatzes im kleinen Ort Søreide.

Aufstieg auf den 1000 Meter hohen Berg Gavlen hoch über dem Sognefjord, dem Hausberg meines aktuellen Liegeplatzes im kleinen Ort Søreide.

Mit Rucksack und Zelt breche ich heute an einem sonnigen Tag vom Boot aus auf, mit dem ich in dem kleinen Ort Søreide einen Anlegeplatz gefunden habe. Zwar gibt es erste Versuche, Polarlichter vorherzusagen, doch ist das tatsächliche Beobachten von Polarlichtern immer noch weitestgehend dem Zufall überlassen. Es gilt also, so oft wie möglich den Himmel in der Nacht zu beobachten und nach dem faszinierenden Himmelsschauspiel Ausschau zu halten. Und mit dem Zelt auf dem Berg geht dies natürlich am besten.

Leckeres Makrelen- und Zwiebelbrot zum Abendessen kurz vor dem Sonnenuntergang.

Leckeres Makrelen- und Zwiebelbrot zum Abendessen kurz vor dem Sonnenuntergang.

Es bleibt spannend

Klar funkeln hell in der Nacht die Sterne am Himmel, als ich um Mitternacht aus dem Zelt klettere. Dazu weht mir ein eisiger Wind um die Nase. Kaum Licht stört den Blick auf die herrlichen Naturphänomene. Doch Polarlichter? Fehlanzeige! Zumindest in dieser Nacht. Es wird also wohl nicht mein letzter nächtlicher Ausflug bleiben...

Sonnenuntergang aus dem Zelt: Während die Tage auch hier oben im Norden noch recht warm sind, werden die Nächte um diese Jahreszeit schon eisig.

Sonnenuntergang aus dem Zelt: Während die Tage auch hier oben im Norden noch recht warm sind, werden die Nächte um diese Jahreszeit schon eisig.

Tag 46
Die Macht des Windes

Tag 46

Die Macht des Windes

Ein Tief nach dem anderen wütet derzeit auf der Nordsee. 15 Seemeilen, knapp 30 Kilometer auf dem offenen Meer sind für mich bis Bergen zurückzulegen. Eigentlich ein Klacks... und doch lerne ich ein weiteres Mal, die Macht des Windes nicht zu unterschätzen.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 17. September 2019 · 💨

Täglich checke ich nun die Wetterkarten. Es soll weiter in den Norden gehen. Die kommenden Tage möchte ich mir Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt, einmal genauer ansehen. Doch das Wetter spielt – wie so oft – nur nach seinen eigenen Regeln. Seit Tagen herrscht schon Windstärke 6 mit Böen bis über Windstärke 8. Sorgen bereitet mir deshalb ein kleines Stück offenes Meer mit vielen Klippen und Felsen... Das muss ich überqueren und da darf nichts schiefgehen.

Ein kleines Wetterfenster öffnet sich dann doch noch. Und diese Gelegenheit möchte ich unbedingt nutzen. Bei immer noch viel Wind geht es mit vollen Segeln aus dem Schutz der Inseln aufs offene Meer hinaus. Schlagartig nehmen sowohl der Wind als auch die Wellenhöhe zu. Das heißt: Es ist Zeit zum Reffen, das heißt die Segelfläche und damit die Angriffsfläche für den Wind zu verkleinern. Ich hole das Großsegel komplett ein. Nur mit dem Vorsegel geht es jetzt mit immer noch flotten 7 Knoten weiter gen Norden. Doch auch fürs Vorsegel wird der Wind rasch zu stark. Beim weiteren Reffen passiert es dann: An einer schon älteren Flickstelle reißt das Segel ein. Ein Glück, dass der Großteil der ausgesetzten Strecke auf dem offenen Meer schon zurückgelegt ist. Unter Zuhilfenahme des Motors schaff ich es schließlich noch bis zum Fjord, der direkt nach Bergen führt, ohne dass das Segel noch vollständig einreißt.

Der Riss im Vorsegel: Zum Glück konnte ich ein weiteres Einreißen verhindern.

Der Riss im Vorsegel: Zum Glück konnte ich ein weiteres Einreißen verhindern.

Einlaufen nach Bergen

Kaum ist das Boot im Hafen vertäut, fange ich an zu zweifeln: War die Entscheidung zur Überfahrt wirklich die richtige gewesen? Habe ich mich in Gefahren gebracht, welche nicht hätten sein müssen? Habe ich Wind und Wetter korrekt eingeschätzt? Auch wenn die Entscheidung jetzt nicht mehr rückgängig zu machen ist, werde ich in Zukunft wieder respektvoller mit Sturm auf dem Meer umgehen.

