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Nach Wetterweltreise wieder in Deutschland - Rückreise in Corona-Zeiten

Rückreise in Corona-Zeiten

Nach Wetterweltreise wieder in Deutschland

Am Frankfurter Flughafen in Corona-Zeiten

Wir hatten eine schöne Zeit in Chile. Vom Coronavirus in Europa haben wir gelesen und dachten, in diesen Zeiten ist Südamerika sicherer als Deutschland. Doch dann wurden immer mehr Flüge gestrichen und Grenzen geschlossen und wir entschieden uns zurückzureisen. Jetzt sind wir glücklich in Deutschland angekommen, doch der Weg hierhin war nicht leicht.

Nach unserer Tour durch das raue Klima Patagoniens fliegen wir nordwärts in die Wüste Atacama. Wir landen in Calama im Norden Chiles und fahren von dort weiter mit dem Bus in die Stadt Iquique. Die Stadt liegt direkt am Meer. Bei sonnigen 25 Grad geht es uns hier gut. Von hier aus wollen wir eine Forschungsstation zu sogenannten Nebelfängern besichtigen.

Wir sind nun in der Atacama ganz im Norden von Chile mit dem Bus unterwegsWir sind nun in der Atacama ganz im Norden von Chile mit dem Bus unterwegs.

Immer mehr Reiseeinschränkungen

Wir lesen, dass die Lufthansa alle Flugzeuge am Boden lässt. Das Außenministerium geht davon aus, dass bald der weltweite Reiseverkehr zum Erliegen kommt. Reisewarnungen werden ausgesprochen. Hoteliers in Spanien sollen laut Nachrichten Touristen wegen Corona vor die Tür setzen. Könnte so etwas hier in Chile in einigen Wochen auch passieren?

Das können wir uns jetzt nicht vorstellen, sicher erscheint uns aber, dass es auch hier in Chile schlimmer werden wird. Der Reiseverkehr wird sicher auch hier zum Erliegen kommen. Wer weiß, wie dann das Leben samt medizinischer Versorgung aussieht. Darf uns dann überhaupt noch jemand ein Zimmer anbieten? Kommen wir dann überhaupt noch weg?

All diese Fragen beschäftigen uns und wir entscheiden uns die Reise abzubrechen. Wir hatten so eine schöne Zeit bis hierhin und haben bis auf den trockensten Ort all unsere Ziele ohne große Zwischenfälle erreichen können. Wir versuchen also unsere Flüge umzubuchen. Laut einer Email unserer Airline LATAM (die größte Airline Südamerikas) können wir das aufgrund von Corona auch.

Eine lange Schlange vor dem Büro der AirlineEine lange Schlange vor dem Büro der Airline.

Die Website zum Umbuchen ist wegen Überlastung nicht erreichbar. Daniel stellt sich in einer Schlange des LATAM-Büros an und erfährt, dass sie unseren Flug nicht umbuchen können. Wir haben einen sehr günstigen Spezialtarif über einen deutsches Flugportal gebucht und das kann angeblich nicht umgebucht werden.

Laut Website unserer Airline werden in ein paar Tagen 90 Prozent der internationalen Flüge gestrichen. Wir entscheiden uns also dazu, einfach einen neuen Flug zu buchen. Flüge für die nächsten zwei bis drei Tage sind unbezahlbar, doch für Samstag gibt es noch normalpreisige Plätze über Sao Paulo nach Frankfurt. Wir buchen also mehrere Flüge: Calama-Santiago, Santiago-Sao Paulo und Sao Paulo Frankfurt.

Inzwischen schreiben wir die Deutsche Botschaft an. Das Büro ist geschlossen, das Telefon ist andauernd besetzt. Wir hoffen eine Antwort zu erhalten und tragen uns zusätzlich in ein Rückholformular ein. Da Chile aber vergleichsweise sicher und noch! fast coronafrei ist, sind noch keine Rückholungen geplant. In einem Forum tauschen wir uns derweil aus. Einer berichtet dort davon, in Punta Arenas im Süden des Landes mit seinem Mietwagen festzuhängen. Er muss sein Auto nach Santiago bringen und das ist nur über den Landweg nach Argentinien erreichbar. Argentinien hat aber schon seine Grenzen geschlossen. Das alles geschieht hier ohne jegliche Vorwarnung von einem auf den anderen Tag.

