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Seltsames Leuchten: Stecken "Erdbebenlichter" hinter den Lichtblitzen bei Erdbeben?

17:24
8. Februar 2023

Seltsames Leuchten
Lichtblitze bei Erdbeben

Wie schon bei Erdbeben in anderen Teilen der Welt haben auch während der verheerenden Erdstöße in der Türkei und Syrien seltsame Lichtblitze die Unglücksnacht erleuchtet. Stecken sogenannte "Erdbebenlichter" hinter dem gespenstischen Phänomen?

Augenzeugen berichten von mysteriösen Lichterscheinungen vor oder während nächtlichen Erdbeben. Ihr bläuliches Aufflackern wird häufig als "Erdbebenlichter" bezeichnet. Auch bei dem katastrophalen Erdbeben in der Türkei und Syrien zeigen Videos zahlreiche Lichtblitze, die von der Erdoberfläche auszugehen scheinen und am Himmel großflächig aufleuchten.

Schon in Überlieferungen aus historischen Zeiten werden solche Erdbebenlichter erwähnt, wobei die Schilderungen allerdings kein klares Bild des Phänomens wiedergeben. So ist etwa von "Flammensäulen" die Rede, die aus der Erde in den Himmel geschleudert werden oder aber auch von Lichtkugeln, die über die Erdoberfläche wandern.

Verschiedene Theorien zu Erdbebenlichtern

Einige Forscher vermuten, dass austretendes Radon an der Erdoberfläche Luftmoleküle ionisiert und zum Leuchten anregt. Andere gehen davon aus, dass starken Erdbeben vorausgehende Spannungen im Gestein so viel Druck aufbauen, dass sie die Quarzbestandteile nahe der Erdoberfläche aufladen und so elektrische Entladungen hervorrufen können.

Der vielversprechendste Erklärungsansatz stammt von einem Forscherteam um Eric Ferré von der Southern Illinois University in den USA: Die Forscher konnten im Jahre 2015 den Nachweis erbringen, dass entlang der Kollisionszone von Felsgesteinen so viel Druck aufgebaut wird, dass die Strukturen der Minerale zerstört werden und diese zu zentimeterdünnen Glasadern verschmelzen. Dabei entsteht elektrische Spannung.

Starkstrom tief unter der Erdoberfläche

Die einzigartige Magnetisierung eisenhaltiger Partikel im unmittelbar an solche Adern angrenzenden Gestein deutet auf ein immenses Magnetfeld hin, wie es nur durch Starkstrom erzeugt werden kann. Die Forscher gehen daher davon aus, dass sich bei diesen Vorgängen starke elektrische Ströme zur Erdoberfläche hin entladen, wo sie als Blitzerscheinungen wahrnehmbar sind.

Allerdings passt die Vielzahl und die Dauer der bei starken Erdbeben in weitem Umkreis auftretenden Blitzerscheinungen nicht so recht zu diesen Erkenntnissen. Denn längst nicht bei jedem Erdbeben kommt es zu den beschriebenen Stromflüssen im Untergrundgestein. Zudem sind solche "echten" Erdbeben-Blitze vermutlich sehr selten und dürften auch nur vor oder während den Erdstößen auftreten.

Kurzschlüsse in der Infrastruktur

Die Fülle der von Videokameras erfassten elektrischen Entladungen bei starken Beben hat daher vermutlich eine andere, viel näherliegende Erklärung: Die Zerstörung von elektrischer Infrastruktur durch die immense Kraft der Erdbebenwellen. Kurzschlüsse von Stromleitungen und Transformatoren können ebenfalls grelle Lichtblitze auslösen, die nachts weithin sichtbar sind.

Sogar noch bevor die Erschütterungen eines Erdbebens an einem bestimmten Standort eintreffen, kann bereits der Widerschein der Lichtblitze ferner Kurzschlüsse zu sehen sein. Das gleiche gilt auch bei sich entfernenden Bebenwellen: Bei klarer Sicht bleiben die Reflektionen der Blitze in den Wolken über große Entfernungen sichtbar.

Weitere Forschung notwendig

Viele Geowissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass die meisten der auf nächtlichen Erdbebenvideos sichtbaren Blitzerscheinungen auf die fortschreitenden Zerstörungen der elektrischen Infrastruktur zurückzuführen sind, zumal wenn Regionen betroffen sind, in denen das Stromnetz marode oder nicht erdbebensicher errichtet ist.

Nur bei einem Bruchteil der sichtbaren Lichtblitze dürfte es sich daher tatsächlich um Erdbebenlichter handeln. Deren Auslöser gilt es aber durch weitere wissenschaftliche Untersuchungen besser zu erforschen. Denn solche Forschungen könnten in Zukunft womöglich bei der Risikoabschätzung drohender Erdbeben hilfreich sein.

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