Allen Gedanken zum Trotz freue ich mich nun in Bergen zu sein. Das angerissene Segel ersetze ich vorläufig durch ein etwas kleineres und endlich, ja endlich finde ich hier auch eine Waschmaschine. Die Tage der Handwäsche sind damit also erst mal vorbei.

Sturmtief auf dem über 600 Meter hohen Hausberg von Bergen

Ein paar Tage später hat das Wetter dann aber doch ein Einsehen und ich gönne mir ein wenig Zeit für die Besichtigung von Bergen. Durch die engen Gassen mit den ursprünglichen Häusern der Altstadt zu schlendern, ist ein Erlebnis. Auf meinem Spaziergang bekomme aber auch die moderne Architektur der norwegischen Hafenstadt zu Gesicht.

Gasse Alstadt Bergen

Hier geht es ganz schön steil bergauf...

Moderne Stadthäuser am Hafen von Bergen.

Moderne Stadthäuser am Hafen von Bergen.

Altstadt Bergen

Ein Spaziergang durch die Altstadt lohnt sich.

Tag 39
Wandern zum „weißen Riesen”

Tag 39

Wandern zum „weißen Riesen”

Wettervorhersage: Schneefall bis auf 1000 Meter Höhe herab. Was in Deutschland um diese Jahreszeit eine Besonderheit ist, gehört hier in Norwegen zum Alltag. Trotzdem will ich Norwegens faszinierenden Gletschern einen Besuch abstatten. Erwarten werden mich beeindruckende Landschaften aus Schnee und Eis.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 10. September 2019 · 🌨

Es ist schon 16 Uhr. Erst spät laufen zwei Freunde und ich mit unseren vollen Rucksäcken von Sunndal aus los, einem kleinen Dorf tief in Norwegens Fjorden. Es nieselt und tief hängende Wolken ermöglichen bislang nur vereinzelt einen Blick auf den Gletscher Folgefonna. Das hält uns allerdings nicht davon ab, unsere Tour zu starten.

Tiefe Wolken am Hardangerfjord

Tiefe Wolken erwarten uns bei der Ankunft im Hardangerfjord. Von hier aus geht es los zu Norwegens drittgrößtem Gletscher.

Das Ziel für heute, eine Berghütte am Fuße des Gletschers, befindet sich auf rund 1400 Meter Höhe. Der höchste Punkt des Folgefonna liegt dann nur noch rund 200 Meter höher auf etwa 1660 Meter Höhe. Ermöglicht durch die intensiven Schneefälle übers Jahr gehören trotzdem insgesamt 214 gewaltige Quadratkilometer aus Eis zu diesem beeindruckenden Gletscher. Damit ist er knapp doppelt so groß wie der Schweizer Aletschgletscher, der größte Gletscher der Alpen.

An tosenden Wasserfällen geht es Serpentine um Serpentine rasch bergauf. Auf 800 Meter, also etwa der Höhe deutscher Mittelgebirge, ist es nun soweit. Wir tauchen ein in die tief hängende Wolkendecke. Kälte und Nässe dringen sofort durch die Kleidung und verlangen vollste Winterausrüstung. Vorbei an glasklaren Bächen und Seen stapfen wir weiter. Schnell geht der Regen in Graupel über und bald darauf in Schneeregen. Kurz vor der Hütte dann stehen wir sogar in einem kleinen Schneesturm.

Das Wetter zeigt uns Grenzen auf

Am nächsten Morgen werfe ich einen neugierigen Blick aus dem Fenster der Hütte. Lässt das Wetter heute eine Überschreitung des Gletschers zu? Wieviel Neuschnee ist die Nacht über noch gefallen? Der Ausblick aus dem Fenster ist beeindruckend: Gestern noch in Wolken verborgen, ist die Hütte jetzt von Eis und Schnee umgeben. Die gewaltigen Massen, die endlosen Weiten und das ganz einzigartige Farbenspiel... einen Gletscher aus nächster Nähe zu sehen, ist für mich jedes Mal von Neuem etwas ganz Besonderes.

Blick aus dem Fenster der Berghütte Fonnabu am Folgefonna Gletscher

Tief verschneit präsentiert sich die Landschaft am nächsten Morgen beim ersten Blick aus dem Fenster der Berghütte ganz in der Nähe des Folgefonna Gletschers.