Die ersten Tage in der Wüste verbringen wir in der Stadt IquiqueDie ersten Tage in der Wüste verbringen wir in der Stadt Iquique. Die Stadt liegt direkt am Meer und grenzt unmittelbar an die Wüste.

Wir haben noch einige mehr oder weniger entspannte Tage in der Stadt Iquique. Während wir dort sind, werden Schulen, öffentliche Einrichtungen, Spielplätze und selbst der Strand geschlossen. Die Post ist nur noch stundenweise geöffnet. Ich jogge die Strandpromenade entlang und bilde mir ein, als Deutsche komisch angeschaut zu werden. Auch hier im Radio wird ausführlich über die Lage in Europa berichtet.

Kurzfristige Flugstreichung

Dann fahren wir mit dem Bus fünf Stunden weiter südlich nach Calama. Von dort wollen wir das kleine Örtchen Quillagua erkunden. Dort steht die trockenste Wetterstation der Erde. Auch dazu folgt noch ein Bericht. Eigentlich wollten wir von dort aus auch mit einem Camper für einige Tage in die Wüste aufbrechen, aber das fällt nun aus.

Die endlose Weite der Wüste AtacamaDie endlose Weite der Wüste Atacama.

Wir können schon für unseren ersten Flug am nächsten Abend einchecken und sind nun guter Hoffnung, wirklich zu fliegen. Wenige Stunden später erreicht uns dann eine Email: „Your flight is canceld“, die Begründung: „because of border closure“.

Beim genaueren Hinschauen sehen wir, dass nur der Flug von Calama nach Santiago, also innerhalb von Chile, ausfällt. Aufgrund von Grenzschließungen kann das ja eigentlich nicht sein. In der Email wird empfohlen zur Umbuchung eine bestimmte Website aufzurufen, von der man an einen Chat weitergeleitet wird. Wir haben Wartenummer 115. Wir warten mehr als eine Stunde, bis wir bei Nummer 55 aus dem Chat rausgeworfen werden. Wir entscheiden uns dazu am nächsten Tag zum Flughafen zu fahren.

Nun doch ein Flug nach Santiago

Eigentlich wollten wir an diesem Tag nach Quillagua, zum trockenstenOrt der Erde, fahren. Wir haben extra einen Mietwagen gebucht, den wir jetzt nutzen, um zum Flughafen zu gelangen. Wir erwarten eine lange Schlange am Schalter. Stattdessen gähnende Leere. Auf dem Display sind viele Flüge gecancelt.

Die meisten Flüge in Calama fallen ausDie meisten Flüge in Calama fallen aus.

Die beiden Damen am Schalter sind hilfsbereit und bieten uns tatsächlich noch vier Plätze an, allerdings nur für einen Flug am Nachmittag. Es sind aber wohl die letzten Möglichkeiten an diesem Tag noch nach Santiago zu kommen. Für uns bedeutet dies, dass Quillagua ausfällt und wir nach vier Stunden den Mietwagen schon wieder zurückgeben müssen. Aber Hauptsache wir fliegen. Ob wir von Santiago aus wegkommen, kann uns leider keiner sagen. Auf dem Weg zurück sehen wir zumindest noch einen Staubteufel. Das ist ein Wirbelwind, der sich im Gegensatz zu Tornados bei sonnigem Wetter bildet und weniger stark ist:

Am Flughafen in Calama gibt es nun eine lange Schlange vor dem Schalter unserer Airline. Viele stehen jetzt hier mit Maske. Wir natürlich nicht, denn sowohl Masken als auch Desinfektionsmittel sind ausverkauft. Ein netter Herr schenkt uns drei Masken. Es ist jedoch nicht leicht, den Kindern beizubringen, sie aufzusetzen. Nach der Erklärung, dass sie andere wie auch Großeltern damit schützen können, geben sie auf.

