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Wenn der Frühling launisch wird - Aprilwetter

Aprilwetter

Wenn der Frühling launisch wird

aprilwetter regenbogen
Inhalt

April, April - der macht, was er will! - Wenn sich das Wetter in kurzer Zeit ändert, dann bezeichnet man das als Aprilwetter. Sonnenschein, dicke Wolken und Schauer wechseln sich dabei rasch ab. Doch Aprilwetter kann es auch in anderen Monaten geben.

Was ist Aprilwetter?

Unter Aprilwetter versteht man sehr wechselhaftes Wetter in relativ kurzen Zeitabschnitten. Auf Sonnenschein folgen Wolken, die kurze Regen-, Schnee- oder Graupelschauer hinterlassen. Danach schaut die Sonne wieder heraus und das Spiel beginnt von Neuem. Oft begleiten lebhafte Winde meist aus Nordwest bis Nord den raschen Wechsel.

Rascher Wetterwechsel

Aprilwetter mit Sonne, Wolken und RegengussSo launisch kann es zugehen: Sonne, Wolken und ein Regenguss in einem Umkreis von 5 Kilometern. - Bild: Kevin Goss

Im April ist die Sonne schon recht stark, sodass man im T-Shirt die Wärme draußen genießen kann. Von einem Moment auf den anderen ziehen dunkle Wolken auf, es kühlt merklich ab und man muss sich vor einem kräftigen Schnee- oder Graupelschauer in Sicherheit bringen. Oft gesellen sich auch Blitz und Donner dazu. Warme und sonnige Phasen ringen mit kalten und nassen um die Vorherrschaft.

Wie entsteht Aprilwetter?

Klassisches Aprilwetter wird maßgeblich von verschiedenen Temperaturkonstellationen beeinflusst.

Temperaturgefälle zwischen Land und Meer

Haufenwolke AprilwetterHaufenwolken sind für Aprilwetter typisch.

Im April sind die Meere und die Polargebiete noch kalt und in höheren Lagen liegt oftmals noch Schnee. Doch die Sonne steht bereits recht hoch und scheint jeden Tag etwas länger. Die Sonne vermag den Boden immer weiter zu erwärmen und damit auch die Luft darüber.

In den höheren Luftschichten werden dagegen noch eisige Temperaturen erreicht. Während in 5 Kilometer Höhe Temperaturen um minus 30 Grad gemessen werden, steigt die Temperatur in Bodennähe auf 10 Grad und mehr. Der große Temperaturunterschied löst Konvektion aus: Warme Luft steigt auf, kühlt dabei ab und die Feuchtigkeit kondensiert in einigen Kilometern Höhe.

Regenbogen Schauer AprilwetterTypisch für Aprilwetter sind Regenbögen zwischen den Schauern am späten Nachmittag.

Dabei lässt sich ein typischer Tagesgang beim Aprilwetter beobachten:

  1. Nach meist noch schönem Tagesbeginn türmen sich mächtige Quellwolken in den Himmel.

  2. Die Quellwolken bauen sich zu ersten Schauern aus.

  3. Kurz danach zieht die Wolke weiter und die Sonne kommt heraus. Der nächste Schauer kommt an.

  4. Am Nachmittag können die Schauer durch die starke Konvektion weiter in den Himmel wachsen, dann sind auch Gewitter möglich.

  5. Nach Abzug eines Regengusses spannen sich häufig Regenbögen am Himmel auf.

  6. Am Abend fehlt durch die nachlassende Sonneneinstrahlung die Konvektion und die Quellwolken fallen in sich zusammen. Die Schauer werden immer schwächer.

  7. In der Nacht kühlt die Luft aus und die Wolken lösen sich auf.

Satellitenbild SchauerDas Satellitenbild zeigt die eng begrenzten Schauerwolken. Dazwischen gibt es durch Abwinde wolkenfreie Zonen. - Bild: DWD

Zwischen den Schauern lockert es immer wieder auf, denn dort, wo Luft aufsteigt, muss sie auch wieder ersetzt werden. In den dabei absinkenden Luftmassen wird die Luft trockener und wärmer, daher lösen sich die Wolken auf.

