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Alpen: Hitze setzt Gletschern zu - Rekordeischmelze droht

16:04
23. Juni 2022

Hitze setzt Gletschern zu
Alpen: Rekordeisschmelze droht

Die Gletscher sind bereits blank bis weit über 3000 Meter.Der Findelengletscher bei Zermatt in der Schweiz ist bereits bis weit über 3000 Meter Höhe blank.

Die Hitzewellen im Mai und Juni haben den Schweizer Gletschern massiv zugesetzt. Die Eisströme liegen zum kalendarischen Sommerbeginn bereits bis auf rund 3000 Meter Höhe blank. In den Alpen sieht es aus wie normalerweise Mitte August. Wird der Negativ-Rekord aus dem Jahr 2003 übertroffen?

Dieses Jahr hat schon im Mai eine intensive Hitzewelle den Alpenraum erfasst. Folge war eine massive Schnee- und Gletscherschmelze, die im Juni auf hohem Niveau weiter voranschritt. Sie fand ihren vorläufigen Höhepunkt in der jüngsten Hitzewelle vom vergangenen Wochenende.

Da die Gletscher inzwischen bis in rund 3000 Meter Höhe blank sind, konnte in den vergangenen Tagen viel Eis wegschmelzen. Nur in den höchsten Lagen liegt noch eine schützende Schneedecke auf dem Eis, doch die anhaltende Sommerhitze rafft auch diesen Schnee rasch weiter dahin. Die täglichen Abflussmengen an Schmelzwasser sind enorm.

Der Große Aletschgletscher schmilzt dahin.Der längste Eisstrom der Alpen, der Große Aletschgletscher, verliert jedes Jahr 30 bis 50 Meter an Länge.

So wurde Anfang der Woche etwa am Großen Aletschgletscher eine Abflussmenge von 82.000 Liter Wasser pro Sekunde registriert. Im Tagesmittel waren es immer noch 66.000 Liter pro Sekunde. Dies entspricht einem Abfluss von 5,7 Milliarden Liter Wasser pro Tag. Für jeden Bewohner Deutschlands ergäbe dies eine Wassermenge von über 60 Liter, für jeden Erdbewohner immerhin noch eine Wasserflasche mit einem Inhalt von 0,7 Liter pro Tag.

Hochgebirgslandschaften im Wandel

Andererseits führt das durch die rekordverdächtige Schneearmut fehlende Schmelzwasser in den Tälern zu Trockenheit und niedrigen Wasserständen der Flüsse. Und im gleichen Maß, in dem die Eisströme schrumpfen, verliert auch das alpine Kühlsystem an Kraft. All diese Faktoren ziehen einen Rückgang der Artenvielfalt und letztlich große Veränderungen der Hochgebirgslandschaft nach sich.

Im Bann der Pasterze

+ 14

Die mittelfristigen Wetteraussichten lassen derzeit keine Hoffnung auf eine Unterbrechung der Schmelze. Für die kommende Woche mehren sich sogar die Anzeichen, dass erneut ein Schwall heißer Mittelmeerluft den Alpenraum erfasst. Mit diesen Aussichten geht die Gletscherschmelze ungebremst weiter.

Klimamodelle lassen sogar einen sehr warmen und trockenen Hochsommer erwarten. Sollte es tatsächlich so kommen, dürften die Alpengletscher in den kommenden Monaten überdurchschnittlich viel Eismasse verlieren. Dann besteht sogar das Risiko, dass die Rekordschmelze aus dem Jahr 2003 noch übertroffen wird. Damals gingen drei bis vier Prozent des alpinen Gletschervolumens verloren.

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