Im Flugzeug finde ich die Atmosphäre gespenstisch. Fast alle sitzen hier entweder mit Mundschutz oder zumindest mit einem Tuch oder Schal um Mund und Nase. Manche tragen eine Art Gasmaske und um die Augen dann noch eine Art Taucherbrille. Es ist ruhig, man kann sich ja nicht unterhalten. Ich bin froh über ein Kind in der Nähe, das fröhlich unter seinem Mundschutz gackert. Ich hoffe nur, dass ich auf dem Flug nicht niesen muss.

Am Flughafen Santiago di Chile

Zum Glück schaffe ich es ohne Niesen. Nach vier Stunden landen wir in Santiago di Chile. Unser erster Weg führt uns am Flughafen zum Büro unserer Airline, wo natürlich eine Menschenansammlung ist. Wir ziehen eine Wartenummer und stellen uns auf einige Stunden Warten ein. Dann werden wir von einer Dame angesprochen. Sie gibt uns eine Schalternummer an, an die wir uns wenden können. Wir sollten möglichst versuchen, direkt Plätze in einem Flug über Madrid am Abend zu bekommen. Die Mitarbeiterin gibt zu Bedenken, dass Flüge am nächsten Tag vielleicht kurzfristig gecancelt werden.

Am Schalter sind viele Europäer. Wir sprechen mit einer Deutschen, deren Flug mit Air France auch kurzfristig gestrichen wurde. Sie kommt aus Punta Arenas im Süden Chiles, wo wir ja kurz zuvor auch noch waren. Ihr Mann hat ihr einen Flug von dort nach Santiago besorgt. Es sollte einer der letzten gewesen sein, wie sich nachher rausstellt. In Patagonien sind längst schon alle Nationalparks geschlossen. Auch der Eintritt zum Perito-Moreno-Gletscher, den wir so faszinierend fanden, war nicht mehr möglich.

Ein verlassenes Gate am Flughafen Santiago di ChileEin verlassenes Gate am Flughafen Santiago di Chile.

Am Schalter angekommen, gibt es erstmal schlechte Nachrichten. Der Flug über Madrid ist voll. Wir können auf eine Warteliste, wo wir kurzfristig Bescheid bekommen, ob wir einsteigen dürfen. Wir sind längst nicht die einzigen auf dieser Warteliste und geben auf. Wir fragen, ob wir denn überhaupt noch für den Flug über Sao Paulo nach Frankfurt gebucht sind. Glücklicherweise sind wir das.

Der Flug ist voll, daher ist der Mitarbeiter zuversichtlich, dass er nicht abgesagt wird. Er druckt uns direkt die Boardingpässe aus und versichert uns auch nach mehrmaligen Nachfragen, dass der Flug auch von Sao Paulo weggehen wird. Wir wollen auf keinen Fall am Flughafen in Sao Paulo stranden, in Brasilien darf man schon nicht mehr einreisen. Wir vertrauen dem freundlichen Mitarbeiter. Den Boardingpass halten wir wie eine Trophäe.

Es ist nun 19 Uhr. Da wir nicht wussten, wie es weitergeht, haben wir in Santiago noch keine Unterkunft gebucht. Kurzfristig finden wir bei einer netten Chilenin über ein Buchungsportal noch etwas. Sie entschuldigt sich, als sie bei unserer Ankunft noch die Betten bezieht. Wir müssen lachen, wer rechnet um diese Zeit auch noch mit Gästen. Ziemlich müde, aber auch erleichtert fallen wir nach einer Portion Spaghetti-Bolognese ins Bett.

Flug nach Sao Paulo

Morgens müssen wir erstmal Frühstück besorgen. Ich schnalle mir den Rucksack auf und will etwa einen Kilometer zum nächsten Supermarkt joggen. Der ist zwar geöffnet, bis 10 Uhr aber nur für Ältere. Ich weiß nicht, ob ich es jetzt nett finden soll, dass sie mich nicht dazuzählen. Ich laufe weiter zum nächsten Supermarkt. Dort gibt es eine mindestens 200 Meter lange Schlange. Ich sehe eine Tankstelle und besorge Muffins und eingepackte Waffeln. Die Kinder freuen sich, wenigstens haben wir noch einen gesunden Apfel im Gepäck.

