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Intensive Farben zur Dämmerung - Abendrot

Abendrot

Intensive Farben zur Dämmerung

Rottöne zum Sonnenunterfgang
Inhalt

Beim Abendrot färbt sich der Abendhimmel während des Sonnenuntergangs rötlich. Oft können die Farbenspiele sehr kräftig ausfallen.

Was ist das Abendrot?

Die untergehende Sonne taucht den Himmel in ein sattes Rot oder Orange, manchmal auch in Purpur- und Lilafarben. Die morgendliche und abendliche Fär­bung des Himmels während der Dämmerung gehört mit zu den schönsten Erscheinungen, die unsere Atmosphäre zu bieten hat.

Luftmoleküle, Dunstteilchen und Aerosole erzeugen die unterschiedlichen Farben in der Atmosphäre. Sie streuen sozusagen das Sonnenlicht in unterschiedlicher Stärke. Beim Abendrot überwiegt der Rotanteil im Sonnenlicht.

Wie entsteht Abendrot?

Das Licht der Sonne erscheint uns zwar gelblich-weiß, es setzt sich aber aus den Farben des Regenbogens zusammen: Violett, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot.

Jede dieser Farben entspricht elektromagnetischer Strahlung einer bestimmten Wellenlänge im sichtbaren Bereich. Bei Violett und Blau ist die Wellenlänge besonders kurz, bei Rot dagegen am längsten.

Winzige Luftpartikel streuen Licht

Abendrot - Luftteilchen streuen das LichtAm Himmel trifft das Sonnenlicht auf viele kleine Teilchen, die das Licht in alle Richtungen streuen. Blaues Licht wird besonders stark gestreut, deshalb ist der Himmel tagsüber blau.

Immer wenn wir nicht direkt in die Sonne schauen, nehmen wir ausschließlich gestreutes Licht wahr.

Die Photonen (Lichtquanten mit unterschiedlichen Wellenlängen) kollidieren mit den Luftmolekülen, Dunstteilchen und Aerosolen in der Luft. Ein Teil der Photonen wird ins All zurückgeworfen, ein anderer Teil auch horizontal oder in einem bestimmten Winkel zur Erdoberfläche abgelenkt. Dabei fächern die Partikel in der Luft das Licht auf und streuen es in alle möglichen Richtungen.

Abendrot ISS WeltallAbendrot vom Bord der internationalen Raumstation ISS: Letzte Sonnenstrahlen tauchen einige wenige hochreichende Quellwolken in oranges Licht. Gleichzeitig werfen sie lange, dunkle Schatten auf die darunter liegenden Wolken in Richtung Nacht. - Bild: NASA/ KEPLER ISS

Die verschiedenen Anteile des Lichts ändern ihre Richtung in unterschiedlicher Stärke. Daher bestimmt das gestreute Licht die Farbe des Himmels.

Je kurzwelliger das Licht, desto stärker wird es gestreut. Die Luftpartikel streuen das blaue und kurzwellige Licht besonders stark, deshalb ist der Himmel tagsüber auch blau.

Warum ist das Abendrot rot?

Abendrot streuungBeim flacheren Einfall der Sonnenstrahlen wird das blaue Licht stark gestreut. Es durchdringt die Atmosphäre nicht. Für das langwellige rote Licht ist der längere Weg kein Hindernis.

Wenn die Sonne tief steht, dann legt das Licht einen weiteren Weg durch die Luft zurück als am Vor- und Nachmittag. Dabei wird das blaue Licht so stark gestreut, dass nichts davon mehr zur Erde durchkommt. Die Partikel in der Atmosphäre streuen den blauen Anteil ins All weg.

Übrig bleiben die Farben Orange und Rot. Wenn viele Teilchen in der Luft vorhanden sind, also bei viel Wasserdampf, dann erscheint das Abendrot besonders kräftig. Für den Beobachter bietet sich ein häufig sattes und großflächiges Abendrot.

Abendrot brennender HimmelÜber Dresden scheint der Himmel förmlich zu brennen. Die Wolken reflektieren das Abendrot des Himmels abermals. - Bild: Frank Fritsche

Nach Sonnenuntergang werden die Farben noch intensiver, weil die tief stehende Sonne die Wolken zusätzlich anstrahlt. Außerdem reflektieren die Wassertröpfchen in den Wolken das rötliche Licht ebenfalls.

