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Lawinenwinter 1999 - Spezial

Die Lawine von Galtür

Augenzeugen-Bericht Teil 1

Med.-Rat. Dr. Walter Köck (Ehrenbürger von Galtür) berichtet über das Lawinenereignis. Vielen Dank an die Gemeinde Galtür, die uns die Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt hat.

"Seit dem 6. Februar ist das Paznaun gesperrt, in kleineren und größeren Zwischenräumen ausgenommen. Höchste Lawinengefahr ist gemeldet. Dies bestätigt sich: am 12. Februar liegen zwischen Mathon und Kappl die meisten Lawinen, die wir kennen, im Tal bzw. auf der Straße. Die Gäste werden unruhig, ein Gratis- Nachtskilauf hebt die Stimmung, Hubschrauber bringen Notwendiges, die ersten Gäste fliegen ab. Am 18. 2. gehen Lawinen auf der Sonnseite ab, am 20. 2. kommt eine Lawine vom Gorfen, so groß wie nie, aber ohne Opfer. Außer dem Dorfkern sind in Galtür alle Straßen gesperrt, am 20. und 21. Februar können noch viele in letzter Minute ausfliegen.

Ein Schneesturm beginnt, er hält den ganzen Montag an, am Dienstag Vormittag scheint er nachzulassen, doch nachmittags geht es gleich weiter. Die Nervosität in Galtür steigt, das Tal ist gesperrt, Gäste werden in die Häuser verbannt, ihr Aktionsradius auf das Dorfzentrum eingeschränkt, das viele gar nicht erreichen können. Um abzulenken, veranstalten die Jungen ein Fasstaubenrennen vom Widum herunter auf den Platz. Große Beteiligung mit vielen Zuschauern, es schneit und schneit die Fahrer sind fast nicht zu erkennen, trotzdem allgemeine Heiterkeit.

Galtür nach dem Abgang der Lawine

Bildquelle: Bundesheer Österreich - Teile von Galtür wurden von der riesigen Lawine völlig verschüttet.

Um ca. 16.00 Uhr ist die Belustigung zu Ende, die Leute gehen heimzu, zerstreuen sich, da - ein dumpfer Knall -, es wird noch dunkler als es schon ist, in Umrissen sieht man eine große Staubwolke über den Häusern, die sich bald verliert: "Dös ischt a Lahna! ", sagen wir in der Sicherheit unseres Hauses und denken uns nichts Schlimmes dabei, sahen wir doch eine solche schon öfter. Wir haben uns getäuscht, so etwas sah noch niemand: Wir sollten ein Drama erleben, wie es in der Geschichte Galtürs noch keines gab, ein Drama, das nur einen Akt hatte, der insgesamt vielleicht eine Minute, - für die Betroffenen Bruchteile einer Sekunde - dauerte, aber ein Drama mit vielen Schauplätzen werden sollte.

An diesem 23. 2. 1999 um 16.00 Uhr ging eine Lawine mit unvorstellbarem Ausmaß vom Sonnberg, nördlich des Ortes, ab. Von der Abrissstelle, ca. 2.700 Meter hoch, im ca. 35 bis 40 Grad steilen Gelände des Grießkogls stürzten die Schneemassen immer schneller werdend über die "Weiß Riefi,' und die "Wasserlatara" in einer Breite von ca. 400 Metern gegen Galtür. Eine ungeheure Druckwelle ließ ihre Gewalt ins Unmessbare und ihre Auswirkungen ins Unvorstellbare anwachsen."

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