Nach dem Frühstück fahren wir zum Flughafen zurück. Dort ist es leerer als am Vortag. Wir geben unser Gepäck ab und erst dann sind wir zuversichtlich, dass wir fliegen. Kurz vor unserem Abflug erhalten wir eine Absage von unserer Ferienwohnung, die wir in Deutschland vorgesehen haben. Unsere Nerven! In unser Haus können wir leider nicht, da es noch vermietet ist. Zu jemanden ins Haus wollen wir nicht. Wir sind recht sicher, dass wir noch gesund sind. Aber wir haben keine Ahnung, wie es nach den Flügen aussieht. Noch im stehenden Flugzeug organisieren wir erstmal für zwei Tage eine neue Unterkunft. Es ist ein Glück, dass das so kurzfristig klappt.

Eine wundervolle Aussicht aus dem Flugzeugfenster über die AndenEine wundervolle Aussicht aus dem Flugzeugfenster über die Anden.

Der Flug von Santiago nach Sao Paulo geht natürlich über die Anden und wir genießen den Blick. Das weite hohe Gebirge mit einzelnen schneebedeckten Gipfeln lässt die Strapazen der vergangenen Tage vergessen. Auf dem Flug gibt es sogar eine Mahlzeit. Meine Tochter fragt: „Darf ich meinen Mundschutz wenigsten ausziehen, wenn ich was essen will?“ Mit einer solchen Frage hätte ich vor unserer Abreise niemals gerechnet. Zum Glück dürfen wir essen. Nach vier Stunden landen wir in Sao Paulo.

Sao Paulo Flughafen

Der Transferbereich des Flughafens in Sao Paulo ist gar nicht so leer. Hier überbrücken wir knapp vier Stunden Wartezeit mit Tabletts und Notebooks, aber auch Fangen und Verstecken. In manchen Bereichen ist es leer genug dafür. Andauernd hören wir Lautsprecherdurchsagen mit Passagiernamen. Sie werden als letzte Chance zum Boarding aufgerufen. Es sind einige und ich fühle mit ihnen. Sicherlich konnten sie Sao Paulo aufgrund von fehlenden Anschlussflügen nicht erreichen.

Der Anflug auf den Flughafen in PauloDer Anflug auf den Flughafen in Paulo.

Um 23 Uhr Ortszeit sitzen wir im Flieger. Vor uns liegt nun ein etwa elf stündiger Flug nach Frankfurt. Neben mir sitzt ein Österreicher. Er hustet verlegen in seinen Schal und erzählt mir, dass er schon seit Januar mit dem Motorrad in der Pampa unterwegs war und sich im Zelt erkältet hat. Dann wurden die Grenzen in Argentinien geschlossen. Er musste einen riesigen Umweg fahren, um zum Flughafen zu gelangen. Das Motorrad ist nun eingelagert. So etwas wie er, haben hier sicherlich viele erlebt.

Frankfurt Flughafen

Auch in Frankfurt sind viele Flüge gestrichenAuch in Frankfurt sind viele Flüge gestrichen.

Um 14:40 Orstzeit landen wir in Deutschland und freuen uns. Wir hätten nicht gedacht, hier heute anzukommen. Beim Überflug über den Schwarzwald sieht man nur wenig Schnee und einige kahle Bäume. Marisa fragt ängstlich, ob der Borkenkäfer jetzt alle Bäume zerstört hat. Zum Glück nicht. Sie hat einfach vergessen, wie der Winter in Deutschland aussieht.

Schneereste auf den Gipfeln des SchwarzwaldesSchneereste auf den Gipfeln des Schwarzwaldes.

Nach ein paar Stunden mit der Bahn sind wir froh unser Auto von lieben Nachbarn samt Carepaket (sogar mit zwei Rollen Toilettenpapier!) zu bekommen. Von dort geht es für uns jetzt erstmal in eine Ferienwohnung. Wie gerne würden wir jetzt unsere Familie und Freunde umarmen. Für uns und unsere Kinder beginnt nun wie für alle anderen auch eine seltsam isolierte Zeit in unserem Land. Hoffen wir das Beste!

Zwei Berichte zu den Nebelfängern in der Wüste und zum trockensten Ort der Erde liefere ich noch nach. Ich freue mich, wenn sie gelesen werden, auch wenn wir jetzt wieder da sind!

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