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Gewitter - Spezial

Die Wucht des Starkregenkerns

Sturzfluten, Hagel und Fallböen

Nicht nur von den Blitzen eines Gewitters gehen mitunter erhebliche Gefahren aus, sondern auch von seinen anderen typischen Begleiterscheinungen. Sturzflutartige Regengüsse, schwere Sturm- oder Orkanböen sowie großer Hagel hinterlassen in ihrer Summe meist sogar die verheerenderen Schäden. Mitunter wird ein heftiges Gewitter erst durch das Zusammenwirken all dieser meteorologischen Begleiterscheinungen zu einem schadensträchtigen Unwetter. Gelegentlich können die verursachten Zerstörungen sogar immense volkswirtschaftliche Schäden anrichten.

Gefahren durch Hagelschlag

Bildquelle: Stormgasm.com/Eric Nguyen - Große Hagelkörner werden zu lebensgefährlichen Geschossen, solche Hagelsteine können sogar die Windschutzscheiben von Fahrzeugen durchschlagen. Ein Hagelkorn mit 3 Zentimeter Durchmesser hat am Boden bereits eine Aufprallgeschwindigkeit von über 70 Stundenkilometer, die größten Eisklumpen schlagen sogar mit über 150 Stundenkilometer auf.

So bescherte das Münchener Hagelunwetter vom 12. Juli 1984 gleich in mehrfacher Hinsicht "Rekorde". Es war in der deutschen Versicherungsgeschichte das bis dato "teuerste" Unwetter, teurer als die Hamburger Sturmflut vom Februar 1962. Über 70.000 Wohngebäude und über 200.000 Autos wurden durch Eisbrocken beschädigt, 20.000 Hektar Getreideflur vernichtet und mehr als 400 Menschen verletzt. Ein Hagelstein mit 14 Zentimeter Durchmesser soll 800 Gramm gewogen haben. Die Schadenssumme von rund 770 Millionen Euro war "Weltrekord" für Hagelschäden.

Auch die teils enormen Wassermassen, die sich aus dem Starkniederschlagskern eines heftigen Gewitters ergießen, können verheerende Schäden anrichten. Der deutsche Rekord für Sturzregenfluten scheint beinahe unglaublich: 1920 soll in Füssen im Allgäu in nur 8 Minuten eine Niederschlagsmenge von 126 Litern pro Quadratmeter gefallen sein! Aber auch schon weniger extremer Regen kann Überschwemmungen und Bodenerosionen hervorrufen und kleine Gebirgsbäche zu reißenden Flüssen anschwellen lassen. Besonders gefährdet sind Täler, Senken, Tiefgaragen, Keller und Unterführungen.

Überschwemmungen durch Starkregen

Bildquelle: André Föbus - Sintflutartige Regenfälle können Straßen unpassierbar machen.

Wo sich starke Gewitter bilden, sind Fallböen nicht weit. Wie ein nasser "Sack" kann kalte Luft aus den Höhen einer Gewitterwolke zur Erde stürzen, mitgerissen vom Starkniederschlag. Treffen solche Abwinde am Boden auf, werden sie seitwärts umgelenkt und breiten sich als Sturmböen in alle Himmelsrichtungen aus. Im Extremfall erreichen solche auch als "Downburst" bezeichneten Fallböen Orkanstärke. Sie treten nur kleinräumig auf und werden wegen ihrer verheerenden Zerstörungskraft bisweilen sogar mit den weit selteneren Tornados verwechselt.

Von Fallböen in Orkanstärke zerstörtes Waldgebiet

Walter Stieglmair - Wie die sprichwörtlichen "Streichhölzer" knickten diese Bäume um. Die wie von einer Riesenfaust gefällten Stämme zeigen höchst eindrucksvoll, wie kleinräumig und gleichsam wuchtig sich extreme Fallböen auswirken können.

Ganz gleich ob ein zündender Blitzschlag oder sintflutartiger Regen, pfeilschnelle Hagelgeschosse, heftigste Sturmböen oder gar der Rüssel eines zerstörerischen Tornados, - all diese so unterschiedlichen, gleichwohl aber hoch gefährlichen Wettererscheinungen haben ein und dieselbe gemeinsame Ursache: Die Sonne. Die Energie ihrer wärmenden Strahlen ist das Schwungrad der gewaltigen Kräfte, die in einem Gewitter hoch konzentriert und auf engem Raum frei gesetzt werden.

Sie allein treibt die Wettermaschine unserer Erde an, ohne die sich das Leben auf unserem Planeten nicht in der uns bekannten Form entwickelt haben würde. So leidvoll sich heftige Wettererscheinungen auch auf Mensch und Natur auswirken können, so sind sie andererseits doch immer auch Ausdruck der formenden und lebenserhaltenden Kraft der Natur, einer Natur die neben Ehrfurcht stets auch unseren Respekt und unsere Bewunderung verdient.

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