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Schutzschicht gegen UV-Strahlung schwindet - Ozonloch

Ozonloch

Schutzschicht gegen UV-Strahlung schwindet

Spraydose versprüht schädliche Treibhausgase auf Erdball.
Inhalt

Ozon wird als Spurengas in einer Höhe von 20 bis 30 Kilometern als Ozonschicht angereichert. Es filtert die gefährliche UV-Strahlung. Doch die schützende Ozonschicht in der Stratosphäre ist vor allem durch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) bedroht, die der Mensch durch Industrie und Verkehr emittiert. Die Ausdünnung der Ozonschicht wird als Ozonloch bezeichnet.

Was ist das Ozonloch?

Seit über drei Jahrzehnten bereitet das Ozonloch den Forschern Sorgen. Die Ozonschicht in der Atmosphäre schützt vor der Ultraviolettstrahlung der Sonne. Ist die Ozonschicht ausgedünnt, gelangt mehr schädliche UV-Strahlung bis zur Erdoberfläche, wo sie ein erhöhtes Sonnenbrandrisiko zur Folge hat. Starkes UV-Licht kann komplexe Moleküle wie Proteine zerstören und Krebs fördern.

Wie ein Schutzmantel breitet sich die Ozonschicht über uns aus und absorbiert einen Großteil der schädlichen UV-Strahlung. Wenn die Schutzschicht jedoch so dünn wird, dass sie den Normalwert um etwa ein Drittel unterschreitet, dann spricht man von einem Ozonloch.

Wie entsteht das Ozonloch?

Viele Molekülverbindungen in Kristallform in der Stratosphäre sind natürlicher Herkunft. Andere werden von uns Menschen in die Atmosphäre abgegeben, wie beispielsweise Chlor und Brom, die von FCKW-Verbindungen stammen.

Menschlicher Einfluss auf das Ozonloch

FCKW SpraydoseFCKW wurde früher unter anderem als Kühlmittel und als Treibmittel in Spraydosen verwendet. - Bild: dpa

Hauptsächlich greifen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die in industriellen Kühlmitteln und als Treibgas verwendet werden, Ozon an. In den 1980er-Jahren stellten Forscher und Forscherinnen einen dramatischen Ozonschwund in der höheren Atmosphäre fest.

Besonders gravierend ist, dass ein ungebundenes Chlor- oder Bromatom viele tausend Ozonmoleküle zerstören kann. Der Zyklus kann nur unterbrochen werden, wenn diese sogenannten Radikale eine feste Verbindung eingehen. Dies geschieht vorrangig, wenn sie mit anderen Stoffen reagieren, die in der Luft vorkommen, wie zum Beispiel mit Stickstoffdioxid.

Mehr UV-Strahlung am Boden

Die Ozonschicht schützt uns vor schädlicher UV-B-Strahlung, ein großer Teil wird herausgefiltert.Die Ozonschicht schützt uns vor schädlicher UV-B-Strahlung, ein großer Teil wird herausgefiltert. UV-C-Strahlung wird schon in der oberen Atmosphäre absorbiert.

Sobald die Ozonschicht ausgedünnt ist, gelangt mehr UV-Strahlung bis zur Erdoberfläche, wo sie ein erhöhtes Sonnenbrandrisiko zur Folge hat.

Schon gewusst?

Im Rekordjahr 2011 waren rund 80 Prozent des arktischen Ozons verschwunden.

Forscher und Forscherinnen kommen zu dem Schluss, dass der Ozonschwund über den Polargebieten letztlich auch eine Folge des Klimawandels sei, weil dieser die Ausprägung starker winterlicher Polarwirbel begünstige.

Ozonschwund in der Arktis

Im Frühjahr 2020 verschwanden rund 90 Prozent des arktischen Ozons in der Stratosphäre. Verantwortlich dafür war der gut ausgeprägte Polarwirbel. Monatelang war es oberhalb von 20 Kilometer Höhe extrem kalt. Ein in der Höhe derart eisiges Polartief hat gravierende Folgen für die in der unteren Stratosphäre liegende Ozonschicht.

Das liegt daran, dass sich in besonders kalten Wintern oberhalb von 20 Kilometer Höhe vermehrt sogenannte Polare Stratosphärische Wolken (PSC) bilden. Diese setzen wiederum chemische Prozesse in Gang, die das Ozon angreifen und teilweise zerstören.

Von Dezember 2019 an war es in der Stratosphäre wochenlang sehr kalt.Von Dezember 2019 an war es in der Stratosphäre wochenlang sehr kalt. Der stratosphärische Polarwirbel hielt sich sehr lang. Sein Rand markiert den Übergang von Dunkelgrau zu Magenta.