Vulkanausbrüche, Waldbrände und Abendrot

Abendrot PurpurlichtManchmal fallen himmlische Darbietungen wie dieses grandiose Purpurlicht und Veranstaltungen unter freiem Himmel zusammen, wie hier auf dem Königsplatz in München. - Bild: Jürgen Vollmer

Ebenso intensiv ist das Abendrot nach Vulkanausbrüchen, deren Asche sich manchmal rund um den Globus verteilt. Auch großräumige Waldbrände setzen jede Menge Rußpartikel in die höhere Atmosphäre frei.

In den Abendstunden sind dann neben den Rottönen noch weitere Farben zu beobachten. Dabei wechseln sich nicht selten rot glühende Wolkenschleier, violette Strahlenbüschel oder auch ein tiefpurpurfarbener Dämmerungshimmel ab.

Je tiefer die Sonne unter dem Horizont steht, desto mehr Rotanteile mischen sich in das Gold der noch beleuchteten Wolkenschleier. Manchmal überwiegt dann grandioses Purpurlicht am Abendhimmel. Die längst untergegangene Sonne bringt winzige Staubteilchen in großer Höhe zum Leuchten.

Wann ist das Abendrot zu sehen?

Abendrot SonnenuntergangEin farbenfroher Sonnenuntergang mit kräftigen Rottönen auf der Halbinsel Darß. - Bild: Frank Fritsche

Während des Sonnenuntergangs und kurz danach färbt sich der Himmel in den typischen Abendrotfarben. Das geschieht vor allem, wenn der Horizont wolkenfrei ist. Darüber können hohe Wolken vorüberziehen, der Himmel sollte aber nicht zu wolkig sein. Diese Färbung am westlichen Firmament geht danach in die Dämmerung über.

Was ist Alpenglühen?

Abendrot AlpenglühenTraumhaft schönes Alpenglühen in der Abendsonne: In Südtirol leuchten die Gipfel in einem zarten Rosa.

Dieses Schauspiel bei klarem Himmel nennt sich auch Alpenglühen. Die Westseite der Gipfel erglüht im Widerschein des Abendlichts – Felsen und Gletscher werden in ein leuchtendes Rosa getaucht. Die Berge wirken wie eine Leinwand, auf die das abendliche Sonnenlicht seine Farben projiziert.

Dabei reflektieren die Felshänge und Schneeflächen das Licht der untergehenden Sonne von Gelb, Orange über Rot zu Purpur, während die Vorderseite bereits im Dunkeln liegt. Meist zeigt sich das Alpenglühen in dieser Abfolge:

  1. Zunächst taucht das erste Abendrot am westlichen Himmel die Gipfel der Berge in ein glänzendes Rot.

  2. Sobald die Sonne sinkt und den Horizont berührt, setzt eine zweite Färbung ein und bemalt die Gipfel mit einem rötlich-grauen Glanz.

  3. Wenn im Osten nach Sonnenuntergang der Erdschatten aufsteigt, wird das abendliche Alpenglühen durch den Purpursaum der Gegendämmerung verstärkt.

  4. Ganz besonders farbenprächtig wird das Alpenglühen, wenn es kurz vor dem Untergang der Sonne noch geregnet hat. Denn wenn die Felshänge noch nass sind, glänzen diese noch mehr im Licht des Sonnenuntergangs.

  5. Das Abendrot der Berge wird durch die Schneeflächen ebenfalls verstärkt. Ein Alpenglühen ist am besten bei einer Tiefe der Sonne von rund vier Grad unter dem Horizont zu sehen.

Bauernregeln zu Abendrot

Abendrot BauernregelDer Abendhimmel präsentiert sich bei Koblenz in Rottönen, nachdem die Schauer abgezogen sind. Nachfolgend beruhigt sich das Wetter. - Bild: Christine Hurth

"Abendrot – Schönwetterbot, Morgenrot – mit Regen droht“, lautet eine alte Bauernregel. In den meisten Fällen stimmt die Regel auch. Dies ist dann der Fall, wenn der Himmel im Westen klar ist und sich im Osten noch Wolken halten, die beispielsweise von einem abziehenden Regengebiet stammen.

Im Laufe der Nacht ziehen die Wolken dann weiter nach Osten ab. Die Luft kühlt am Abend weiter ab und der Wasserdampf in der Luft kondensiert zu feinen Tröpfchen. Diese erzeugen durch die Brechung des Lichts an ihnen Rottöne am Himmel.

