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Tornado - Spezial

Tornados auch in Deutschland

Mehrere Dutzend Fälle pro Jahr

Der 10. Juli 1968 ist ein heißer Tag. In den Abendstunden brauen sich schwere Gewitter zusammen. Doch was sich um 21:37 Uhr in den südlichen Bezirken der Stadt Pforzheim ereignet, sollte Wettergeschichte schreiben: Ein 500 Meter breiter Wirbelsturm bahnt sich seinen Weg durch die Stadt und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Zahlreiche Häuser werden beschädigt, einige sogar schwer, Autos werden wie Spielzeug bis zu 200 Meter weit durch die Luft gewirbelt und Bäume wie 'Streichhölzer geknickt. Die Luft ist erfüllt vom Toben des wirbelnden Wolkenrüssels und im weiten Umkreis regnen Trümmer vom Himmel.

Nur drei Minuten dauert der Spuk, dann ist das Inferno auch schon vorbei. Einer von jährlich mehreren Dutzend Tornados in Deutschland hat eine größere Stadt getroffen. Traurige Bilanz: Zwei Todesopfer und mehr als 400 Verletzte, die Sachschäden gehen in die Millionen.

Pforzheim-Tornado: Autos wurden wie Spielzeug durch die Luft gewirbelt

Mehr als 2300 Häuser werden schwer beschädigt, sechs davon vollkommen zerstört. Die Aufräumarbeiten nach dem Unwetter dauern mehr als zwei Wochen. Experten errechnen später anhand der angetroffenen Schäden, dass der Tornado mit einer Rotationsgeschwindigkeit von mehr als 330 km/h über die Stadt hinweg gefegt sein muss. Das entspricht der Stärke F4 nach der Fujita-Tornado-Skala. Derart heftige Wirbelstürme sind sogar in den USA, im Stammland der schwersten Tornados der Welt, eher selten. Wie sich später herausstellt, hatte der Tornado zuvor bereits eine Schneise der Zerstörung durch die Vogesen gezogen, hatte sich dann aber vorübergehend aufgelöst, bevor er schließlich wenig westlich von Pforzheim abermals Bodenkontakt bekam.

Am 18. Oktober 1971 trifft es Teile der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt Kiel und am 26. Juli 1993 wird Neumünster, ebenfalls in Schleswig-Holstein, von einem Tornado getroffen. Am 10. Juni 2003 richtet ein F3-Tornado schließlich große Verwüstungen in der kleinen Eifelgemeinde Acht an und am 23. Juni 2004 rast ein F3-Tornado über Micheln in Sachsen-Anhalt. Die Reihe setzt sich fort, als am 26. März 2006 gleich eine ganze Tornadoserie über den Norden Deutschlands hinweg zieht. Einer der Wirbelstürme trifft den Hamburger Stadtteil Harburg, wo zwei Kranführer ums Leben kommen, als der Sturm ihre Kräne umwirft.

Fast alle Häuser der Eifelgemeinde Acht wurden beschädigt

Aber auch in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten haben Tornados immer wieder auch Teile von Deutschland heimgesucht, darunter mehrere F4-Stürme und sogar zwei F5-Tornados mit errechneten Windgeschwindigkeiten über 418 km/h sind überliefert. Und neben diesen großen und sehr zerstörerischen Tornados gab es schon immer zahllose weitere, schwächere Tornados der Stärken F0 bis F2.

Allein aufgrund der geringen Besiedlungsdichte wurden in früheren Tagen nur vergleichsweise wenige dieser Fälle bekannt. So schätzen Experten die Zahl der Tornados in Deutschland lange Zeit nur auf 10 bis 20 Fälle pro Jahr, doch die Menge der in den vergangenen Jahren gesicherten Beobachtungen deutet eher auf wenigstens 30 bis 40 Fälle pro Jahr hin. Daher ist zu erwarten, dass auch die offizielle Tornadostatistik Deutschlands in nächster Zeit noch deutlich nach oben korrigiert werden muss.

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