Nord-Süd-Gefälle

Luftmassen AprilwetterTypisch bei Aprilwetter ist, dass kalte Meeresluft (maritime Polarluft) einfließt. Schauer werden verstärkt, wenn zusätzlich von Süden Mittelmeerluft nach Mitteleuropa vordringt.

Im April wird es allmählich wärmer auf der Nordhalbkugel, allerdings nicht überall zur selben Zeit. Mit jedem Breitengrad nördlicher erwärmen sich Land und Luft später. Im Mittelmeerraum hingegen steht die Sonne im April bereits höher. Daher sind dort Höchstwerte über 20 Grad schon der Normalfall.

Das dadurch entstehende Temperaturgefälle zwischen den subtropischen Regionen und den Polargebieten führt zu Ausgleichsbewegungen, die Tiefdruckgebiete anfachen.

Im April prallen oftmals Polarluft und warme Mittelmeerraum zusammen. Dann entstehen Regengüsse und manchmal auch Gewitter mit Graupel, kleinem Hagel oder sogar Schnee.

Wann bilden sich die meisten Schauer?

Wetterlage AprilwetterEine typische Wetterlage, die für Aprilwetter sorgt: Ein stabiles Hochdruckgebiet befindet sich über Nordwesteuropa und gleichzeitig ein Tief über Skandinavien. Dazwischen fließt Polarluft ein.

In Mitteleuropa entwickeln sich die meisten Schauer am Rand von Tiefdruckgebieten, häufig hinter Kaltfronten, wenn hochreichende Polarluft aus Nordwesten einfließt. Die Polarluft reichert sich auf dem Weg über dem Nordmeer und der Nordsee mit Feuchtigkeit an (maritime Polarluft) und erwärmt sich gleichzeitig etwas von unten her. In der Höhe dagegen bleibt es eisig kalt.

Gleichzeitig steht die Sonne schon relativ hoch am Himmel, sodass sich die unteren Luftschichten gut erwärmen können. Somit sind die Bedingungen für aufsteigende Warmluft besonders gut. Gelangt die kalte und schwere Polarluft nun auf das Festland, schiebt sie sich unter die dortige wärmere Luft.

Dabei entstehen starke Auf- und Abwinde. In den Aufwinden samt warmer Luft entwickeln sich Quellwolken. Dort, wo die Luft absinkt, lockern die Wolken auf. Daher sind die Schauer eng begrenzt und zwischen den Lücken scheint die Sonne.

Aprilwetter Blitze GewitterAprilwetter kann auch mit Gewittern einhergehen. Meist sind sie jedoch nicht so stark wie im Sommer. - Bild: Alexandra Zimmermann

Aprilwetter ist mit sommerlichen Schauer- oder Gewitterlagen nicht zu vergleichen, da Schauer im Frühjahr fast ausschließlich thermisch bedingt entstehen. Im Sommer fallen sie viel stärker aus.

Zudem reichen die Haufenwolken in der Übergangsjahreszeit meist nur 4 bis 6 Kilometer hoch. Demnach kommt es zwar zu Graupelschauern, Hagel bleibt aber eher die Ausnahme. Gewitter sind daher eher schwach ausgeprägt und entladen sich erst, nachdem die Tageshöchstwerte erreicht worden sind. Dies ist am späten Nachmittag der Fall.

Aprilwetter kommt jedoch nicht nur im April vor. Doch in diesem Monat sind klimatologisch die Temperaturgegensätze am größten. Danach werden die Gegensätze mit höherem Sonnenstand zunehmend abgebaut.

Warum ist der April wechselhaft?