In der Nacht setzen sich die Wassertröpfchen als Tau auf dem Boden ab. Der Luft wird quasi Wasser entzogen. Am Folgetag ist die Luft demnach trockener und der Himmel meist wolkenlos.

Die Regel stimmt jedoch nicht, wenn die Wetterlage nicht "vom Westen her" bestimmt wird, sondern von Osten oder Süden. Das ist aber eher selten der Fall. Dann kann es trotz Abendrot am Folgetag auch schlechtes Wetter geben.

Abendrot und seine spirituelle Bedeutung

Abendrot Antike Ägypten PyramidenSchon zu Zeiten der Pharaonen gab es Wettersprüche. Das Abendrot war aber kein schlechtes Omen.

Bereits vor 5000 Jahren schrieben Babylonier und Ägypter Wettersprüche auf, die mit unseren Bauernregeln vergleichbar sind. Jahrtausende lang glaubten die Menschen, durch Gebete und Opfergaben das gewünschte Wetter herbeiflehen und Wetterkatastrophen abwenden zu können.

Ein leuchtend roter Abendhimmel wurde früher manchmal als Zeichen für Krieg angesehen. Meist galt das Abendrot aber als gutes Omen.

In der Bibel steht:

"Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot. Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist rot und trübe. Über des Himmels Aussehen könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?" (Matthäus XVI, Vers 2 und 3).

In der germanischen Mythologie kämpfen Tag und Nacht miteinander. Die Riesen Ebenrot (Abentrôt), Ecke und Fasolt stehen den Lichtgeistern der Höhe feindlich gegenüber. Abentrôt führt das Dunkel über den Himmel herauf und hindert die Sonnenstrahlen die Erde zu erreichen. Schließlich endet der Kampf mit dem Sieg der Nachtgeister.

Außerdem gibt es im Volksglauben auch Verknüpfungen von Abendrot mit Essen und der Weihnachtszeit. Der Himmel leuchtet rot, wenn die Engel und das Christkind die Plätzchen backen. Zu anderen Zeit, wenn das Abendrot glüht und gutes Wetter ankündigt, backt die Mutter Gottes Küchlein.

So fotografieren Sie Abendrot

Sonnenuntergang Abendrot Dämmerung Nebraska Wolken Intensives Morgen- oder wie hier Abendrot kommt erst mit einigen Wolken am Himmel richtig zur Geltung. - Bild: Dennis Oswald

WetterFotograf gibt Tipps zum Fotografieren von Abendrot

Licht und Farbe zählen zu den wichtigsten Elementen in der Fotografie. Deswegen sind insbesondere die Farben des Abendrots während Sonnenuntergängen ein beliebtes Motiv. „Denn ein farbenfroher Himmel verbessert fast jedes Foto.

Das warme und seichte Licht verstärkt nicht nur die Kontraste, es erzeugt meist auch eine außergewöhnlich schöne Stimmung, in der sich jeder wohlfühlt“, erklärt Dennis Oswald, Meteorologe und WetterFotograf bei WetterOnline.

Selbst die sogenannte Blaue Stunde, die Zeit nach dem Sonnenuntergang, kann eine wahre Farbexplosion am Himmel auslösen. „Achten Sie dabei auf eine korrekte Belichtung Ihrer Aufnahme.

Die Lichtverhältnisse sind für die Kameras häufig schwer einzufangen, da der Kontrast zwischen dem hellen Himmel und dem dunklen Vordergrund groß ist“, sagt Dennis Oswald.

Alabama Hills Dämmerung Blaue Stunde Abendrot Einige wenige Cirrus-Wolken können den Himmel besonders stark zum Leuchten bringen. - Bild: Dennis Oswald

Ausrüstungstipps

Für das Fotografieren von Abendrot sollte man folgende Ausrüstung mit sich führen:

  • Weitwinkelobjektiv

  • Teleobjektiv

  • Polfilter (zur Kontrastverstärkung der Farben)

  • Verlaufsfilter (um die Lichtkontraste auszugleichen), falls vorhanden

  • Stativ

Verlaufsfilter besitzen einen dunkleren oberen Teil und einen durchsichtigen unteren Teil. Damit wird der starke Lichtkontrast zwischen dem hellen Himmel und dem dunklen Vordergrund ausgeglichen.

Eine korrekte Belichtung wird somit deutlich einfacher. Sie sind in verschiedenen Stärken sowohl zum Stecken, wobei ein entsprechender Filterhalter benötigt wird, als auch zum Schrauben auf das Objektiv erhältlich.

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