WetterOnline ( https://www.wetteronline.de )
Startseite / Wetterlexikon /

Fröste im Mai mit Folgen - Eisheilige

Eisheilige

Fröste im Mai mit Folgen

Vereiste gelbe Blume an Eisheiligen
Inhalt

"Die kalte Sophie macht alles hie" - So lautet eine der Bauernregeln zu den Eisheiligen. Sie sind eine volkstümliche Bezeichnung für bestimmte Tage Mitte Mai. Laut Überlieferung gab es an diesen Tagen oft Frost.

Was sind die Eisheiligen?

Der Winter ist längst vorbei, wir haben uns an die warme Frühlingssonne im Wonnemonat Mai gewöhnt, da wird es plötzlich für einige Tage wieder bitterkalt. Schuld daran sollen die sogenannten "Eisheiligen" sein.

An diesen fünf Tagen im Mai kann es laut Bauernregel mitten im Frühling noch einmal richtig kalt werden. Für Pflanzen, die schon angefangen haben zu blühen, kann das gefährlich werden. Denn wenn es nachts sehr kalt wird, können diese erfrieren.

Wann sind die Eisheiligen?

Bodenfrost und reifbedeckte Wiesen während der EisheiligenBesonders gefährlich sind späte Frostnächte für die Obstblüte. Das Laub der meisten Gewächse ist dagegen weniger kälteempfindlich.

In Mitteleuropa werden die Eisheiligen auf einen Zeitraum vom 11. bis zum 15. Mai datiert. Wiederholte Kaltlufteinbrüche aus Nordosteuropa und Nachtfröste nach vorausgegangenen Wärmeperioden sind im Frühjahr jedoch nicht ungewöhnlich.

Wie heißen die Eisheiligen?

Vergoldete Büste von St. Servatius Servatius von Tongern, kurz Servatius, ist einer der fünf Eisheiligen, der insbesondere am 13. Mai verehrt wird. - Bild: Joost Adriaanse / Shutterstock.com

Die „Eisheiligen“ sind nach fünf Heiligen der katholischen Kirche benannt:

  • Mamertus

  • Pankratius

  • Servatius

  • Bonifatius

  • Sophia

Mit Kälte haben diese Heiligen aber nichts zu tun – ihre Gedenktage liegen nur zufällig genau auf den Tagen. Die Heiligen lebten im 3. bis 5. Jahrhundert nach Christus und waren Bischöfe oder Märtyrer.

Eigentlich zählen nur die fünf Heiligen der katholischen Kirche zu den Eisheiligen. Selten zählt man noch Andreatus am 10. Mai dazu. Synonym für die Eisheiligen sind auch „Eismänner“ oder „Gestrenge Herren". Die Eisheiligen sind übrigens in ganz Europa bekannt:

  • in England heißen sie "Ice Saints“,

  • in Frankreich "Saints de glace",

  • in Italien "Santi di ghiaccio",

  • in Polen "Zimni ogrodnicy"

  • und in Norwegen "Jernnettene".

Wer ist die "kalte Sophie"?

Eisheilige Kalte Sophie SchneeKälterückfälle mit Schnee gibt es manchmal bis in den Mai hinein. Die "kalte Sophie" am 15. Mai kann besonders den Bergländern eine weiße Überraschung bescheren. Hier klebt nasser Schnee an Obstblüten.

Gartenliebhaber wissen, dass sie frostempfindliche Pflanzen erst nach der "kalten Sophie" am 15. Mai ins Freie setzen sollten.

So lautet eine der Bauernregeln: "Pflanze nie vor der kalten Sophie!“

Das bedeutet: Bauern sollten ihre Saat nicht vor dem 15. Mai pflanzen - das ist der Tag der Heiligen Sophia und der letzte Tag der "Eisheiligen“. Wenn die Bauern früher pflanzen, riskieren sie, dass die Saat durch den Frost der „Eisheiligen“ zerstört wird. Erst nach dem 15. Mai können sie davon ausgehen, dass ihre Pflanzen vor Nachtfrost geschützt sind.

Die letzte Eisheilige - die kalte Sophie am 15. Mai ist die heilige Sophia von Rom. Sie gilt als Schutzpatronin gegen späte Fröste und das Gedeihen der Früchte. Dargestellt in Bildern wird die heilige Sophia oftmals mit Trog und Schwert, aber auch mit einem Palmwedel und einem Buch. Die heilige Sophia wurde 304 während der Christenverfolgung in Rom hingerichtet und fortan als Märtyrerin verehrt. Sie hatte drei Töchter, viel mehr ist über sie nicht bekannt. Teile ihrer Reliquien wurde nach Straßburg gebracht. Andere liegen in Rom begraben.

