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Österreich: Massive Zunahme an Hitzetagen - Aus einstigen Rekorden wird neue Normalität

08:36
29. Juni 2023

Von Rekord zur Normalität
Massive Zunahme an Hitzetagen

Ein Mann kühlt sich mit Wasser ab. Bilder wie diese wurden während Hitzewellen der vergangenen Jahre zum Symbolbild.

Die erste Hitzewelle des Jahres liegt bereits hinter uns. Auswertungen zeigen nun, dass sich Hitzetage hierzulande in den letzten Jahrzehnten vervielfacht haben. Mit einer weiteren Zunahme dieser und Folgen wird gerechnet.

Die erste Hitzewelle des Jahres mit Spitzenwerten über 36 Grad wurde kürzlich von einer Kaltfront mit lokal kräftigen Gewittern beendet. Auch am Donnerstag und Freitag zeigen die Thermometer an manchen Orten 30 Grad an und weitere heiße Tage werden in diesem Sommer noch folgen.

Besonders in Erinnerung ist vielen aber noch der vergangene Sommer 2022. Waldbrände, Dürre und Hitze im Großteil Europas prägten die Nachrichtensendungen. In Österreich gab es gleich mehrere Hitzewellen in wenigen Wochen.

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Die Anzahl heißer Tage (Tageshöchstwert über 30 Grad) war sehr hoch. In den meisten Landeshauptstädten gab es rund 40 Prozent mehr Hitzetage als im langjährigen Mittel.

Innsbruck: 46 Hitzetage in einem Jahr

Auswertungen zeigen nun, dass sich die Zahl der Hitzetage in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht hat. In den Hitzesommern 2003 sowie 2015 wurden zahlreiche Rekorde bei der Anzahl der Hitzetage aufgestellt.

In der folgenden Tabelle ist die bisher größte Anzahl an Hitzetagen ausgewählter Orte im Vergleich zur mittleren Zahl der Hitzetage pro Jahr in der Klimaperiode von 1961-1990 beziehungsweise 1991-2020 abgebildet:

Ortbisherige Rekorde1961-19901991-2020
Innsbruck Universität46 (im Jahr 2003)923
Wien Hohe Warte42 (im Jahr 2015)1021
Linz42 (im Jahr 2015)516
St. Pölten41 (im Jahr 2015)1218
Graz41 (im Jahr 2003)417
Salzburg Flughafen32 (im Jahr 2015)613
Bregenz29 (im Jahr 2015)39

Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es in den Landeshauptstädten beispielsweise zwischen drei und zwölf Hitzetagen pro Jahr, im Zeitraum 1991 bis 2020 waren es bereits zwischen neun und 23 Tagen.

Alte Rekorde werden in Zukunft zur Normalität

Berechnungen der GeoSphere Austria zeigen, dass derzeitige extreme Werte von über 40 Hitzetagen pro Jahr in Zukunft zur neuen Normalität werden könnten. Bei einem weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2011 wird das der Normalfall sein.

Auswertung zu Hitzetagen in ÖsterreichHitzetage sind in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden. In Zukunft könnte die Zahl nochmal massiv ansteigen. Bei Einhaltung der Pariser-Klimaziele könnten sie sich auf dem aktuellen Niveau einpendeln. - © GSA

Die Rekorde könnten dann im für unsere Breiten noch unvorstellbaren Bereich von 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr liegen. Unter Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaübereinkommens würde sich die Zahl der Hitzetage in Österreich knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln.

Schon gewusst?

Das Pariser Klimaübereinkommen wurde von über 190 Ländern unterzeichnet. Die Länder verpflichten sich ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, um den globalen Temperaturanstieg bis 2100 auf deutlich unter 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu beschränken. Idealerweise werden Anstrengungen unternommen, den Anstieg auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen.

Prognosen zeigen, dass es zwischen den Jahren 2071 und 2100 in Innsbruck etwa 28 Hitzetage pro Jahr geben könnte, in Wien oder Eisenstadt könnten es knapp 26 solcher heißen Tage sein.

Gesundheitsrisiko: Hitze

Die Hitze wird derzeit noch immer als Gefahr unterschätzt. Mehrere Studien belegen aber, dass in Europa mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Stürme oder Hochwasser. Bei hohen Temperaturen wird das Herz-Kreislauf-System stark beansprucht und es kann zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder gar einem Kreislaufkollaps kommen.

Ältere Frau mit Sonnenschirm im SommerBesonders vulnerable Bevölkerungsgruppen leiden unter extremer Hitze.

Bei hohen Temperaturen nimmt auch die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit ab. Von Hitze ist die gesamte Bevölkerung betroffen, nicht nur Kleinkinder, ältere Menschen und Kranke. Umso mehr sind Hitzewarnungen in Zukunft von noch größerer Bedeutung.

Auswertungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zeigen, dass extreme Hitzewellen aus den Jahren 2017 und 2018 zu mehr Todesfällen geführt haben. Die hitzeassoziierte Übersterblichkeit war deutlich höher als in den Jahren zuvor.

Fernkälte im Kampf gegen die Hitze

Damit insbesondere öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Schulen oder Altenheime in Zukunft besser vor der Hitze geschützt sind, werden sogenannte Fernkältenetze weiter ausgebaut.

Das Prinzip funktioniert ähnlich wie die Fernwärmeversorgung: In den Zentralen der Energieversorger wird Wasser auf 5 bis 6 Grad gekühlt. Als Antriebsenergie wird Strom oder Wärme genutzt, etwa Abwärme aus den Müllverbrennungsanlagen. Das kalte Wasser fließt über Leitungen direkt zu den Abnehmern und wird dort im Gebäude verteilt. Gekühlt wird entweder über Rohre in den Wänden oder über Gebläsekonvektoren.

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Derzeit wird Fernkälte vor allem in Wien eingesetzt. 190 hauptsächlich öffentliche Gebäude sind hier an das Leitungsnetz angeschlossen. Die Technologie wird angesichts der Prognosen zur Anzahl der Hitzetage in den nächsten Jahrzehnten massiv an Bedeutung gewinnen - auch in kleinen Gemeinden. Die Kühlung aus der Ferne ist deutlich effektiver und klimafreundlicher als die Kühlung mit herkömmlichen Klimaanlagen: 50 Prozent der CO2-Emissionen werden eingespart.

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