Die Hitze setzt den heimischen Gletschern massiv zu
08:03
10. September 2023
Hitze setzt Eisriesen zu
Massive Schmelze heimischer Gletscher
Das äußerst warme Wetter setzt den Gletschern ordentlich zu. Plusgrade bis in große Höhen lassen derzeit mehrere Zentimeter Eis pro Tag unwiederbringlich schmelzen.
Die Alpengletscher schrumpfen und verlieren weiter an Masse. Die Gletscher sind bis in hohe Lagen aper, nur an wenigen schattigen Stellen halten sich noch Reste des Schneefalls von Anfang August.
Das Gletschereis ist daher der prallen Sonne und den derzeit hohen Temperaturen ausgesetzt, wie aktuelle Aufnahmen aus den Stubaier Alpen in Tirol zeigen.
Schnee bildet natürliche Schutzschicht
Eine frische, weiße Schneedecke auf Gletschern reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent. So kann eine Schneedecke das Eis vor dem Abschmelzen schützen. Liegt hingegen kein Schnee auf dem Gletscher, ist die Oberfläche viel dunkler. Die Folge ist eine viel stärkere Absorption der Sonnenstrahlung, das Abschmelzen wird weiter vorangetrieben.
Die Gletscher im Skigebiet Stubaier Gletscher reichen bis in Höhen von über 3000 Metern. Die Gletscherzungen liegen aktuell auf knapp 2800 Metern. Selbst in diesen Lagen herrschen derzeit Temperaturen im zweistelligen Plusbereich. Pro Tag schmelzen so mehrere Zentimeter Eis.
Gletscher in den Ostalpen bald verschwunden
Nach dem Rekordverlust an Gletschereis im Jahr 2022 sieht es auch heuer nicht gut aus. In den Hohen Tauern ging gegenüber dem Vorjahr zwar etwas weniger Gletschereis verloren, allerdings schreitet auch hier die Gletscherschmelze unaufhaltsam voran.
Im Vergleich zu den Gletschern in Westösterreich und den Westalpen konnten sich in den Hohen Tauern Schneereste zum Schutz der Eiszungen noch länger in den Sommer hinein halten. Grund dafür waren ergiebigere Schneefälle im vergangenen Winter.
Der bekannteste Gletscher des Landes, die Pasterze am Fuße des Großglockners, könnte bald in zwei Teile zerfallen. Sie ist nur noch durch ein schmales Stück mit dem Oberen Pasterzenboden verbunden.
Schon gewusst?
Viele Alpengletscher werden jedes Jahr zwischen Ende September und Anfang Oktober vermessen, um die Gletschermassenbilanz zu ermitteln. Das Haushaltsjahr dauert in unseren Breiten vom 1. Oktober bis zum 30. September des Folgejahres.
Experten gehen davon aus, dass die Gletscher in den Alpen noch schneller abschmelzen könnten als bisher angenommen. Forscher wie Andrea Fischer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) oder Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung gehen davon aus, dass Mitte des Jahrhunderts in den Ostalpen nur noch wenige Eisreste übrig sein werden.
Das Gletschereis schmilzt im Rekordtempo.
Diese könnten sich vor allem in schattigen Lagen der sehr hoch gelegenen Gebiete halten. Bei Alpengletschern in Höhen über 4000 Metern könnte es laut Eisen noch in etwa 100 Jahren Eisreste geben, bevor auch diese größtenteils verschwunden sein dürften.
Alpengletscher bergen Geheimnisse
Durch die intensive Eisschmelze werden immer wieder menschliche Überreste und Gegenstände auf den Gletschern gefunden. Erst im Juli und August wurden am Schlatenkees in der Venedigergruppe in Osttirol Leichenteile und Knochen sowie eine Leiche gefunden.
Solche Fälle sind nicht selten. Immer wieder gibt die Gletscherschmelze menschliche Überreste oder Gegenstände frei, die zuvor jahrzehntelang im Innern der Eisströme lagen. In den Alpen werden noch mehrere Dutzend Vermisste in Inneren von Gletschern vermutet.
Temperaturrekorde auf den Bergen
Die außergewöhnliche Wärme dieser Tage hat dazu geführt, dass auf Gipfelstationen in den Alpen in den vergangenen Tagen neue Temperaturrekorde für September gemessen wurden.
Blick auf die Ötztaler Alpen mit Wildspitze (links) und Brunnenkogel
Auf dem Brunnenkogel in den Ötztaler Alpen wurden auf knapp 3500 Meter Höhe 13,2 Grad gemessen. Auch am Sonnblick Observatorium in den Hohen Tauern wurden erst am Samstag 13,0 Grad verzeichnet. Damit wurde dort der wärmste Septembertag seit Messbeginn vor 137 Jahren registriert. Die alten Rekorde beider Wetterstationen wurden um jeweils 1 Grad überboten.
Erst Anfang September erreichte die Nullgradgrenze mit 5253 Meter Höhe den zweithöchsten Wert seit Messbeginn. Der höchste Wert von 5298 Metern wurde während der Hitzewelle im August registriert. Die Messungen wurden jeweils mit einer Radiosonde von Payerne in der Schweiz aus durchgeführt.