Um beurteilen zu können, ob wir heute den Gletscher überqueren können, trete ich dick verpackt aus der Tür und laufe zum Auskundschaften auf den nahe gelegenen Hausberg. Der gestrige Schneefall hat angefangen, die ersten Gletscherspalten zuzuschneien. Auch Wolken verhüllen den Ausblick immer wieder. Letztendlich entscheiden wir uns, den Gletscher heute aus Sicherheitsgründen nicht zu betreten. Trotzdem sind wir froh, die schönen Momente hier oben erlebt zu haben. Und zu schnell für eine zweite Chance wird der Gletscher wohl auch nicht schmelzen.

Tag 34
In Norwegens tiefen Fjorden

Tag 34

In Norwegens tiefen Fjorden

Nach einigen Tagen Segeln durch die faszinierende und teils zerklüftete Landschaft Norwegens bin ich im kleinen Maurangerfjord angekommen, einem Seitenarm des Hardangerfjords. Schnell ist dort ein Anlegeplatz gefunden. Denn in den nächsten Tagen soll es losgehen auf den südlichsten Gletscher des Landes. Und das Wetter? Nun ja, es soll bis auf 1000 Meter herunter schneien...

Laurin Steinmaier

Norwegen, 05. September 2019 · ⛵

Von Süd-Norwegen aus geht es zunächst die Küste entlang nach Norden. Dann segele ich zwei Tage lang durch tiefe Fjorde ins Landesinnere. Viele, meist kleine Orte am Ufer ziehen vorüber, beeindruckend sind aber vor allem auch die hoch aufragenden Felswände. Diese werden Meile für Meile steiler und das Wasser türkiser. Man merkt, dass man dem Gletscher näherkommt.

Die kleine Ortschaft Sunndal am Maurangerfjord, einem Seitenarm des Hardangerfjords

Die kleine Ortschaft Sunndal am Maurangerfjord, einem Seitenarm des Hardangerfjords.

Wir legen an in Sunndal, einem kleinen verschlafenen Örtchen direkt unterhalb des Folgefonna Gletschers. Von hier aus will ich mit zwei Freunden in den kommenden Tagen bis an den Gletscher heran wandern. Die Berge sind noch in Wolken verhüllt. Aber doch machen rauschende Bäche und Wasserfälle Vorfreude auf das, was uns erwarten wird.

Tag 24
Sieben Tage Regenwetter

Tag 24

Sieben Tage Regenwetter

Trockenheit in vielen Teilen Deutschlands, große Nässe hier bei mir in Südnorwegen: Seit meiner Ankunft regnet es fast jeden Tag wie aus Eimern. Ist das einfach nur Pech oder alles normal?

Laurin Steinmaier

Norwegen, 26. August 2019 · ☔

Als leidenschaftlicher Meteorologe bin ich natürlich sofort der Frage nachgegangen und habe recherchiert. Und tatsächlich hat es nur sehr wenig mit Glück und Pech zu tun. Eine entscheidende Rolle spielen die Luftdruckverteilung und die Gebirge. Übrigens gibt es hier auch im Winter reichlich Niederschläge. Ganz in der Nähe findet man den schneereichsten Ort Europas. Dort will ich mich auch noch umsehen. Ob noch Schnee zu finden ist? Alle Details zu dieser besonderen Region sehen Sie im Video.

Tag 19
Norwegen: Ein mystisches Land

Tag 19

Norwegen: Ein mystisches Land

Ein Blick auf die Landkarte reicht, um zu erkennen, dass Norwegen ein ganz besonderes Land sein muss. Tiefe Schluchten, hohe Berge und unzählige Inseln und Klippen. Mit dem Beiboot, zu Fuß und mit dem Rad will ich das Land erkunden. Dabei gibt es unerwartete Herausforderungen.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 21. August 2019 · 🇧🇻

Angekommen am südlichsten Zipfel Norwegens, suchen wir uns nach knapp vier Tagen auf See die erstbeste Gelegenheit zum Anlegen. Doch kurz vor der Küste springt plötzlich das Echolot, ein kleines, sehr nützliches Gerät für die Messung der Wassertiefe, wild zwischen 2 und 100 Meter hin und her. Defekt? Doch ein Blick auf die Karte enthüllt den wahren Grund: Die Felsenlandschaft, die an der Küste so beeindruckend aussieht, geht unter Wasser genau so weiter. Höllisch muss man da beim Anlegen aufpassen. Ein Glück ist das Wasser hier klar genug, um 2 Meter Tiefe mit dem Auge jeden Felsen erkennen zu können.

