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Stürme und eisiger Frost
Einst war das Klima subtropisch
Die Weite des südlichsten Kontinents der Erde ist einzigartig. Der Mensch hat dort bislang kaum Spuren hinterlassen. Auf einer Fläche von 12 Millionen Quadratkilometern - 98 Prozent davon sind eisbedeckt - forschen in der Sommersaison etwa 6000 Menschen, im Winter sind es kaum 1000. Nur vereinzelt gibt es Felsenküsten, Trockentäler oder Bergzüge, die aus dem Inlandeis ragen. Entstanden ist das Eis aus einer in Jahrmillionen immer weiter angewachsenen Schneedecke. Mittlerweile ist der Eispanzer in der Ostantarktis nahezu 5 Kilometer mächtig.
Orkanwirbel über dem Südatlantik
Der siebente Kontinent speichert 80 Prozent der Süßwasserreserven unseres Planeten. Die Masse des Eises presst den Untergrund vielerorts unter den Meeresspiegel. Die Antarktis war nicht immer so kalt wie heute: Fossilienfunde belegen, dass es dort bis vor 70 Millionen Jahren subtropische Pflanzen gab. Die Abkühlung begann, als sich der Urkontinent Gondwana aufspaltete und die Antarktis allein in der Nähe des Südpoles zurückließ. Durch ihre isolierte Lage entstand eine eigenständige atmosphärische Zirkulation, abgekoppelt vom übrigen Planeten.
Eine ringförmige Luftströmung rund um die Antarktis verhindert, dass Luft aus gemäßigten Breiten den Kontinent erreicht. Deshalb ist es dort viel kälter als in den Nordpolargebieten. Die Jahresmitteltemperatur beträgt an den Rändern des Kontinents minus 15 Grad, am Südpol minus 31 Grad und auf dem antarktischen Hochplateau minus 55 Grad. Dort wurde an der Station Vostok mit minus 89.2 Grad die niedrigste Oberflächentemperatur der Erde gemessen. Deutlich milder ist es an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel, wo es im Sommer regnen kann.
Gebirgskette in Neu Schwabenland
Die Antarktis ist der trockenste Kontinent der Erde. Am Südpol fallen jährlich 20 Millimeter Niederschlag. An den Küsten schneit es mehr als im Binnenland, nahe der Neumayerstation zum Beispiel wächst die Schneedecke jährlich um etwa einen Meter an. Auch die Winde sind spektakulär: Das Adelieland ein Küstenabschnitt gegenüber von Australien - bringt es auf bis zu 340 Sturmtage im Jahr. Antarktische Stürme resultieren häufig aus Fallwinden, wenn schwere Kaltluft aus dem Landesinneren mit teils brachialer Gewalt aufs Meer hinabstürzt.
Eisberg im Abendlicht
Trotz aller Extreme gibt es in der Antarktis auch Schönwetterphasen. Das Sonnenlicht bricht sich dann in Eiskristallen, farbenprächtige Halos entstehen. Außerhalb des Sommers sind stratosphärische Wolken zu bewundern. Gewitter kommen praktisch nicht vor. Der Mensch gewöhnt sich rasch an die Kälte. Masken, die die Atemluft vorwärmen, werden meist erst ab minus 70 Grad benutzt. Problematischer ist der so genannte Windchill-Effekt: Frostluft in Kombination mit Wind entzieht der Haut massiv Wärme.
Windstärke 6 und minus 30 Grad lösen Erfrierungen aus, wie sie sich bei Windstille erst bei minus 55 Grad einstellen. Die wohl spektakulärsten Wettererscheinungen der Antarktis sind jedoch ihre zahllosen Schneestürme und dafür muss es nicht einmal schneien: Bei hohen Windstärken ist grundsätzlich aufgewirbelter Schnee in der Luft und fegt mit Urgewalt über die endlosen Weiten des im Frost erstarrten Kontinents. Die Sichtweite geht während solcher Schneestürme auf wenige Meter zurück.