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Natur erwacht aus Winterschlaf - Grünlandtemperatur

Grünlandtemperatur

Natur erwacht aus Winterschlaf

Ausschnitt einer Karte zeigt Grünlandtemperatur in Mitteleuropa
Inhalt

Im Februar sind bereits die ersten Frühlingsboten in den Parks und Gärten zu finden. Die Natur erwacht allmählich aus dem Winterschlaf. Ein Messwert, der den Beginn des nachhaltigen Pflanzenwachstums anzeigt, ist die Grünlandtemperatursumme.

Was ist die Grünlandtemperatur?

In der Regel erwacht die Natur im Februar aus ihrem Winterschlaf. Bäume, Sträucher und andere Pflanzen beginnen ab jetzt, nacheinander zu blühen. Aufschluss über den Blühbeginn gibt die Grünlandtemperatursumme (GLT oder auch GTS).

Gelbe und lilafarbene Krokusblüte auf einer Wiese in NahaufnahmeKrokusse gehören zu den typischen Frühblühern. Sie können manchmal schon Ende Januar aus dem Boden sprießen. - Bild: Gabriele Klein

Nach den ersten Frühblühern dauert es nicht lange, bis die Natur nachhaltig aus dem Winterschlaf erwacht. Der Schwellenwert, den die Agrarmeteorologen dafür festgelegt haben, liegt bei 200 Grad.

Landwirte und Obstbauern orientieren sich an der lokalen Grünlandtemperatursumme. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die GTS von Region zu Region unterschiedlich ist.

Wie wird die Grünlandtemperatur definiert?

Die Grünlandtemperatur ist eine berechnete Wärmesumme. Sie wird zur Bestimmung des Beginns der Feldarbeiten im Frühjahr herangezogen.

Um die Grünlandtemperatur für den eigenen Standort zu ermitteln, wird für jeden Tag der Tagesmittelwert der Temperatur benötigt. Für die sogenannte Grünlandtemperatursumme (GTS) werden alle positiven Tagesmitteltemperaturen seit Jahresbeginn addiert. Im Januar wird das Tagesmittel mit dem Faktor 0,5 multipliziert, im Februar mit 0,75. Ab März geht der volle Wert ein.

Schon gewusst?

Grünlandtemperatursummen sind ein guter Anhaltspunkt, um den richtigen Zeitpunkt für den Beginn von Düngungs- und Pflegemaßnahmen zu bestimmen.

Das Erreichen einer bestimmten Temperatursumme markiert das Ende der winterlichen Vegetationsruhe und den Beginn des nachhaltigen Pflanzenwachstums. Hier liegt der Grenzwert für die Grünlandtemperatursumme (GTS) liegt bei 200 Grad.

Blühender Forsythienstrauch - Karte mit der Grünlandtemperatursumme, in manchen Teilen Deutschlands über 200 GradNähert sich die Grünlandtemperatursumme der 200-Grad-Marke, beginnen die ersten Forsythiensträucher zu blühen.

Am Ende des Jahres gibt die GTS schließlich an, wie warm es auf einer Grünlandfläche im Laufe eines Jahres war. Je höher die Summe, desto besser sind in der Regel die Wachstumsbedingungen. Eine Dürre kann diese jedoch stark hemmen.

Welche Marken gibt es bei der Grünlandtemperatur?

Wenn im Frühjahr die Summe von 200 Grad überschritten wird, ist der nachhaltige Vegetationsbeginn erreicht. Der Boden hat sich dann so weit erwärmt, dass er den aufgenommenen und gespeicherten Stickstoff wieder verarbeiten und dem Pflanzenwachstum zur Verfügung stellen kann.

Dem Blühbeginn vieler Pflanzenarten sind bestimmte GTS zugeordnet:

  • 30 bis 70 Grad: Blüte von Schneeglöckchen und Winterling

  • 65 bis 120 Grad: Krokusblüte, Haselblüte, Winterjasmin

  • 175 bis 260 Grad: Kleine Osterglocken, Forsythien, Weidenkätzchen, frühblühende Kirschen

Blühende Osterglocken an einem Hang in einem Park, kahle BäumeKleine Osterglocken können bereits bei einer GTS von über 175 Grad blühen.
  • 275 bis 300 Grad: Große Osterglocken, Austrieb des Holunders