Die ersten Schritte auf festem Land

Norwegens sattes Grün

Und nun endlich: Nach wenigen noch schwankenden Schritten erwartet uns eine Landschaft, wie man sie sonst nur aus Fantasyfilmen kennt. Ein Wald aus Tannen und Birken, der Boden überzogen mit Moos und Gras und alles, ja wirklich alles, ist unglaublich grün.
Kaum erwarten kann ich in den nächsten Tagen das Land zu erkunden. Doch auch das Boot wünscht sich seine Aufmerksamkeit. Während der langen Überfahrt hat sich gezeigt, dass vieles schon gut funktioniert, aber die Arbeit am Boot wohl so schnell nicht enden wird.

Weit oben über dem Fjord kann man Sonne und eine atemberaubende Aussicht genießen
Tag 7
Aufbruch über die Nordsee

Tag 7

Aufbruch über die Nordsee

Es ist soweit: die letzte Schleuse zum offenen Meer liegt hinter uns. Über 400 Seemeilen sind es nun bis zur Küste Norwegens. Trotz der Einsamkeit auf dem Wasser ist man stets beschäftigt und auf den letzten Meilen erwarten uns noch freudige Begleiter.

Laurin Steinmaier

Norwegen, 09. August 2019 · 🐬

Früh am Morgen wach ich auf. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Gedanken über Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was muss noch alles vorbereitet werden? Welches Ziel ist mit dem Wind gut erreichbar? Wo kann man im Notfall Schutz suchen? Das Einzige was hier hilft, ist die alt bewährte ToDo-Liste. Also aufstehen und Schritt für Schritt alle Punkte durchgehen. Bis 10 Uhr haben wir Zeit, dann geht es los. Wir passieren die letzte Schleuse und dann geht es endlich los. Hinaus auf das offene Meer.

Land in Sicht

Nach der dritten Nacht nun endlich am Morgen, Land in Sicht. Noch heute ist dies trotz GPS und Co. ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Und umso unvorstellbarer, wie es vor einem halben Jahrtausend den großen Entdecker auf See ergangen sein muss. Auf einmal ist alle Seekrankheit vergessen. Freudig wetten wir, wie Norwegen wohl aussehen mag: Felsen, Wiesen, Tannen, Birken?

Und dann noch das: Auf den letzten 30 Seemeilen werden wir von einer ganzen Gruppe von Delphinen begleitet. Freudig springen Sie stundenlang ums Boot herum. Ein Anblick, bei dem man auf einmal bemerkt, wie viel Leben in den für uns doch so fremden Ozeanen der Erde steckt.

Laurins Daten

435 Seemeilen

3 Tage 10 Stunden

2 Tomatensuppen mit einer Packung Zwieback

Start
In den Startlöchern

Start

In den Startlöchern

Die Nervosität steigt. Eine letzte Schleuse und dann soll es losgehen nach Norwegen. Ein Jahr Bauzeit liegt hinter mir. Jetzt muss sich zeigen, ob Momo den Weltmeeren der Erde gerüstet ist. Doch was nimmt man alles mit, wenn man Jahre auf Reisen ist?

Laurin Steinmaier

Niederlande, 03. August 2019 · ⛵

Ich bin in den Niederlanden. Die letzten Tage waren sehr aufregend. Den Rhein verlassen, die ersten Seemeilen unter Segel und auf einmal bin ich im Hafen ein Segler unter Tausenden. Man unterhält sich, tauscht sich aus und lernt viel. Das Land, in dem ich von klein auf Urlaube verbringe, lernt man von einem Boot aus von einer neuen Seite kennen.

Momo unter vollem Segel

Momo unter vollem Segel. Endlich kann mein Boot beweisen, was in ihm steckt.

Noch 2 Wochen
Aufbau der Energieversorgung

Noch 2 Wochen

Aufbau der Energieversorgung

Mit der Energie der Sonne und des Windes kochen, heizen und fahren. Lange träume ich schon von einer Energieversorgung meines Bootes nur mit der Nutzung erneuerbarer Ressourcen. Mit welchen Herausforderungen dies in der heutigen Zeit noch verbunden ist, möchte ich auf einer Reise um die Welt auf meinem Segelboot MOMO testen.

Laurin Steinmaier

19. Juli 2019 · ⛵

Der Aufbau der Energieversorgung fängt mit einem Elektroauto vom Schrottplatz an. Von ihm sind viele Teile noch gut erhalten und ideal für einen Einsatz auf meinem Boot. Mehrere Solarpanels und ein Windrad sollen für die nötige Energie auf der Reise sorgen. Sie brauchen allerdings auch einen stabilen Träger am Boot, den es erst noch zu konstruieren gilt. Und während der ganzen Arbeiten bekomme ich sogar noch Besuch von einem „tierischen” Gast...