Aprilwetter WetterRadarIm WetterRadar-Bild sind die Schauerwolken an den blauen "Klecksen" zu erkennen. Dazwischen zeigen wolkenfreie Gebiete längere Auflockerungen an. Richtung Nordsee verhindert kaltes Meerwasser die starke Wolkenbildung.

Das Aprilwetter kommt uns häufig launisch vor, weil sich das Wasser im Meer und die Erde an Land im Frühjahr unterschiedlich schnell erwärmen. Im Winter sind sowohl das Meer als auch das Land relativ kalt. Daher gibt es keine großen Temperaturunterschiede.

Sobald die Sonne im Frühling wieder stärker strahlt, erwärmen sich auch die Landmassen rasch. Die Meere hingegen, insbesondere die Nordsee, sind dann aber immer noch sehr kalt. Sobald der Wind von dort her weht, transportiert er frische Luft nach Deutschland. Wenn der Wind jedoch aus südlichen Richtungen kommt, bringt er oft warme Luft aus Spanien oder vom Balkan mit sich.

Je nachdem, wie Tiefs über Mitteleuropa ziehen, kann sich die Windrichtung innerhalb eines Tages schnell ändern. Es folgt ein rasches Auf und Ab der Temperaturen. Treffen unterschiedliche Luftmassen aufeinander, so nehmen die Temperaturunterschiede zu.

Wie reagieren Pflanzen auf Aprilwetter?

Aprilwetter Frost und SchneeNichts ist für Obstbauern schlimmer als Spätfröste während der Blüte.

Stark wechselndes Aprilwetter mit großen Temperatursprüngen kann Pflanzen schaden. Nicht selten sind Unterschiede von über zwanzig Grad feststellbar. Nachmittags zeigt das Thermometer bis 20 Grad an, nachts kann es Frost geben.

Gefährlich wird das, wenn im April schon erste Bäume austreiben und blühen. Ohne Gegenmaßnahmen erfrieren die zarten Blüten. Auch ein später Kälteeinbruch mit Schnee ist für die blühende Vegetation schädlich, wenn die Kälte längere Zeit anhält.

Kurioserweise kann man jedoch mit Eis Frostschäden an den Obstblüten bekämpfen, wie im Video erklärt wird:

Hat sich das Aprilwetter verändert?

Aprilsommer AprilwetterAprilsommer mit bis zu 30 Grad - so kann es in der zweiten Aprilhälfte auch aussehen. Sonnenanbeter liegen unter blühenden Bäumen. - Bild: dpa

Seit etwa 20 Jahren ist ein typisch launenhafter April nur phasenweise zu beobachten. In den vergangenen Jahren gab es sogar sehr trockene Perioden. In einigen Regionen Deutschlands kam in manchen Jahren nur sehr wenig Regen im ganzen Monat zusammen.

So herrschte 2019 verbreitet große Trockenheit mit Waldbränden (Wetterrückblick April 2019). Im Folgejahr war der April der dritttrockenste seit Messbeginn (Wetterrückblick April 2020). Vor allem in der zweiten Monatshälfte erinnerte das Wetter in den vergangenen Jahren eher an den Frühsommer als an die aprilwettertypischen Wintereinbrüche. Oftmals sprach man schon von einem Aprilsommer mit Höchstwerten bis nahe 30 Grad, wie beispielsweise im Jahre 2018.

Ob es sich bei langen Trockenperioden im April um Auswirkungen des Klimawandels handelt, ist noch Gegenstand der Forschung.

Gibt es Aprilwetter in anderen Erdteilen?

Aprilwetter gibt es auf der ganzen Nordhalbkugel. Es ist jedoch in Europa am stärksten ausgeprägt. Der nordamerikanische Kontinent beispielsweise erwärmt sich im Frühling gleichmäßiger, weil die Landmassen viel größer sind. Auf der Südhalbkugel besonders in Australien und Neuseeland erlebt man Aprilwetter im Süd-Frühling.

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