Wie sind die Eisheiligen entstanden?

Manche Forscher gehen davon aus, dass die Bezeichnung "Eisheilige" im frühen Mittelalter entstanden ist. Die Menschen beobachteten die Natur und wägten die beste Zeit für Aussaat und Ernte ab. Dabei merkten sie sich wiederkehrende Wettererscheinungen wie die Kälterückfälle im Frühling.

Setzlinge mit ersten Blättern auf einem FeldWärmeliebende Pflanzen können bei späten Nachtfrösten im Mai vor allem dann Schaden nehmen, wenn sie sich zuvor aufgrund guter Wachstumsbedingungen bereits weit entwickelt haben.

Sie stellten fest, dass dieser Rhythmus gewissen Regeln folgt. Sie hielten ihre Beobachtungen fest, die wir als Bauernre

geln kennen. Diese wurden, damit man sie sich besser merken kann, in gereimter Form von Generation zu Generation weitergegeben, erst mündlich und nach der Erfindung des Buchdrucks in Form von bebilderten Bauern- und Wetterkalendern.

Heute werden die Eisheiligen auf Mitte Mai datiert, genauso könnte damit aber auch der Zeitraum vom 23. bis 27. Mai gemeint sein. Durch eine Kalenderreform im 16. Jahrhundert sind die Bauernregeln nämlich um zwölf Tage nach vorne gerückt. Die Frage ist, ob eine Bauernregel vor oder nach Einführung des Gregorianischen Kalenders entstanden ist.

Was ist dran an den Eisheiligen?

Die Bauernregel zu den Eisheiligen ist heute nicht mehr nachweisbar. Verena Leyendecker zeigt im Video Wetterdaten seit 1950. Nur ein Jahrzehnt sticht mit Kaltlufteinbrüchen Mitte Mai heraus.

Dabei werden im gesamten Frühling warme Tage von sehr frischen unterbrochen. Das liegt an der kalten Luft, die von Norden oder Nordosten her in Schüben zu uns herübergeweht wird.

In der Regel gibt es Anfang Mai mehr Tage mit Nachtfrösten als zum Monatsende, es gibt aber keine Häufung rund um die Eisheiligen. In manchen Jahren sind sogar bis in den Juni hinein Kaltlufteinbrüche zu verzeichnen.

Sinn bekommt die Wetterregel der Eisheiligen vor allem dann, wenn der Entwicklungsstand der Vegetation schon weit fortgeschritten ist. Frost kann die zarten Blüten und Blätter der Pflanzen dann besonders schädigen, wovor sich Obstbauern und Gärtner am meisten fürchten. Frostschäden können nämlich zu massiven Ernteausfällen führen.

Weitere Bauernregeln zu den Eisheiligen

Aus den "Eisheiligen" entwickelten sich im Laufe der Zeit viele Reime und Bauernregeln, die bis heute überliefert sind. Einige Bauernregel lauten:

  • "Kalte Sophie wird sie genannt, denn oft kommt sie mit Kälte daher gerannt."

  • "Vor Nachtfrost du nicht sicher bist - bis Sophie vorüber ist."

  • "Wenn's an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert."

  • "Mamertius, Pankratius, Servatius bringen oft Kälte und Verdruss."

  • "Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost."

  • "Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz."

  • "War vor Servatius kein warmes Wetter, wird es nun von Tag zu Tag netter."

Was kommt nach den Eisheiligen?

Birnenbaum mit eingefrorenen Blüten am MorgenEine Birnenplantage ist über Nacht beregnet worden, um die zarten Blüten vor stärkerem Frost zu schützen, denn beim Gefrieren wird Kristallisationswärme frei und der Eispanzer schützt zusätzlich. - Bild: dpa

Einen Kälteeinbruch gibt es oft noch Anfang Juni, wenn Tiefdruckgebiete über Nord- und Osteuropa Polarluft anzapfen und diese nach Mitteleuropa lenken. So kann es selbst im Juni noch zu einstelligen Temperaturen und nachts sogar zu Bodenfrost kommen.

Diese späte Kälte heißt auch Schafskälte, denn Anfang Juni sind die Schafe traditionell schon geschoren worden und die niedrigen Temperaturen könnten den Tieren gefährlich werden.

Link zu dieser Seite / Seite empfehlen
Seite per E-Mail empfehlen Mail

Das Wetter in ...