Noch 7 Wochen
Mein Boot wird zum Segelboot

Noch 7 Wochen

Mein Boot wird zum Segelboot

Ein besonderer Moment ist gekommen. Heute will ich mit Unterstützung fleißiger Helfer endlich den Mast meines Segelbootes stellen. Ob nach Jahren der Lagerung noch alle Teile für den Mast vorhanden sind? Das große Puzzeln kann also beginnen.

Laurin Steinmaier

02. Juni 2019 · ⛵

Das Aufstehen gelingt mir heute besonders leicht. Seit dem Kauf meines Bootes vor circa einem Jahr frage ich mich, wie das Boot wohl mit stehendem Mast, dem Herzen eines Segelbootes, aussehen wird. Eine Frage, die hoffentlich heute geklärt wird. Denn wir planen, in den nächsten Stunden den Mast zu stellen.

Drei schwere Kisten mit Seilen, Bolzen und Schäkeln warten darauf, entpackt und entpuzzelt zu werden. Mit Erinnerungen an die 3D-Puzzles unserer Kindheit machen mein Bruder und ich uns mit Freude an die Arbeit. Zunächst gilt es, sich einen Überblick über alle Teile zu verschaffen. Allerdings gelingt es uns erstaunlich schnell, die wesentlichen Teile zuzuordnen und damit dann einen ersten Versuch zu wagen, den Mast aufzustellen.

Ein handbetriebener Kran des Emmericher Yachtclubs hilft uns, den ungefähr 300 Kilogramm schweren Mast an Ort und Stelle zu bringen und aufzurichten. Langsam geht es aufwärts... immer weiter und weiter... Kurz vor Ende jedoch bemerken wir: Der Mast und der Kran stehen sich für die letzten Meter des Aufstellens selbst im Weg. Das Problem: Wir hatten verkehrt herum eingeparkt. Das heißt jetzt: Alles wieder runter, ausparken und dann umgekehrt, also rückwärts einparken und dann erneut den Mast aufstellen. Gegen Abend ist es dann aber endlich soweit... Mein Schiff MOMO ist jetzt ein Segelboot.

Noch 8 Wochen
Dem Strom folgend

Noch 8 Wochen

Dem Strom folgend

Den Rhein bergab in Richtung Nordsee. Ziel? Ungewiss. Lange habe ich darauf gewartet, dass es endlich losgeht. Jetzt, da es soweit ist, kreisen viele Gedanken in meinem Kopf. Wie wird es weitergehen? Wann werde ich Freunde und Familie wiedersehen?

Laurin Steinmaier

25. Mai 2019 · ⛵

Der Wecker klingelt um 7 Uhr morgens. Die Sonne scheint schon kräftig in die Kajüte auf meinem Segelboot. Immer wieder erstaunlich, denke ich mir, dass wir jetzt, Ende Mai, schon fast den Sonnenhöchsthand haben und die Tage in ein paar Wochen bereits wieder langsam kürzer werden. Provisorisch schnüre ich Fahrräder und Solarzellen auf dem Deck des Bootes fest. Wo es heute hingehen soll, ist bei der Abfahrt noch unklar. Auf jeden Fall soll es so lange den Rhein abwärts gehen, bis ich einen Hafen finde, wo ich den Mast für die Segel stellen kann.

Einbau von Lüfungsrohren

Erster Abend im fremden Gewässer. Die vorerst provisorisch aufgestellten Solarzellen erzeugen die Energie fürs Abendessen.

Begleitet werde ich das erste Stück meiner Fahrt auf dem Rhein von meiner Familie. Und trotzdem ist es ein ungewohntes Gefühl, beim Auslaufen aus dem Hafen in Mondorf bei Bonn das Bekannte hinter sich zu lassen. Die Städte Bonn, Köln und Düsseldorf ziehen auf meiner Strecke rheinabwärts an mir vorüber und schon bin ich erstaunlich schnell in für mich unbekannten Gegenden. Ebenfalls gewöhnen muss ich mich an den regen Schiffsverkehr auf dem größten Strom Deutschlands. Nach zwei Tagen Fahrt erreiche ich schließlich den Hafen von Emmerich am Rhein, das schon ganz in der Nähe der Grenze zu Holland liegt. Die Infrastruktur hier bietet mir hier alles, um demnächst den Mast stellen zu können und noch die restlichen Arbeiten am und auf meinem Segelboot erledigen zu können.

Einbau von Lüfungsrohren

Ankunft in Emmerich am Rhein.