Die Chemie der Polaren Stratosphärenwolken

Die Polaren Stratosphärischen Wolken bestehen aus feinsten Tröpfchen von Schwefelsäure (H₂SO₄) und Salpetersäureverbindungen (HNO₃). Sie sind je nach Temperatur von einem hauchdünnen Mantel kalten Wassers umgeben.

An den Kristallen dieser Wolken laufen Reaktionen ab, die die festen Verbindungen aufspalten und freie Radikale freisetzen. Unter diesen sogenannten Radikalen versteht man anorganische oder organische Verbindungen, die ein oder mehrere ungepaarte Elektronen besitzen. Weil diese Elektronen ungepaart und somit "einsam" sind, gelten die Radikale als sehr reaktionsfähig. Sie reagieren wieder rasch mit anderen Verbindungen, damit die Elektronen wieder gepaart sind.

Polare stratosphärische Wolken, Perlmuttwolken PolarwirbelEin spektakuläres Farbspiel überzieht den Himmel über Lappland. Diese regenbogenfarbenen Wolken sind sogenannte Polare Stratosphärenwolken (PSC), die auch Perlmuttwolken genannt werden. Bild: @ThomasKast1 via Twitter

Innerhalb der Stratosphärischen Wolken werden nach und nach aus Fluorchlorkohlenwasserstoffen und anderen Stoffen Chlormoleküle freigesetzt. Die Chlorverbindungen werden im Umfeld der Wolken vernichtet, wodurch mehr Chlorradikale entstehen.

Die Radikale ihrerseits schwirren in der höheren Atmosphäre umher, treffen auf Ozonmoleküle und spalten diese in Sauerstoff und Sauerstoffradikale auf. Der Rest der Molekülverbindungen geht in die Kristalle über.

Im Frühjahr (Februar und März) kommt es im Polarwirbel unter Einfluss der Sonne zu einem starken Ozonabbau mit Chlor als Katalysator. Die Folge ist ein ständiger Verlust von Ozon. Zurück bleibt am Ende des Winters ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Ozonloch.

So sehen PSC vom Flugzeug aus gesehen in rund 12 Kilometer Höhe über Nordnorwegen. In ihnen spielen viele chemische Prozesse ab.So sehen PSC vom Flugzeug aus betrachtet in rund 12 Kilometer Höhe über Nordnorwegen aus. In ihnen spielen sich viele chemische Prozesse ab. - Bild: dpa

Erst wenn die Kraft der Sonne im Frühling zunimmt, dann bildet sich wieder so viel Ozon, dass sich das "Loch" wieder schließt. Zudem verdampfen die Polaren Stratosphärischen Wolken ziemlich schnell.

Zusätzlich bilden sich feste Verbindungen mit den Radikalen, was wiederum den Ozonabbau bremst. Da der Polarwirbel im Sommer verschwindet, können außerdem wieder ozonreichere Luftmassen einströmen.

In Jahren, in denen relativ hohe Temperaturen in großer Höhe herrschten, wurde sehr wenig Ozon abgebaut. Dies ist darauf zurückzuführen, dass im Spätwinter und Frühjahr der Polarwirbel ein "major warming" erfährt.

Ozonschwund in den Mittelbreiten und Tropen

Die Forscher stellen fest, dass in tieferen Schichten der Stratosphäre die Ozonschicht dünner wird.Die Forscher und Forscherinnen stellten fest, dass in tieferen Schichten der Stratosphäre die Ozonschicht zwischen dem 60. Breitengrad Süd und dem 60. Breitengrad Nord dünner wird. Dies gilt auch für die tropischen Regionen, wie hier in Chile.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fanden heraus, dass sich die Ozonschicht über den Polargebieten zwar langsam weiter regeneriert, dafür jedoch über den mittleren und tropischen Breiten, speziell in 15 bis 24 Kilometer Höhe, immer dünner wird.

Diese Erkenntnis ist deshalb besorgniserregend, weil es sich um die Schutzschicht über den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde handelt. Als Folge ihrer Schwächung gelangt mehr gesundheitsschädliche UV-Strahlung bis zur Erdoberfläche.

Als Ursache vermuten die Forscher und Forscherinnen einerseits durch den Klimawandel veränderte globale Strömungsmuster. Andererseits setzt der Mensch vermehrt kurzlebige chlor- und bromhaltige Chemikalien als Ersatzstoffe für FCKW frei. Diese gelten zwar als weniger ozonschädlich, aber nicht völlig neutral und stellen einen unzureichend berücksichtigten Faktor in den bisherigen Modellen dar.