  • 335 bis 380 Grad: Vorblüte der Birke

  • bis 440 Grad: Vollblüte der frühblühenden Magnolien

  • 370 bis 460 Grad: Vorblüte der Kirsche

  • ab 500 Grad: Kirsch- und Birkenblüte, Vorblüte des Apfelbaums

Blühende Kirschbäume - Karte mit GTS, im Westen Deutschlands über 530 GradDie Vollblüte der Kirsche beginnt in der Regel bei GTS über 530 Grad. Dies ist meist Ende April der Fall.
  • ab 540 Grad: Blattaustrieb bei Birke, Walnuss und Pappel

  • ab 550 Grad: Blattaustrieb von Apfel, Kastanie in Vollblüte, Raps in Vollblüte

  • ab 580 Grad: Vorblüte von Flieder

  • ab 700 Grad: Apfel und Löwenzahn in Vollblüte

Blühender Apfelbaum und Karte mit Grünlandtemperatursummme. Teils über 700 Grad.Bei einer GTS von über 700 Grad stehen Apfelbäume in Vollblüte.

In manchen Jahren wird der nachhaltige Vegetationsbeginn deutlich vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn erreicht. So überschritt die GTS am Rhein und seinen Nebenflüssen bereits Ende Februar 2024 die Schwelle von 200 Grad deutlich, etwa zwei bis vier Wochen früher als im langjährigen Mittel.

Im Südwesten begann sogar die Mandelblüte, wie dieses Video zeigt:

Normalerweise blühen Mandelbäume erst ab Mitte März.

Wie kann die Grünlandtemperatur genutzt werden?

Die Grünlandtemperatursumme ist ein wichtiger Indikator in der Landwirtschaft und auch in der Imkerei. Sie kann helfen, die Bewirtschaftungsstrategien anzupassen.

Ein Traktor düngt ein Acker im Frühjahr.Ein Traktor düngt ein Acker im Frühjahr.

Die Kennzahl kann auch verwendet werden, um Grünland-Wachstumsperioden vorherzusagen und so die Futterverfügbarkeit zu verbessern.

Vor allem bei der ersten Düngung ist es wichtig, die Grünlandtemperatursumme im Auge zu behalten, damit die Pflanzen ausreichend gedüngt werden. Die GTS-Schwelle von 200 Grad ist auch der Zeitpunkt, an dem in der Regel mit der Düngung begonnen wird.

Mann düngt Rasen im GartenZu Beginn der Wachstumsperiode hat der Rasen einen erhöhten Nährstoffbedarf und braucht den richtigen Rasendünger. Das Wurzelwachstum beginnt im Frühjahr bei etwa 10 Grad, das optimale Sprosswachstum erst bei über 15 Grad. Ideal ist eine konstante Bodentemperatur ab 10 Grad. Die GTS für Rasen liegt zwischen 150 und 200 Grad.

Wird zu früh gedüngt - also bei einer GTS unter 200 Grad - können die Pflanzen die Nährstoffe nicht aufnehmen. Der Dünger geht unnötig verloren und wird nach und nach ausgewaschen. Er erzielt keine oder nur eine geringe Wirkung. Ebenfalls liefert die Grünlandtemperatursumme auch Auskünfte darüber, wie stark der Klimawandel sich auf die Vegetation auswirkt.

Kühe grasen auf einer Wiese an einem HangFür Milchviehbetriebe sind die Grünlandflächen eine wichtige Futtergrundlage.

Doch nicht nur die Temperatur bestimmt die Entwicklung der Vegetation. Auch die Sonneneinstrahlung, die Bodenfeuchte und die Niederschläge haben einen Einfluss.

Auf sonnigen Standorten entwickelt sich die Vegetation schneller als auf schattigen. Auch Kälteeinbrüche im Frühjahr können die Vegetationsentwicklung deutlich bremsen.

Mann pflanzt mit Setzling im Garten einDie GTS allein bestimmt nicht, wann ein Baum blüht oder austreibt. Pflanzen reagieren an sonnigen Standorten anders als an schattigen.

Hier liefern phänologische Beobachtungen wertvolle Daten, die den Entwicklungsstand bestimmter Pflanzen beschreiben. Jeder phänologischen Jahreszeit sind sogenannte Zeigerpflanzen zugeordnet. Der Vollfrühling beginnt zum Beispiel mit der Apfelblüte. Sie tritt von Jahr zu Jahr und auch von Region zu Region zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein.

Der phänologische Frühlingsbeginn
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