Noch 17 Wochen
Heizung Marke Eigenbau

Noch 17 Wochen

Heizung Marke Eigenbau

Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Ein Blick auf die Thermometer zeigt: 2 Grad Außentemperatur, 8 Grad Innentemperatur. Also raus aus der Decke, rein in die Daunenjacke und nichts wie weg zur Arbeit. Die erste Zeit hat es der Winter ohne richtig funktionierende Heizung in sich gehabt.

Laurin Steinmaier

26. März 2019 · 🥶

Den März hatte ich als Monat schon immer gern. Obwohl es noch kalt ist, wird die Sonne jetzt Tag für Tag langsam, aber spürbar stärker. Ganz anders ist es im Dezember gewesen: Nachdem ich mit der Isolierung des Bootes überraschend schnell fertig bin, stellt sich die Frage nach der richtigen Heizung. Eine Diesel-Heizung, wie sie auf Booten eigentlich üblich ist, kommt für mich nicht in Frage. Ich möchte undabhängig von fossilen Brennstoffen sein. Elektrisches Heizen ist auch nicht möglich, denn woher sollte ich unterwegs den vielen Strom beziehen? Nach langem Überlegen will ich versuchen, eine Wärmepumpe in mein Boot einzubauen.

Eine Wärmepumpe hat jeder von uns als Kühlschrank zu Hause. Dieser arbeitet nach dem Prinzip, Energie von einem Medium in ein anderes zu transportieren. Im Kühlschrank wird es kalt, dafür die Rückwand des Kühlschranks warm. In meinem Fall möchte dem Wasser rund um das Boot die Energie entnehmen, das Wasser also abkühlen, und diese Energie zum Heizen verwenden. Auf diese Weise lässt sich viel elektrische Energie einsparen. Soweit die Theorie.

Einbau von Lüfungsrohren

Einbau von Lüftungsrohren

In der Praxis soll eine umgebaute Klimaanlage meine neue Heizung werden. Nach anfänglicher Bauphase über Silvester kann ich im Januar die ersten Tests durchführen. Und wie so oft bei Eigenbauten, funktioniert erst die dritte oder vierte Version richtig. Es gilt also, immer wieder umzubauen und auszuprobieren. Bis es die Heizung dann schön warm macht, ist der Winter halb rum. Doch die letzten Wochen bis zum Frühling habe ich es im Vergleich zu vorher dafür umso wärmer.

Der Winter geht langsam zu Ende

Noch 32 Wochen
Die erste kleine Etappe

Noch 32 Wochen

Die erste kleine Etappe

Endlich wieder genug Wasser unter dem Kiel: Seit Monaten konnte ich den Hafen von Neuwied aufgrund des Niedrigwassers im Rhein nicht verlassen. Jetzt, wo es ausreichend geregnet hat, steht die Überfahrt nach Bonn an. Dort werde ich den Winter verbringen. Die Segel kann ich heute aber leider noch nicht setzen.

Laurin Steinmaier

08. Dezember 2018 · ⛵

Es regnet zwar gerade, aber hinter uns liegt ein „Jahrhundertsommer“. Das Jahr 2018 wird voraussichtlich nicht nur das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, sondern in Mitteleuropa auch eines der trockensten sein. Neben der Landwirtschaft leidet in diesem Jahr auch die Schifffahrt in besonderem Maße unter den Folgen der über Monate anhaltenden Trockenheit. Sind das schon Folgen des Klimawandels? Wissenschaftlich lässt sich dies schwer belegen. Fest steht aber: Ich bin auf meiner Reise unerwartet früh von den Wetterextremen dieser Welt betroffen.

Der Hafen von Neuwied bei Niedrigwasser. Die Streifen an den hohen Spundwänden zeigen, wo sich der Wasserpegel im Durchschnitt befindet

Der Hafen von Neuwied bei Niedrigwasser. Die Streifen an den hohen Spundwänden zeigen, wo sich der Wasserpegel im Durchschnitt befindet.

Nach einer langen Zeit des Wartens aufsteigende Pegelstände kann ich jetzt endlich den Hafen in Neuwied verlassen. Die Ein- und Ausfahrt des Hafens, welche zwischenzeitlich nur noch aus einem Rinnsal bestand, hat nun wieder eine Tiefe von knapp mehr als 1,60 Meter. Aufgrund der Brücken über den Rhein kann ich den Mast zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht stellen, sodass es mit dem alten Dieselmotor in Richtung Bonn geht. Dieselmotor? Sollte die Reise nicht ohne fossile Brennstoffe stattfinden? Ja, natürlich schon. Schweren Herzens habe ich mich aber überzeugen lassen, den Dieselmotor zur Sicherheit als „Backup” mit an Bord zu haben. In unerwarteten Situationen kann dieser Boot und Leben retten. Um trotzdem den Traum vom ressourcenschonenden Reisen zu verwirklichen, ist es mein Ziel, im kommenden Jahr zusätzlich einen Elektromotor als Hybridantrieb einzubauen. Dieser, auf dem Boot betrieben mit Solar- und Windkraft, soll die alltägliche Nutzung übernehmen. Ob und wie oft ich auf den Dieselmotor zurückgreifen muss, bleibt eines der großen Fragezeichen meines Projektes.