Bereits im Jahr 2020 war mit Dichlormethan eine FCKW-Ersatzsubstanz entdeckt worden, welche die Ozonschicht angreift und deren Erholungsprozess verlangsamt.

Die Forscher und Forscherinnen lassen allerdings offen, wie diese Einschätzung mit anderen wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammenpasst. Anderen Studien zufolge hat der Klimawandel nämlich einen gegenteiligen Effekt: Er schwächt den Jetstream und damit auch den Polarwirbel zugunsten häufigerer Extremwetterlagen langfristig eher ab.

Ozonloch über der Antarktis

Antarktischer Polarwirbel und Polare Stratosphärenwolken (PSC) dünnen den Ozongehalt aus.Antarktischer Polarwirbel und Polare Stratosphärenwolken (PSC) tragen zum Ozonschwund bei. In besonders kalten Wintern bilden sich in der Stratosphäre vermehrt PSC. Diese setzen chemische Prozesse in Gang, die das Ozon angreifen und zunehmend zerstören.

Viel häufiger ist über der Antarktis, am Südpol, ein Ozonloch zu beobachten. Für den Ozonabbau dort kommen Vulkanausbrüche in anderen Erdregionen infrage. Sie schleudern Schwefelverbindungen in die hohe Atmosphäre, was dort ebenfalls zur Bildung von Polaren Stratosphärischen Wolken führt.

Normalerweise gibt es in der Stratosphäre keine Wolken, da sie zu trocken ist. Bei den besonders tiefen Temperaturen der Polarnacht können jedoch Reste von Wasserdampf zusammen mit Salpetersäure ausfrieren.

Die Salpetersäure entsteht aus Nitraten, wie beispielsweise aus Chlornitrat, das wiederum aus chemischen Reaktionen von FCKW mit Ozon stammt. Ein starker Polarwirbel hält ozonschädigende Stoffe wie FCKW fest, weil der Luftmassenaustausch fehlt.

Die Winde, die den Südpol umkreisen, wirken wie eine Barriere und hindern die wärmere und ozonreichere Luft daran, aus den niederen Breiten in das Tief einzudringen. Wegen der gleichmäßigen Land-Meer-Verteilung über dem Südpol und den angrenzenden Gebieten bleibt der Polarwirbel nahezu kreisrund.

Ozonloch AntarktisDas Ozonloch über der Antarktis Ende September 2020 gehört zu den größten der vergangenen 15 Jahre. Je dunkler das Blau, desto dünner die Ozonschicht. - Bild: dpa

Daher mäandriert der Jetstream rund um die subpolaren Regionen auf der Südhalbkugel auch nicht so stark wie auf der Nordhalbkugel. Diese Abschirmung beeinflusst die Dicke der Ozonschicht über dem Südpol.

Bei einem sehr starken Polarwirbel wird das Ozon in der Stratosphäre ausgedünnt. Folgende Faktoren sind dafür verantwortlich:

  • sehr niedrige Temperaturen

  • die Isolation der Luftmasse

  • die Bildung Polarer Stratosphärischer Wolken (PSC)

So kann es in manchen Jahren vorkommen, dass das Ozonloch selbst zu Beginn des Südsommers noch gigantische Ausmaße annimmt. Normalerweise aber schrumpft das Ozonloch mit dem beginnenden Sommer am Südpol im November wieder.

Im September 2020 war das Ozonloch über der Antarktis besonders groß und zugleich ungewöhnlich stabil. Obwohl am Südpol längst der Sommer begonnen hatte, nahm das Ozonloch nach wie vor immense Ausmaße an. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Klimawandel-Beitrag: Rekord-Ozonloch über dem Südpol

Wann wurde das Ozonloch entdeckt?

Ozonschicht Die Ozonschicht umgibt die Erde hauptsächlich in der unteren Stratosphäre und schützt uns vor der energiereichsten Strahlung des Sonnenlichts - der UV-C Strahlung.

Erstmals wurde das Ozonloch über der Antarktis in den späten 1970er Jahren entdeckt. 1985 verabschiedete ein internationales Gremium von Politikern das Montreal-Protokoll, das es sich zur Aufgabe machte, Stoffe, die zum Ozonabbau führen, schrittweise zu verbieten.

Seither sind davon schon 20 Prozent weniger in der Atmosphäre. Das Ozonloch über der Antarktis war 2019 so klein wie schon seit rund 30 Jahren nicht mehr. Die gesamte Ozonschicht über unserer Erde wird sich bei weiterem Einhalten der Maßnahmen wohl bis zur Mitte dieses Jahrhunderts wieder vollständig erholt haben.

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