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Kanadischer Rauch trübt Fernsicht in den Alpen - trotz staubtrockener Luft diesige Sichtverhältnisse

12:33
2. Oktober 2023

Gruß aus Kanada
Rauch trübt Fernsicht in den Bergen

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Rußpartikel kanadischer Waldbrände trüben aktuell die Sicht in den Alpen, wie hier am Sonntag bereits auf der Zugspitze. - © panomax.com

Trotz sehr trockener Luft ist die Fernsicht am vergangenen Wochenende auf den Bergen eingeschränkt gewesen. Der Übeltäter für die diesigen Verhältnisse ist auf der anderen Seite des großen Teichs zu finden. Wir klären auf.

Wanderer haben am Wochenende vergeblich nach einer grandiosen Fernsicht gesucht. Vielmehr reichte die Sicht in den Bergen je nach Höhenlage oft nur zwischen 10 und maximal 30 Kilometern, wie die Fotostrecke zeigt.

Kanadischer Rauch trübt Fernsicht

Nicht feuchte Luft oder gar Saharastaub waren dafür verantwortlich. Die Ursache liegt in Nordamerika. Rußpartikel der verheerenden Waldbrände in Kanada haben sich in der vergangenen Woche über den Atlantik auf den Weg in den Alpenraum gemacht.

ÜbersichtskarteDie Rußpartikel kanadischer Waldbrände gelangten in den vergangenen Tagen mit der atmosphärischen Strömung bis in den Alpenraum.

Die Partikel, auch Aerosole genannt, legten dabei mehrere tausend Kilometer zurück. In den Alpen angekommen, sorgten sie seit dem Wochenende für eine ausgeprägte Dunstschicht. Diese sank von anfänglich über 4000 Meter auf 3000 Meter Höhe ab.

Während die Fernsicht am Sonntag in der Nähe des Jungfraujochs in der Schweiz auf knapp 3700 Metern bereits wieder grandios war, trübten die Partikel dort am Samstag noch die Atmosphäre.

Webcambildvergleich vom Jungfrau OstgratDer Bildvergleich vom Jungfrau Ostgrat in der Schweiz verdeutlicht das Absinken der Dunstschicht während des Wochenendes. - © Roundshot.com

Die Schicht mit der höchsten Konzentration an Rußpartikeln von den Waldbränden in Nordamerika lag am Sonntag in den Alpen je nach Region in etwa 2000 Meter Höhe. Also genau in der Höhe, in der viele Wanderer unterwegs waren und die Trübung fälschlicherweise auf Saharastaub zurückführten.

Diese Dunstschicht sank im Tagesverlauf regional sogar bis in die Täler ab und hatte eine vertikale Ausdehnung zwischen 500 und knapp 1000 Metern.

Ohne Dunst durch staubtrockene Luft gute Fernsicht

Das Kuriose dabei: Mit dem Hochdruckgebiet SONJA hätte man eigentlich eine gute Fernsicht in den Bergen erwarten können. Bei einem Hoch sinkt die Luft ab und erwärmt sich dabei. Gleichzeitig trocknet sie beim Absinken immer mehr aus. Es steht weniger Feuchtigkeit zur Kondensation zur Verfügung, Wolken und Nebel können sich meist kaum bilden.

Schon gewusst?

Ein Hochdruckgebiet ist nicht immer eine Garantie für Sonnenschein. Besonders in der kühleren Jahreszeit können sich innerhalb eines Hochs sogenannte Inversionen ausbilden. Dabei entsteht oft zäher Nebel oder Hochnebel.

Taupunkte von teilweise unter minus 30 Grad und eine relative Luftfeuchtigkeit bis 3 Prozent ließen am Wochenende auf eine äußerst klare und staubtrockene Luft auf den Bergen schließen. Je niedriger die relative Luftfeuchtigkeit ist, desto trockener ist die Luft und desto weiter kann man sehen.

Ohne den "Gruß aus Kanada" wären je nach Standort sogar Sichtweiten von über 300 Kilometern möglich gewesen. Der Blick würde beispielsweise von der Zugspitze, über die österreichischen Alpen bis zur Marmolata in Italien reichen.

Luft wird bald reingewaschen

Auch zum Wochenbeginn ist die Fernsicht in den Alpen durch die Aerosole noch eingeschränkt, wenn auch nicht mehr so stark wie am Wochenende. Bereits in der Nacht auf den Mittwoch erreicht eine Kaltfront den Alpenraum, wie das WetterRadar zeigt. Diese wäscht die Rußpartikel aus der Atmosphäre und sorgt folglich für eine klare Luft.

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