Während ich im Hafen noch eine Handbreit Wasser unter dem Kiel habe, schauen andere Boote teilweise schon mehr als einen halben Meter aus dem Wasser heraus

Während ich im Hafen noch eine Handbreit Wasser unter dem Kiel habe, schauen andere Boote teilweise schon mehr als einen halben Meter aus dem Wasser heraus.

Überfahrt nach Bonn

Noch 37 Wochen
Die Zeit drängt

Noch 37 Wochen

Die Zeit drängt

Möbel, Isolierung und Heizung... Viele Projekte warten darauf, vor dem Winter fertiggestellt zu werden. Mitten in den Bauarbeiten bekomme ich Besuch von WetterReporter Marco Kaschuba.

Laurin Steinmaier

02. November 2018 · 🕛

Die Sonne steht nur noch flach am Himmel und besonders in den immer länger und kühler werdenden Nächten merkt man, dass der Winter auf dem Vormarsch ist. Umso größer ist der Ansporn für mich, den Ausbau des Bootes, das mittlerweile mein Zuhause ist, voranzutreiben. Küche und Schlafzimmer sind von den Möbeln her jetzt fertig ausgebaut. Dort lassen sich meine Sachen erstaunlich gut verstauen. Es ist ein äußerst schönes Gefühl, für alles, was man besitzt, einen festen Platz zu haben.

Einbau neuer Fenster

Bevor ich weiter am Ausbau meines Bootes arbeiten kann, gilt jetzt die Aufmerksamkeit der Isolierung. Fenster und Türen müssen isoliert und abgedichtet werden. Ein Problem, was einem auf einem Boot im Winter immer begegnet, ist die Feuchtigkeit. Deshalb ist eine ständige Lüftung unbedingt nötig. Um gleichzeitig dadurch aber nicht zu viel Energie zu verlieren, soll mit einem Wärmetauscher die ausströmende Luft ihre Wärme an die ins Boot hereingeführte Luft abgeben. In der Umsetzung kommen zwei ineinander geführte Rohre zum Einsatz. Ob das funktioniert? Der kommende Winter wird es zeigen.

Zwei ineinander geführte Rohre dienen als Wärmetauscher

Besuch im Hafen von Neuwied

Noch 44 Wochen
Die Bauarbeiten beginnen

Noch 44 Wochen

Die Bauarbeiten beginnen

Zehn Meter lang und drei Meter breit. Mehr Platz gibt es auf dem Boot für all meine Sachen nicht. Gleichzeitig stelle ich mir die Frage, ob es überhaupt möglich ist, auf einem Segelboot im Winter wie im Sommer halbwegs bequem zu leben.

Laurin Steinmaier

19. September 2018 · 👷

Aufgewachsen in einer Kleinstadt, bin ich von zu Hause große Garagen und einen Hof gewöhnt. Hier auf dem Boot stehen zwei Taschen auf dem Boden und schon findet man kaum mehr Platz zum Laufen. Doch schauen wir zuerst noch mal an den Anfang zurück: Nach langer Suche nach dem passenden Segelboot werde ich quasi direkt vor der Haustür in der Nähe von Koblenz fündig. Es handelt sich um eine in den 70er Jahren gebaute Stahlsegelyacht. Sie ist zwar alt, aber die elementaren Dinge sind in einem guten Zustand. Jetzt gilt es, diese mit den finanziellen Mitteln eines Studenten hochseetauglich und vor allem wohnlich auszubauen.

Die Küchenzeile bei Übernahme des Bootes

Die Küchenzeile bei Übernahme des Bootes

Ein Weg mit Höhen und Tiefen

Mein Vorgänger hinterlässt mir das Boot mit „Pött und Pann“, wie man so schön sagt. Der Vorteil: Ich kann viele Dinge übernehmen und muss nicht alles neu besorgen. Der Nachteil: Obwohl der Platz beschränkt ist, haben sich über 30 Jahre alle möglichen Sachen angesammelt. So finden sich täglich in den hintersten Ecken und Winkeln viele seltsam anmutende Dinge. Und jedes Mal stellt sich die Frage: Kann das weg oder ist es noch zu gebrauchen? Oder ist es sogar schon Kunst?

Die Küchenzeile nach Einbau einer neuen Tischplatte sowie der ersten Schubladen

Die Küchenzeile nach Einbau einer neuen Tischplatte sowie der ersten Schubladen

Die vielen Ecken und Winkel in einem Segelboot haben zudem noch einen ganz anderen Nachteil. Alles was eingebaut wird, muss in Handarbeit einzeln angepasst werden. Ohne die motivierende Unterstützung von Freunden und Familie säße ich wohl noch eine ganze Zeit mit Feile und Säge an Schubladen, Schranktüren und Co. Und trotz der mühseligen Arbeit, oder vielleicht gerade deswegen, ist die Freude über jedes abgeschlossene Projekt umso größer. Ich vergleiche dies gern mit Wellensurfen. Man müht sich stundenlang (ich für meinen Teil zu mindestens) durch Gischt und Wellen, ist kurz davor die Lust zu verlieren, bekommt dann aber eine richtig gute Welle und ist anschließend vom Glück beseelt und kann nur weitermachen. So geht die Arbeit Tag für Tag weiter und langsam, ja ganz langsam, wird es hier auf dem Boot richtig gemütlich.

Noch 49 Wochen
Wie alles begann

Noch 49 Wochen

Wie alles begann

Segeln nimmt in meinem Leben eine ganz besondere Rolle ein. Es ist nicht nur der Sport an sich, der mich fasziniert und antreibt, sondern viel mehr das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit.

Laurin Steinmaier

15. August 2018 · 🙂

Rückblick: Holland, Ijsselmeer im September 2016. Mit einigen Freunden aus der Uni sitze ich früh morgens im Auto auf dem Weg in den kleinen Ort Lemmer. Für einige Tage haben wir dort ein kleines Segelboot gemietet. Da keiner von uns einen Segelschein besitzt, macht sich vor der Übergabe des Bootes Nervosität breit. Ob wir denn schon mal eine Segelyacht gesteuert hätten, fragt uns der alte Seebär des Charterunternehmens. Etwas zögerlich antworte ich: „Nicht direkt, aber Windsurfen kann ich und die ein oder andere Jolle bin ich auch schon gesegelt.“ Überraschend überlässt er uns das Boot mit dem kleinen Hinweis, Segeln sei „Learning by Doing“ und dass wir heil wieder zurückkommen sollen. Meine Leidenschaft fürs Segeln ist geweckt.

„Du willst ein Segelboot kaufen!?“, werde ich meist erstaunt gefragt. Wenn ich dann weitererzähle, dass ich mit dem Boot im Winter ohne Nutzung fossiler Brennstoffe weit in den Norden Europas reisen möchte, lässt sich zu jeder Altersgruppe die passende Antwort erstaunlich gut vorhersagen. Ü60: „Da hast du aber sicherlich eine starke Diesel-Heizung an Bord.“ Ü30: „Fang lieber erst einmal an zu arbeiten! Dein Leben liegt noch vor dir.“ Ü10: „Allein auf einem Boot. Ist das nicht viel zu gefährlich?“ Wer von den Leuten recht hat? Es ist wohl mal wieder eine gesunde Mischung aus allem. Und doch sitze ich jetzt hier auf meinem Boot und schreibe diesen ersten Beitrag.

Das Gefühl von Freiheit

Das Gefühl von Freiheit

Wenn ich zu Fuß durch die Berge wandere, genieße ich die Freiheit, überall dort hingehen zu können, wohin mich meine Füße tragen und bin doch in den Entfernungen auf einige Kilometer begrenzt. Wenn ich mit dem Fahrrad Freunde und Familie besuche, habe ich die Freiheit, auch weite Strecken aus eigener Kraft zurückzulegen und bin doch in den Sachen, die ich mitnehmen möchte, stark eingeschränkt. Wenn ich mit dem Auto quer durch Europa in den Urlaub fahre, genieße ich die Freiheiten offener Grenzen und bin doch an Straßen und Tankstellen gebunden. Ein Segelboot aber mit der Fähigkeit, weite Strecken mit all seinem Hab und Gut unabhängig von Wegen, Straßen und fossilen Brennstoffen zurücklegen zu können, bietet für mich ein perfektes Fortbewegungsmittel und Zuhause zugleich. Eine Vision des ressourcenschonenden Reisens ist entstanden und sollte mich so schnell nicht mehr loslassen.

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